Moin,

mein heimliches Lieblingsthema.

Das blitzschnelle Davonschießen der eigentlich geputzt-werdenden Gesellen interpretiere ich als Empfinden von unangenehmen Schmerz.
Vergesslich sind sie aber, am nächsten Tag bekommen sie an einer richtigen Putzerstation von den kleinen richtigen Putzerfischen ihre Parasiten abgeknöpft.
Ok, jeder darf interpretieren so viel er will. Nur sollte man das dann auch als Interpretation kennzeichnen, was in der grossen weiten Welt nicht immer geschieht. In den beiden oben zitierten Sätzen kann man auch schön ein Dilemma erkennen: wenn Fische Schmerzen empfinden können, müssen sie auch vergesslich sein.
Dazu kommt, dass ich dann jedes "blitzschnelle Davonschießen" als Schmerzreaktion interpretieren darf/muss. Das geht dann doch etwas zu weit, oder?

Ich bin mehr ein Freund von Fakten und dazu gehört nunmal der fehlende Neocortex bei Fischen. Wenn der Neocortex Voraussetzung für ein Schmerzempfinden ist - und das ist nachweislich der Fall - kann ohne Neocortex kein Schmerz wie wir ihn definieren empfunden werden. Dass es auf äußere Reize eine reflexhafte Reaktion geben kann, kennt jeder. Das muss aber nichts mit Schmerz zu tun haben.
Beispiel: jemand beobachtet einen Menschen, der entspannt auf einem Stuhl sitzt. Kommt ein zweiter Mensch und haut mit einem kleinen Hammer gegen das Knie und der Unterschenkel bewegt sich nach oben. Beobachtung: der Mensch auf dem Stuhl hat eine typische Schmerzreaktion aufgrund des Hammerschlags gezeigt. Tatsächlich handelt es sich aber nur um den Kniescheibensehnenreflex - wie jeder weiß. Diese Art von Interpretation meine ich. Komplizierte biochemische Vorgänge von Philosophen interpretieren zu lassen gleicht dem Versuch, sich astrophysikalische Effekte vom Papst erklären zu lassen. Da steht dann sehr schnell (und unwideruflich) fest, dass es der Schöpfer ist, der Planeten um ihr Zentralgestirn kreisen lässt.

Interessant ist, dass wir bei beiden Gutachten – dem biologischen und dem philosophischen – im Resultat konvergieren.
Das ist so falsch. Ich krümme mich schon vor Schmerz (!) wenn ich den Begriff "philosophisches Gutachten" lesen muss.

Gruß Thorsten