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Thema: Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua)

  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Thorsten
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    Raum Karlsruhe
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    Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua)

    Systematik:

    Klasse: Stachelflosser (Acanthopterygii)
    Klasse: Barschverwandte (Percomorpha)
    Ordnung: Barschartige (Perciformes)
    Familie: Echte Barsche (Percidae)
    Gattung: Gymnocephalus
    Art: Kaulbarsch

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Name:	Kaulbarsch_ca__6_cm_[1600x1200].jpg
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ID:	2728
    Bild mit freundlicher Genehmigung von HJJochims


    Wissenschaftlicher Name:
    Gymnocephalus cernua

    Synonyme: Rotzbarsch, Pfaffenlaus, Kulbars, Tork, Schroll, Rauigel, Rotzhetter, Rotzwolf, Schlickerbarsch, Schnotterbarsch

    Flossenformel:

    D XII-XVI/11-15
    A II/5-6
    P 17
    V I/ 5
    C /16-17

    Größe: 15-25 cm

    Gewicht: max. 400 g

    Alter: Rogner 10 Jahre, Milchner 7 Jahre

    Schuppenzahl entlang der Seitenlinie: 35-36

    Beschreibung:

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Name:	Schleimguben.jpg
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ID:	2641
    Gut zu erkennen sind auf dieser Aufnahme die Schleimguben

    Der Kaulbarsch gehört zu den echten Barschen und ist ein sowohl im Brack- als auch im Süßwasser verbreiteter Fisch, der sich gerne in kleinen Schwärmen zusammenschließt. Er ist hochrückig, wobei die Körperhöhe ca. 25% der Standardlänge beträgt. Wie alle echten Barsche besitzt auch der Kaulbarsch Kammschuppen. Seine Maulspalte ist so lang wie der Augendurchmesser. Am Kiemendeckel besitzt er einen langen, kräftigen Stachel. Am Vorkiemendeckel sind 6 -7 kurze Stacheln vorhanden. An der Unterseite des Kopfes besitzt er sogenannte Schleimguben, Vertiefungen, die zusätzlich zum Seitenlinienorgan Bewegungen im Wasser wahrnehmen. Diese sind auf dem Bild gut zu erkennen und können sich auch oberhalb der Augen fortsetzen. Die Seitenlinie setzt sich nicht ganz bis zum Schwanzstiel fort.

    Die Rückenflosse ist an den Hartstrahlen mit sehr spitzen Enden versehen, an denen man sich leicht verletzen kann, da er die Rückenflosse steil aufrichtet, wenn man ihn anfasst. Die Einstichstellen können einige Minuten sehr schmerzhaft brennen und bluten auch sehr schnell. Die Rückenflosse ist ungeteilt, was den Kaulbarsch in dieser Eigenschaft vom Flussbarsch abgrenzt. Die beiden Hartstrahlen der Afterflosse sind ebenfalls ziemlich spitz.

    Die Farbgebung des Kaulbarschs ist olivgrün, graugrün und zum Teil in's Bräunliche übergehend. Die Bauchseite und die Flanken sind gelblich bis weißlich gefärbt. Der Körper und die Flossen sind von unregelmäßigen dunklen Flecken überzogen. Die Brust schimmert zum Teil rötlich.

    Zum Wachstum des Kaulbarschs bietet Pisci Page eine schöne Grafik, die Durchschnittswerte aus der Literatur angibt. Danach ist der Kaulbarsch nach 1 Sommer ca. 7,5 cm lang, und erreicht mit 5 Jahren eine Länge von ca. 14 cm.

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Name:	Kaulbarsch Seite.jpg
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ID:	2727
    Die ungeteilte Rückenflosse ist gut zu erkennen

    Nahrung:

    Der Kaulbarsch ernährt sich von Zooplankton, Zuckmückenlarven, Würmern, Flohkrebsen, Fischlaich und Fischbrut. Durch sein hervorragend ausgebildetes Seitenlinienorgan mit den Schleimguben am Kopf kann er auch exzellent in der Nacht jagen.

