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Thema: Spinnfischen mit der Multirolle

  1. #1

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    Spinnfischen mit der Multirolle

    Spinnfischen einmal anders...
    Ich habe mich immer gefragt, warum die Herren aus dem Land der aufgehenden Sonne, aus Skandinavien oder bei Uncle Sam beim Spinnfischen fast immer mit einer Multirolle zu sehen sind..... und mich mal damit beschäftigt. Für alle gleich vorab: Man muß völlig neu werfen lernen und einiges beachten.
    Wenn man sich so eine Multi oder auch Baitcastrolle so anschaut, fällt sofort die quer gelagerte Achse auf.
    Als erstes das physikalische Problem: Weil man diese Achse mit der darauf befindlichen Schnur als Gesamtgewicht beim Abwurf erst einal in Bewegung setzen muß, und die dafür aufgewendete Arbeit von der Wurfenegie abgeht, ergibt sich für jede Rolle ein zwangsläufiges unteres Wurfgewicht. Je leichtere Köder man werfen will, um so komplizierter wird das. Fliegt der Köder dann erstmal, läuft die Spule durch ihre Trägheit praktisch von alleine weiter und reicht die Schnur relativ reibungsfrei nach. Das ist der Grund, warum Profis mit der Multi durchaus weiter werfen können. Man kann sich also ausrechnen, daß richtig gute Multirollen als feinmechanische Präzisionsgeräte auch richtig viel Geld kosten. Das Hauptproblem: Man bekommt sie zur Zeit noch nicht alle in Deutschland, wobei bereits gute auf dem Markt vorhanden sind.
    Ein Vorteil ist zeifelsohne, daß man zum Werfen nicht unbedingt die zweite Hand benötigt, weil eben kein Bügel umzuklappen ist. Das spart unter dem Strich sogar Zeit ein, wenn man die Wurftechnik beherrscht.
    Da die Schnur nunmehr aber gerade geworfen und wieder eingespult wird, kann sie sich auch nicht mehr verdrehen/verkringeln, was ich als ganz großen Vorteil ansehe.
    Ein weiterer Vorteil zeichnet sich dadurch ab, daß der Köder ja die Schnur hinter sich her ziehen muß. Es entsteht kein lockerer Schnurbogen, man kann besser unter überhängende Äste werfen, der Seitenwind kann nicht soviel Schnur abtragen und der Köder kann sich nicht so schnell überschlagen. Gerade ein mit der Stationärrolle geworfener Wobbler hat ja gerne die Angewohnheit, sich im entscheidenen Moment in der Schnur zu vertüdeln...
    Ein Nachteil ist natürlich, daß Gegenwinnd den Köder je nach Oberflächen-Masse-Verältnis abbremst, während die Spule natürlich weiter rotiert... So kann sich, wenn man icht aufpaßt, ganz schnell eine schöne Perücke entwickeln.
    Generell wird der Freilauf ja mit dem Daumen ausgelöst und mit demselbigen bis zum Abwurf die Spule blockiert. Dort bleibt er auch, um notfalls die ganze Chose auch abzubremsen, spätestens, wenn der Köder die Wasserobefläche berührt, muß man das auch - oder...siehe zuvor!
    Auf Grund des vorher Gesagten, empfielt es sich also, zum mindesten bei leichteren Ködern, die Rolle auf jeden Köder neu einzustellen. Das geschieht mit der Achs- oder Schleifbremse. Das ist der Knopf neben der Kurbel. In der Regel haben bessere Multis auf der gegenüber liegenden Seite noch die sog. Magnetbremse. Die ist ebenfalls einstellbar und dient dazu, ein Übedrehen in der Wurf-Anfangsphase zu verhindern. Lieber erst mal zudrehen und auf Wurfweite verzichten.
    Einige Rollen haben innen noch eine Fliehkraftbremse; das sind ganz kleine Gewichte, die durch ihre Reibung ebenfalls ein überdrehen verhindern sollen. Die Fliehkraftbremse ist normalerweise von außen nicht verstellbar und sollte - wenn lieber auch erstmal verstärkt werden, also "Pin´s" raus.
    Die Drillbremse wird über das an der Kurbel liegende Sternrad reguliert und daher auch Sternbremse genannt - im Gegensatz zur Schiebebremse bei einigen Meeresrollen... Diese ist sehr fein einstellbar und bietet somit jeder Flucht entsprechendes Paroli.
    Wenn also der Daumen auf der Spule liegt, ist die menschliche Greifhand nicht mehr funktionsfähig. Ein 60 cm-Hechtchen kann einem da, wenn er aus vollem Lauf in den Köder geht, schon mal die Rute aus der Hand hauen. Deshalb hat der findige Mensch den Griff seiner Rute mit dem sog. Trigger versehen. Das ist dieser kleine Haken, in den man den Zeige- oder je nach Geschmack auch den Mittelfinger einhaken kann - damit dieses eben nicht passiert. Kleine Baitcaster werden auch gerne "gepalmt" - das heißt: die ganze Rolle wird umfaßt (la palma: die flache Hand) und der Trigger sitzt zwischen Ring- und kleinem Finger.
    Besagtes Geschleuder wird ja nun aufrecht gefischt, d..h., die Rolle steht auf dem Blank. Demzufolge, sind auf jeder Multi-Rute viel mehr Ringe angebracht, damit die Schnur nicht am Blank scheuert. Weil aber die Achse der Multi dichter am Blank liegt , haben die Ringe der Multi-Rute einen so kurzen Steg. Dadurch verringert sich auch die Torsion (Verdrehung) des Blanks unter Last - soviel zu der Frage, warum man mit einer normalen Spinnrute keine Multrolle fischen sollte....
    Seit einigen Jahren gibt es aber auch das sogenannte Spiral-Guiding-System (SGS) , bei dem die ersten 4 Ringe die Schnnur um 180 Grad um die Rute jerumführen und dadurch die Torsionskräfte nicht mehr wirken. Ich habe mir etliche BC-Ruten danach aufgebaut und finde, daß selbst leichte Köder wie der Tiny Fry 50 ohne spürbaren Reibungsverlust ansprechend weit geworfen werden können.
    Und wenn nun schon einige Sportfreunde fragen, warum man sich das antut...: Es ist einfach hammergeil, den Fisch ohne Umlenkrolle 1:1 auf dem Daumen zu haben....!!!

