Japanischer Staudenknöterich

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Foto: Frank Vincentz CC BY-SA 3.0

Systematik: Eudikotyledonen
Systematik: Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Gattung: Flügelknöteriche (Fallopia)
Wissenschaftlicher Name: Fallopia japonica
Synonyme: Reynoutria japonica, Polygonum cuspidatum, auch Spieß-Knöterich, Japanischer Flügelknöterich, Kamtschatka-Knöterich, Japanischer Schirmknöterich

Beschreibung:

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Foto: H. Zell CC BY-SA 3.0
Sommergrün, Laubblätter mit schmal zulaufender Spitze, wechselständig und gestielt, Blätter 5-20 cm lang, max. 8 cm breit. Feine Behaarung auf den Blattadern der Blattunterseite.
Weiße Blütenstände werden ab August gebildet. Männliche Blütenstände (5 Kelch- u. Kronblätter, 8 Staubblätter) befinden sich nur auf männlichen Pflanzen, weibliche (5 Kelch- u. Kronblätter, 3 gefranste Narben) nur auf weiblichen Pflanzen (zweihäusig diözisch).

Der Japan-Knöterich bildet dichte und hochwüchsige Bestände, die kaum von anderen krautigen Pflanzen überwachsen werden. Sein Erfolg liegt vor allem in den unterirdischen, meist horizontal verlaufenden, verzweigten Rhizomen begründet, die bis zu 10 cm dick werden können. Hier sind etwa zwei Drittel seiner Biomasse gebunden. Aus den Rhizomen werden Sprosse und neue Rhizome gebildet, so dass ein Bestand sich vegetativ bis zu einem Meter pro Jahr ausdehnen kann. Nach Verletzung können aus kleinen Fragmenten des Rhizoms aber auch des Stängels neue Pflanzen heranwachsen. Die Ausbreitung des Japan-Knöterichs geschieht so ganz überwiegend vegetativ durch den Transport von Fragmenten mit fließendem Wasser oder durch Erdtransporte bei Bauarbeiten. Dabei werden regelmäßig große Ausbreitungsdistanzen erreicht. In Japan ist die generative Vermehrung durch hohe Samenproduktion und geringe Überlebensraten der Keimlinge gekennzeichnet, nach der Keimlingsetablierung sind die Überlebensraten groß. Vermehrung durch Samen spielt dagegen in Europa nur eine untergeordnete Rolle. In Großbritannien ist nur ein weiblicher Klon eingeführt worden. Im Gegensatz zu dort wurden in Deutschland vereinzelt auch Keimlinge gefunden. Viele Keimlinge, die scheinbar zu F. japonica gehören, sind tatsächlich Ergebnis von Hybridisierung mit anderen Fallopia-Arten.

Ausbreitungsstrategie:

In den Regionen, in denen der Japanische Staudenknöterich ein Neophyt ist, spielt die generative Vermehrung über Samen kaum eine Rolle. Vielmehr dominiert die klonale, vegetative Vermehrung. So bilden sich große Bestände, die meist entweder aus rein weiblichen oder rein männlichen Exemplaren bestehen und sich über ihre gleichgeschlechtigen Blüten keine Früchte bilden können. Eine Bestäubung über größere Entfernung ist kaum möglich.

In Europa und Nordamerika erfolgt daher die Ausbreitung hauptsächlich vegetativ. Unter der Bodenoberfläche, in mehreren Schichten übereinander, bildet diese Pflanze horizontale Rhizome („Kriechsprosse“) aus. Der Japanknöterich kann dadurch sehr schnell ausgedehnte und sehr dichte Bestände bilden.

Rhizom-Teile können für eine Ausbreitung über größere Entfernungen sorgen. So besiedeln sie beispielsweise, mit Gartenabfällen oder Baustellenaushub verbracht, rasch einen neuen Lebensraum. Teile von Wurzelstöcken werden auch vom Hochwasser mitgerissen. Entlang sonnigen Bachufern gedeiht diese Staude prächtig. Auch die unteren Stängelabschnitte können sich bewurzeln, wenn sie überflutet oder von Erde bedeckt sind.