    Vorkommen/Verbreitung:

    Nördlich der Pyrenäen und der Alpen bis nach Sibirien und in das nördliche Polarmeer hinein. Südlich der Donau fehlt er ebenso wie auf dem Balkan. Die Gewässer, in denen er vorkommt, haben in der Regel Anschluss an Meeresgebiete, z.B. die Ost- oder Nordsee oder das Kaspische Meer. In England kommt er ebenfalls vor, allerdings nicht in Schottland und nur begrenzt in Wales, wo er vermutlich von Menschenhand eingeschleppt wurde.

    In Nordamerika hat er sich in den großen Seen etabliert. Vermutlich kam er durch die Ballasttanks von Schiffen Mitte bis Ende der 80 er Jahre des letzten Jahrhunderts nach Amerika. Dort richtet er als Neozoe viel Schaden an. Die Schadwirkung scheint sich vor allem auf die Nahrungskonkurrenz zu den heimischen Fischarten zu beziehen. Durch seine hohe Anpassungsfähigkeit ist er vielen anderen Arten überlegen. Im englischsprachigen Wikipedia wird ihm unterstellt, dass er sogar das Potential besitzt, den Lake Superior ökologisch zu ruinieren.

    Als Gewässer bevorzugt er langsam fließende oder stehende eutrophe Gewässer, welche auch einen Salzgehalt von bis zu 12 Promille aufweisen können. Unter anderem ist er häufig an Flussunterläufen in der Barben- sowie Kaulbarsch-/ Flunderregion anzutreffen. Er ist sehr anpassungsfähig und kommt auch bis in die unteren Regionen der Forellenregion vor. Häufig befindet er sich in kleinen Gruppen in den tieferen Wasserschichten oder am Grund. Insbesondere an den Flussmündungen zum Brackwasser findet man ihn in großer Zahl.

    Verwechslungsgefahr:

    Der Kaulbarsch kann von weniger erfahrenen Personen mit kleinen Flussbarschen und Jungzandern verwechselt werden. An der ungeteilten Rückenflosse kann man den Kaulbarsch sicher von diesen Arten abgrenzen.

    In der Donau kann er mit den Arten Don-Kaulbarsch (G. acernia), Schraetzer (G. schraetser) und dem Donaukaulbarsch (G. baloni) verwechselt werden.

    Der Don-Kaulbarsch ist weniger hochrückig als der Kaulbarsch, seine Schuppen sind kleiner. An der Rückenflosse besitzt er mehr Stacheln, und die Seitenlinie weist mit 50- 54 Schuppen deutlich mehr als beim Kaulbarsch (35 - 36) auf. Außerdem besitzt er am Schwanzstiel noch 4-5 undurchbohrte Schuppen hinter der Seitenlinie.

    Der Schrätzer unterscheidet sich vom Kaulbarsch durch seine 3-4 deutlich erkennbaren Längsstreifen am Körper. Meist ist er gelblich gefärbt. Direkt vor der Brustflosse besitzt er einen kräftigen Dorn. Die Seitenlinie ist unvollständig ausgeprägt, in der fortgedachten Reihe besitzt er aber 55-62 Schuppen, was deutlich mehr ist als beim Kaulbarsch (35 - 36).

    Der Donaukaulbarsch ist deutlich hochrückiger als der Kaulbarsch und wirkt auch gedrungener. Die Flecken des Donaukaulbarsches sind immer senkrecht ausgeprägt. Die Rückenflosse ist zweigeteilt, bläulich gefärbt und besitzt dunkle Flecken.

    Habitatansprüche:

    Der Kaulbarsch ist eine recht anspruchslose Fischart, die vom Brackwasser mit Salzanteilen bis 12 Promille bis zum unteren Bereich der Forellenregion sehr gut zurecht kommt. Die Gewässer sollten eher pflanzenarm sein oder zumindest größere pflanzenarme Areale aufweisen.

