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Systematik:

Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Unterordnung: Wanzen (Heteroptera)
Teilordnung: Wasserwanzen (Nepomorpha)
Familie: Zwergrückenschwimmer (Pleidae)
Gattung: Plea
Art: Wasserzwerg

Wissenschaftlicher Name: Plea minutissima

Beschreibung:
Der Zwergrückenschwimmer erreicht eine Größe von 2 bis 3 mm und hat einen ovalen, gedrungenen Körper. Der Rücken ist hochgewölbt.
Die Art verfügt über große Facettenaugen, ihre dreigliedrigen Fühler sind wie bei allen Wasserwanzen kürzer als ihr Kopf. Das Schildchen (Scutellum) ist klein und dreieckig. Ihre Vorderbeine sind nicht zu Fangbeinen ausgebildet. Die Tarsen sind zwei- oder dreigliedrig. Die Hinterbeine, die zwei Krallen auf dem letzten Tarsenglied tragen, sind unbehaart. Beide Geschlechter sind in der Lage, sowohl Geräusche zu erzeugen (Stridulation) als auch Geräusche wahrzunehmen. Die Lauterzeugung dient möglicherweise dem Zusammenhalten der Schwärme. Die Larven haben zwischen dem dritten und vierten Tergiten am Rücken des Hinterleibs Drüsen.
Die Beine sind nicht wie typische Schwimmbeine gestaltet, dennoch sind die Tiere gewandte Schwimmer und Räuber. Alle Tarsen sind dreigleidrig. Zwischen Vorder- und Mittelbrust besitzen beide Geschlechter Laut- und Gehörorgane.

Vorkommen und Gefährdung:
Die Tiere leben gesellig in stehenden Gewässern und ernähren sich räuberisch von kleinen Insekten und Mückenlarven. Wie bei den Rückenschwimmern (Notonectidae) wird der wesentliche Teil des Luftvorrates in einem Haarfilz auf der Bauchseite gespeichert. Dies hat eine umgedrehte Schwimmhaltung, mit der Bauchseite nach oben, zur Folge. Sie klettern bevorzugt in dichter Unterwasservegetation umher.
Die Art kommt in ganz Europa mit Ausnahme des hohen Nordens vor. Ferner ist die Wanzenart im Mittelmeerraum einschließlich Nordafrika und dem Nahen Osten, in Zentralasien und Westsibirien beheimatet. Die Wanzen leben in stark verkrauteten, stehenden und langsam fließenden Gewässern verschiedenster Art. Sie klettern meist zwischen Wasserpflanzen und sogar unter Wasserlinsendecken umher und sind stellenweise sehr häufig.

Fortpflanzung:
Die als ausgewachsene Tiere (Imagines) in Schlamm und unter Steinen überwinternden Wanzen erscheinen im Frühjahr ab etwa April im freien Wasser. Bald danach beginnt die Paarungszeit. Bei der Begattung umklammert das schmalere Männchen das Weibchen zunächst vom Rücken her, nimmt dann aber von der Seite die Kopulation vor. Nach zwei bis drei Stunden lösen sich die Tiere. Die Weibchen legen ihre Eier durch Einbohren mit dem Legestachel (Ovipositor) in die Blätter von Wasserpflanzen ab. Nach drei bis vier Wochen ist die embryonale Entwicklung beendet und die Larven schlüpfen aus den Eiern. Wie alle Wanzen sind auch die Wasserzwerge hemimetabol, jedoch durchlaufen die Larven sechs statt fünf durch Häutungen getrennte Larvenstadien, bevor das Vollinsekt schlüpft.

Nahrung
Wasserzwerge sind Räuber. Sie erbeuten Stechmückenlarven, Muschelkrebse, Wasserflöhe und andere kleine Wasserarthropoden, die sie sie mit raschen Bewegungen ergreifen und schwebend im Wasser mit Hilfe ihres Saugrüssels aussaugen.


Besonderheit der Art:
Diese Art verlässt periodisch das Wasser um ein antibakteriell wirkendes Sekret aus ihren Metathorakaldrüsen auf die behaarte Körperunterseite aufzutragen.
Diese Substanz besteht nach Kovac und Maschwitz (Ecological Entomology 1989) vorwiegend aus Wasserstoffperoxid.
Durch diese antiseptische Drüsen- "Sekret-Grooming"- Substanzen, bleiben die hydrophoben Haare, die für die Atemwege die Luftblase halten, funktionstüchtig und bakterienfrei.
Werden die Wasserzwerge am Verlassen des Wassers gehindert, erhöht sich ihre Sterblichkeit signifikant, Bakterien wachsen auf ihren hydrofphoben Haare und durch Mikroorganismen werden die Käfer kontaminiert.

Lauterzeugung
Zwischen dem vorderen und mittleren Brustsegment beider Geschlechter befinden sich die Stridulationsorgane. An der Mittelbrust befindet sich eine Reibleiste. Diese wetzt durch nickende Bewegungen an den scharfkantigen Vorsprüngen der Vorderbrust. Die so erzeugten Laute sollen von Menschen nur hörbar sein, wenn mindestens sieben Tiere „singen“. Ebenso ist in beiden Geschlechtern ein Gehörorgan (Tympanum) entwickelt. Es befindet sich am Vorderrand des Mittelbruststückes. Das Trommelfell ist in einen chitinisierten Rahmen eingespannt und steht in Verbindung mit einem Nerv. In diesem Nerv ist ein Stift eingelagert, der bei Schwingungen der Trommelfellmembran erregt wird. Die Laute dienen vermutlich der Schwarmbildung vor allem in der Fortpflanzungszeit.


Fundort der fotografierten Tiere:
Diepold, altes Auskiesungsgewässer in Dessau. Fundtiere 1,5 mm groß und mit dem Mikroskop bei 20-facher Vergrößerung fotografiert.
Nur durch Zufall wurde die Art vom Autor entdeckt. Bei mitgenommenen Wasserproben incl. Wasserpflanzenmaterial im Sommer wurde alles nach Dokumentation in ein Tümpelaquarium gesetzt und im Herbst kam diese Art zum Vorschein.

Quellen:
Wiki I
Wiki II
Ecological Entomology

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