    Klausi
    (der alte Barschzocker)
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    Geändert von Klausi (24.02.15 um 21:56 Uhr)

  2. #2
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
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    AW: Spinnfischen mit der Multirolle

    Super Beitrag, aber:

    Wie stelle ich denn nun meine Quantum Tempo LH ein, wenn ich am Wasser bin?
    Üben, üben, üben? Ohne weitergehende Anleitung?

    Hier noch ein Bild:

    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  3. #3
    Themenstarter

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    AW: Spinnfischen mit der Multirolle

    Hab´mal eben nach der Rolle gegoogelt... nunja, ist nicht ganz was für´s feine Fischen, aber bei 10 Gramm solltest Du mit etwas Übung klarkommen.
    Du nimmst dat Dingen und schraubst es auf die Rute, ziehst die Schnur durch die Ringe und hängst erstmal 30 Gramm ran. Dann hebst Du die Rute an.
    Die Magnetbremse dürfte sich rechts an der Außenseite befinden. Die stellst´e erstmal auf 3-4. Wenn dann Dein Gewicht bei Betätigen des Freilaufs steht, drehst Du die runde Stellmutter in Achsenmitte nach links, bis das Gewicht zu Boden sinkt - nicht fällt!
    Sollte es durchrauschen, drehst Du den Knopp eben feste, bis dat Dingen langsam runter sinkt.
    Dann Rute nach hinten oder seitlich hinten - je nach Gusto - den Freilauf zuschalten und natürlich die Spule mit dem Daumen blockieren. Im Schwung holen und beim Abwurf darauf achten, daß man etwas früher losläßt, als die Richtung, wo man den Köder hinhaben will. Das ist der kurze Moment, wo das Gewicht die Spule in Bewegung setzen muß. Machst´e das zu spät, rotiert der Koder um die Rutenspitze und klatscht Dir vor die Füße....
    Und sowie das Gewicht landen will: wieder Daumen auf die Spule! (sonst rotiert die trägheitsbedingt weiter und "läuft über" und Du hast die schönsten Perrücken.
    Alles eine Frage der Übung. Wenn die ersten Würfe gelungen sind, kannst Du stückweise mit der Achsbremse anfangen, locker zu drehen und wenn der Daumen seine Lektion gelernt hat, auch die andere Seite. Je leichter die Gewichte, desto mehr mußt Du aufpassen...
    reicht das für´s erste?

  4. #4
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
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    AW: Spinnfischen mit der Multirolle



    Hi Klausi,

    theoretisch ist mir das erstmal halbwegs klar.

    Praktisch sind meine Würfe aber meist weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Hatte mich seinerzeit damit getröstet, dass die Rolle perfekt für's Vertikalangeln und Driftfischen ist.