Einführungs- und Ausbreitungsgeschichte / Ausbreitungswege:

Für die Ersteinführung werden in der Literatur verschiedene Daten genannt. So blieb lange unbekannt, dass die Art bereits 1825 im Garten der Royal Horticultural Society in England unter einem falschen Namen gepflanzt wurde. Die kommerzielle Vermarktung in verschiedene Länder Europas erfolgte ab 1849 durch die Gärtnerei von Siebold in Leiden. Die anfangs sehr teuere Art galt bald als ideal für den Aufkommenden Gartenstil der „Wild Gardens“ und wurde u.a. von der berühmten Gartenarchitektin Gertrude Jekyll empfohlen. Für England wird angenommen, dass sämtliche dort wildwachsende Individuen von Fallopia japonica var. japonica von der Ersteinführung abstammen.

In Deutschland verwilderte die Art wohl erstmals 1872 vom Gelände einer aufgelassenen Gärtnerei bei Zwickau. Neben der Verwendung als Zierpflanze wurde sie auch als Deckungs- und Äsungspflanze, als Viehfutter zur Böschungsbefestigung ausgebracht und galt anfangs auch als Spargel-Ersatz. Von den Anpflanzungen breitet sie sich durch Rhizomwachstum und vor allem durch den unbeabsichtigten Transport von Rhizomteilen oder die illegale Ablagerung von Gartenabfall aus.

Aktuelle Verbreitung und Ausbreitungstendenz:

Etwa 50 Jahre nach der ersten Einführung wurden die ersten spontanen Vorkommen in Mittel- und Westeuropa gefunden. Heute ist F. japonica in Mittel- und Westeuropa häufig und verbreitet. Nachdem ursprünglich überwiegend Gewässerufer besiedelt wurden, ist sie heute auch an gewässerfernen Wuchsorten häufig. Mit einer weiteren Ausbreitung an bisher nicht besiedelte Wuchsorte ist zu rechnen.

Lebensraum:

Ein Schwerpunkt des Vorkommens liegt an den Ufern von Fließgewässern. Dominanzbestände entwickeln sich vor allem an gehölzfreien Uferabschnitten oder auch unter dem Schirm von uferbegleitenden Gehölzen, die genug Seitenlicht einfallen lassen. Der Japan-Knöterich dringt hier in Staudenfluren ein und nimmt deren Platz ein. Häufig ist er auch auf urban-industriellen Brachflächen, an Straßenrändern, Böschungen und in nicht mehr regelmäßig gemähtem Grünland. In Wäldern ist er weniger starkwüchsig, kann hier aber auch dauerhaft vorkommen.

Auswirkungen:

Durch sein kräftiges Wachstum mit Wuchshöhen von 3 m und den Aufbau dichter Dominanzbestände gehört der Japan-Knöterich zu den auffälligsten Neophyten. Wenn auch, wie bei anderen Neophyten, seine Auswirkungen nicht oft detailliert beschrieben sind, ist die hohe Konkurrenzkraft der Knöterich-Sippen für den Naturschutz problematisch. Dominanzbestände an Flussufern verursachen außerdem wasserbauliche Probleme. Beides gilt aber nicht für sämtliche Wuchsorte der Knöterich-Sippen: Häufig sind von der Verdrängung nur häufige Arten betroffen, und viele Bestände an Flüssen bleiben ohne Effekt auf die Abflussdynamik. Die Veränderung des Landschaftsbildes durch die hochwüchsigen Pflanzen ist jedoch meist auffällig.

Betroffene Lebensräume:

Für den Naturschutz bedeutend sind vor allem die Bestände an den Ufern kleinerer Fließgewässer, vor allem in Flussbereichen, in denen flussbegleitende Gehölze gerodet oder aufgelichtet worden sind.