    Sein Vorkommen ist mit der Eutrophierung eines Gewässers positiv korreliert. In den großen Seen Nordamerikas wurde er in Tiefen bis 85 Metern vorgefunden (Sandlund et. al. 1985, aus Gymnocephalus cernuus )
    Kommt der Kaulbarsch zusammen mit dem Flussbarsch in einem Gewässer vor, bevorzugt der Kaulbarsch die tieferen Regionen.

    Laichzeit:

    Der Kaulbarsch laicht in der Zeit von März bis Mai bei Temperaturen von 10- 15°C. In nördlichen Regionen beginnt die Laichzeit bei Temperaturen ab 6°C und reicht bis in den Juli hinein. Die Laichreife tritt nach 1 - 3 Jahren ein. Die Rogner legen zwischen 50.000 und 100.000 weißlich-gelbe Eier in zwei oder mehreren Schüben in gallertartigen Schnüren an Steinen und selten auch an Wasserpflanzen in Wassertiefen um die 2 - 3 m ab. Diese Laichschübe können bis zu 30 Tage auseinanderliegen. Die Eier werden bei Wasserkontakt klebrig und haben einen Durchmesser von 0,5 - 1 mm. Die Eier des ersten Schubs sind meist größer als die des zweiten. Meist werden die Eier von mehreren - dem Rogner folgenden- Milchnern befruchtet. Häufig schließen sich die Fische zum Laichen zu größeren Schwärmen zusammen. Die Larven schlüpfen nach 8-12 Tagen oder 100 Tagesgraden. Die Larven sind nach dem Schlupf ca. 3,5 mm groß und farblos. Von ihrem Dottersack, der annähernd zur Hälfte mit einer gelblichen Ölkugel versehen ist, können sie bis zu 14 Tage zehren, bis sie sich dem Zooplankton als Nahrung widmen. Unterhalb von 10°C und oberhalb von 20°C ist die Überlebensrate der Larven sehr gering. Die Jungfische bilden im Gegensatz zu den adulten Tieren keine Schwärme, die man auch bei anderen Arten sonst beobachten kann, sondern gehen einzeln auf die Jagd nach Zooplankton und anderer Nahrung.

    Besonderheiten:

    Linné, der die meisten unserer Süßwasserfische systematisiert hat, hat den Kaulbarsch als Perca cernua beschrieben, was teilweise als purzelbäume schlagend übersetzt wurde. Nach Kottelat und Freyhof wollte Linné damit beschreiben, dass der Kaulbarsch viel überkopf gründelt.

    2010 wurde von einem Studenten im Rahmen seiner Diplomarbeit im Ammersee eine bisher unbekannte Art der Gattung Gymnocephalus entdeckt (Gymnocephalus ambriaelacus). Diese nah verwandte Art ist vor maximal 10.000 Jahren entstanden. Er unterscheidet sich anhand seiner größeren Augen und seines "knubelligeren" Kopfes von Gymnocephalus cernua.


    Der Kaulbarsch wird wohl nur noch selten in unseren Breiten gegessen, obwohl er als sehr schmackhaft gilt. Kaulbarschsuppe ist eines der bekannteren Gerichte für diesen Fisch.

    Quellen und Literaturzitate:

    Wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Ruffe
    Fischarten in NRW http://www.asv-dalbke.de/anglerinfos...aulbarsch.html
    Fishbase http://www.fishbase.org/summary/Gymn...us-cernua.html
    Pisci Page http://www.pivi.de/_php/adodb/browse...ame=Kaulbarsch
    Ruffe http://www.first-nature.com/fishes/g...lus_cernua.php
    Red List http://www.iucnredlist.org/apps/redlist/details/9568/0
    Gymnocephalus cernuus http://nas.er.usgs.gov/queries/facts...px?SpeciesID=7
    ntv.de http://www.n-tv.de/wissen/Student-en...le1130201.html
    Fischlexikon http://www.fischlexikon.eu/fischlexi..._id=0000000056
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