    Werde die Sache aber nochmal in Angriff nehmen. Vielleicht machst Du auch einfach mal nen Kurs mit mir, wir sind ja nur einen guten Multiwurf (einen von Deinen) voneinander entfernt.
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  5. #5

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    Daumen hoch AW: Spinnfischen mit der Multirolle

    Hi Thomas,

    da fühle ich mich jetzt Kompetent auch noch ein paar kleine Tipps dazuzugeben. Nimm für den Anfang am besten keine richtigen Köder, das lenkt nur ab. Ich würd auch erstmal von sehr leichten Ködern abraten. Ich hab meine ersten Wurfübungen mit der Multi mit 50g und 30g Birnenbleien gemacht. Mit den schwereren Gewichten ist es leichter ein Gefühl für den Bewegungsablauf zu kriegen.
    Weite ist erstmal egal, die kommt von alleine. Saubere Technik zählt. Das ist ein bischen wie Fliegenfischen üben.

    Und such dir fürs erste am besten einen Platz wo du ungestört bist. Es reicht schon wenn sich die Fische totlachen.

    Bei mir warens vieleicht drei Sessions a 2 Stunden bis die Birnen richtig flogen. Als nächsten Schritt bin ich dann mit Hechtködern losgezogen.
    Übrigens (auch wenn jetzt vieleicht einige Multisprofis aufheulen) reicht dafür eine günstige Rolle wie zum Beispiel eine ABU Silver max völlig. Wenn dann die Werferei mit den schwereren Ködern sitzt, kann man langsam das Ködergewicht reduzieren. Da kommst du dann allerdings irgendwann tatsächlich an einer etwas teureren Rolle so in der Klasse REVO nicht mehr vorbei. So unter geschätzt 15g wirds mit den billigteilen schwierig.

    Unterm Strich führt für mich beim Spinnfischen an der Multi kein Weg mehr vorbei. Stationärrollen nutze ich eigentlich nur noch in Ausnahmefällen. z.B. beim Huchenfischen, da hab ich noch keine passende bezahlbare Multi gefunden, oder beim Jiggen, da hab ich gerne den Finger an der Schnur, da ist mir die Stationärrolle lieber.

    Systematisch üben, Schritt für Schritt, dann klappts auch mit der Multi

    Petri
    Toni
    Geändert von Toni (20.12.11 um 14:15 Uhr)

  6. #6

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    AW: Spinnfischen mit der Multirolle

    Zitat Zitat von Toni Beitrag anzeigen
    ...
    Unterm Strich führt für mich beim Spinnfischen an der Multi kein Weg mehr vorbei. Stationärrollen nutze ich eigentlich nur noch in Ausnahmefällen. z.B. beim Huchenfischen, da hab ich noch keine passende bezahlbare Multi gefunden, oder beim Jiggen, da hab ich gerne den Finger an der Schnur, da ist mir die Stationärrolle lieber.
    ...
    -....
    Hi, das mit dem Jiggen sehe ich genau so, was aber stellst Du für Anforderungen zum Huchenfischen an die Rolle?
    Sollte dafür nicht eine, die auch zum schweren Hechtfischen geeignet ist, taugen.
    (Was spricht gegen Curado, Calcutta, Revo Toro (Winch)?)

    Geronimo

  7. #7

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    AW: Spinnfischen mit der Multirolle

    Hi Geronimo,

    1. eine Revo Toro wär sicher OK, aber da habe ich noch Schmerzen was die Preise angeht. Für ein paarmal Huchenfischen im Jahr die Rolle, die ich sonst für nix brauchen kann, dann müßt ich die Rute grundlegend umbauen, bzw. wahrscheinlich eine neue Aufbauen. Naja so eine Rute macht man ja nicht jedes Jahr, da solls dann ein ordenlicher Blank sein. Wenn ich schon das Geld für den Blank ausgebe dann gehören auch ordentliche Ringe drauf............
    .. ein Teufelskreis (kein technisches, sondern ein persönliches Problem; bei mir eskalieren solche Geschichten meistens). Wenn ich jetzt nicht Gewässerwart geworden währe, dann würde wohl genau die o.g. Geschichte gerade bei mir ablaufen.

    Bei den günstigeren Rollen fehlt einfach die Schnurkapazität. Fürs Huchenfischen benutze ich wegen der Vereisung üblicherweise 35er Mono. Nun sind Huchen nicht die härtesten Kämpfer, aber wenn sich einer in der 1m Klasse quer in die Strömung stellt, dann ist schon eine gewisse Schnurkapazität gefragt. 150m geben einfach ein besseres Gefühl als vieleicht 80m, da kann dann ein großer auch ein bischen spielen. Die gängigen Baitcaster haben eine angegebene Kapazität so um die 130m 30er. Das sind meiner Erfahrung nach reine Phantasiezahlen. Auf eine Silver Max, angegebene Kapazität 170m 30er, brachte mein Händler 116m 16er Fireline.....

    Also nicht, dass der Markt nichts hergeben würde, aber mir ist einfach der Aufwand derzeit zu hoch.

    Petri
    Toni

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