Tiere und Pflanzen:

Dichte Bestände des Japan-Knöterichs sind sehr geschlossen und lassen das Wachstum anderer Pflanzen nur sehr begrenzt zu. Häufig können nur Frühjahrsblüher dauerhaft mit ihm koexistieren, andere Pflanzen werden auf kleinwüchsige Reste vor allem am Rande der Bestände reduziert. Durch das zentrifugale Wachstum dringt der Knöterich auch in intakte Bestände anderer Pflanzen ein.

Meistens sind an den Flussufern häufige Arten nitrophiler Staudenfluren wie Pestwurz, Brennnessel und Zaunwinde von der Verdrängung betroffen. In einigen Fällen wächst der Japan-Knöterich an Wuchsorten des gefährdeten Straußenfarns (Matteuccia struthiopteris). Ob der Farn dabei verdrängt wird, ist an verschiedenen Gewässern unterschiedlich beurteilt worden, so dass Langzeitbeobachtungen notwendig sind.

Der Japan-Knöterich wird von einigen Blütenbesuchern und Phytophagen angenommen. Die Verdrängung einheimischer Nahrungspflanzen kann jedoch zum Rückgang darauf spezialisierter Insekten beitragen. Der Einfluss auf die Tierwelt hängt damit in erster Linie davon ab, welche Wirtspflanzen verdrängt werden und ob die Tiere auf andere Nahrungsquellen ausweichen können.

Ökosysteme:

Dominanzbestände des Japan-Knöterichs an Fließgewässern können deren Abflussverhalten stark verändern. Bei Hochwasser können die Bestände oder treibende Stängel den Abfluss verlangsamen. An stark verbauten Flussabschnitten in Südwestdeutschland wurde von einer Erhöhung der Erosionsgefahr durch Knöterich-Sippen berichtet, da die Knöterich-Rhizome den Boden schlechter fixieren als z.B. Gräser. Solche erosionsfördernden Wirkungen scheinen jedoch nicht zwangsläufig aufzutreten.

Menschliche Gesundheit:

Keine Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

Wirtschaftliche Auswirkungen:

Vor allem aus England und Deutschland sind vielfältige wirtschaftliche Folgen der Staudenknöterich-Arten beschrieben worden. Sie betreffen direkte Schäden an Gebäuden und Uferbefestigungen und Bekämpfungskosten an Ufern, auf Gleisanlagen und in Bauland. Für die Bekämpfung gibt es einerseits Berechnungen der tatsächlichen Kosten, andererseits Hochrechnungen darüber, was die Beseitigung in ganz Deutschland kosten würde.

Rhizome der Knöterich-Sippen können in kleine Ritzen von Mauerwerk, Asphalt, etc. eindringen und diese durch ihr Dickenwachstum sprengen. Dadurch sind vor allem Hochwasserschutzbauten, Schleusen und Dämme an Ufern betroffen. Aber auch Straßen, Parkplätze und sogar die Fundamente von Häusern können so beschädigt werden. Die Notwendigkeit kostspieliger Reparaturen besteht oft für lange Zeit, wenn der Knöterich nicht erfolgreich bekämpft wird.

Die Schäden an Deichen wiegen am schwersten. In den Jahren 1991 und 1992 entstand z.B. an mit Staudenknöterich bewachsenen Deichen in Baden-Württemberg, im Bereich der Gewässerdirektion West-Südwest, ein einmaliger Schaden von über 20 Millionen DM. Für ganz Deutschland ist im Schnitt für die Beseitigung von Uferabbrüchen durch F. japoniaca mit ca. 7 Mio. jährlich zu rechnen.

Ein wesentlicher Anteil an den wirtschaftlichen Auswirkungen besteht in den Bekämpfungskosten. In Großbritannien wurde berechnet, dass diese auf Bauland zwischen 14 und 50 Pfund/m² (=ca. 20-70 €) betragen können.

Für Deutschland wurden die Kosten für die Beseitigung von Fallopia an Gleisanlagen auf 2,4 Mio. Euro geschätzt. Wollte man sämtliche Knöterichbestände in Deutschland bekämpfen, kämen dadurch Kosten von 6,2 Mio. plus 16,7 Mio. Euro für die nachfolgende Ufersicherung zustande.

Quellen: