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Thema: Zander (Stizostedion lucioperca)

  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
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    Zander (Stizostedion lucioperca)



    Systematik:

    Klasse: Actinopterygii (Strahlenflosser)
    Unterklasse: Neopterygii (Neuflosser)
    Überordnung: Acanthopterygii (Stachelflosser)
    Ordnung: Perciformes (Barschartige)
    Unterordnung: Percoidei (Echte Barsche)
    Familie: Percidae (Barsche)
    Unterfamilie: Luciopercinae
    Gattung: Stizostedion (Sander als Gattungsname ebf. noch gebräuchlich)
    Art: Zander

    Wissenschaftlicher Name: Stizostedion lucioperca, Sander lucioperca

    Synonyme: Schill, Sander, Sandbarsch, Hechtbarsch, Fogasch, Fogosch, Zahnmaul, Glasauge, Zannat, Zant


    Flossenformel:

    D1 XIV, D2 I/19-23
    A II/11-13
    P 15-16
    V I/5


    Seitenlinie: 75-100 Kammschuppen

    Größe: Bis zu 1,3m

    Gewicht: Bis max. 20 kg

    Alter: Bis max. 20 Jahre

    Beschreibung:

    Wie für echte Barsche typisch weisen Zander zwei getrennte Rückenflossen auf, die vordere besteht anatomisch aus Hart- und Weichstrahlen mit dunklen Punktreihen, die hintere lediglich aus Weichstrahlen (s. Flossenformel).
    Der Körper ist langgestreckt, spindelförmig und silbrig bis grüngrau gefärbt, dorsal, dunkler, ventral silbrig-weiß. Auf den Flanken weist er dunkle Querbinden auf, die im Alter auch verwaschen erscheinen können. Der freie Rand des Kiemendeckels endet in einem spitzen Dorn.
    Eine reflektierende Pigmentschicht innerhalb der Augen (---> Glasauge) weist ihn als vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Jäger aus, der auch noch den geringsten Lichteinfall nutzen kann, um seine Beute optisch gegen seine Umgebung aufzulösen. Der Kopf des Zanders läuft cranial spitz zu, das endständige Maul ist bis hinter die Augen gespalten.
    Im Maul befinden sich neben ungleichmäßig verteilten, relativ langen, größeren Fangzähnen auch kleinere Bürstenzähne.




    Blick in ein Zandermaul (von Thorsten zur Verfügung gestellt, Dank dafür)



    Zum Vergleich: Der Blick in einen Hechtrachen


    Der Körper ist von kleinen Kammschuppen besetzt, alle einheimischen Barsche, deren größter und schwerster Vertreter der Zander ist, sind sog. Ctenoidschupper. Stammesgeschichtlich stellt die Ctenoidschuppe eine Weiterentwicklung (Ableitung) der ursprünglicheren Rundschuppe (Cycloidschuppe) dar. Der Unterschied zwischen beiden Schuppenformen besteht darin, dass bei den Kammschuppen der Hinterrand der Einzelschuppe kammartig gezahnt ist, während der der annähernd kreisrunden Cycloidschuppe glatt ist.


    Nahrung und Jagdverhalten:

    Im ersten Lebensjahr besteht diese hauptsächlich aus planktonischen Krebsen, wobei auch nach einigen Monaten Lebensalter schon nach Larven anderer Fischarten geschnappt wird, danach wird zunehmend auf die Hauptnahrungsquelle Fisch umgestellt. Jüngere Zander jagen gerne in Schulen, ältere Exemplare pflegen zunehmend einen solitären Jagdstil. Ähnlich wie beim nahen Verwandten, dem europäischen Flussbarsch, sammeln sich ältere Exemplare gerne unter jagenden Schulen, um energetisch begünstigt bereits angeschlagene, zu Boden taumelnde Beutefische aufzunehmen.
    Im Gegensatz zum Hecht ergreift und schluckt der Zander einen Beutefisch überwiegend von hinten.
    Neben dem optischen Sinn bedient sich der jagende Zander natürlich auch seines Seitenlinienorgans, um die feinen hydrostatischen Druckwellen eines fliehenden Beutefisches ausfindig zu machen. Gegenüber dem Barsch verfügt er über ein besseres Gehör. Dabei begünstigen ihn anatomisch zwei schlauchförmig ausgewachsene Ausstülpungen der vorderen Schwimmblase, die sog. Schwimmblasenhörner. Diese reizvermitteln auf die paarig angelegten Vestibularorgane im Labyrinth, also strukturell dem Innenohr aller Wirbeltiere.


    Vorkommen/Verbreitung:

    Mittel- u. Nordosteuropa in Flüssen und auch Seen, westlich der Elbe ausschließlich menschlich verbreitet, Brackwasser der Ostsee (Haffe, Bodden). Kommt nördlich bis zum 65. Grad nördlicher Breite natürlich vor.

    Der Zander wurde seit dem 19. Jahrhundert in viele europäische Gewässersysteme eingeführt, so z.B. in Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden sowie Italien und England.
    Dies geschah zum Teil, um freie ökologische Nischen aufzufüllen, zum Teil aber schlicht auch, weil der Zander als Sport- wie hochwertiger Speisefisch überall hoch angesehen war, ist und wohl auch bleibt ...
    Der Zander zeigte sich nach Einführung vornehmlich in Fluss-Systemen überaus erfolgreich und bildete nach Einführung hochreproduktive, sich selbst erhaltende Populationen.
    Ob die Einführung des Zanders in neue Gewässersysteme ökologische Auswirkungen generiert, wird auch heute noch teilweise kontrovers diskutiert.

    Die Erfahrungen und Ergebnisse englischer und niederländischer Untersuchungen bringen zum Ausdruck, dass Zanderpopulationen unter geeigneten Bedingungen sowohl Barsch- als auch Hechtpopulationen verdrängen können, sich also im interspezifischen Konkurrenzkampf als durchsetzungfähig erweisen.

    In England wurden in den Jahren 1878, 1900 und 1960 Zander aus Deutschland und Schweden in südliche Fluss-Systeme Englands eingeführt/besetzt. Englische Wissenschaftler leiteten daraus ökologische Folgen in Hinsicht auf die Ichthyozönose ab:

    "Established in many southern rivers particularly Great Ouse but spreading naturally and by further introductions. Highly appreciated by anglers but not conservationists. Evidence of decline in native Esox lucius and Perca fluviatilis (Linfield and Rickards, 1979).(sic)"

    Auch in Spanien wurde der Zander eingeführt und gehört neben dem Wels zu den vorherrschenden Prädatoren der großen Flüsse (bspw. Ebro inkl. den 3 großen Stauseen, der obere Mequinenza, der mittlere Riba-roja und der untere Flix, alle gelegen zwischen Barcelona und Saragossa).


    Verwechslungsgefahr:

    Besteht wegen geographischer Separation nicht wirklich.
    Im Flussystem der Wolga und auch der Donau ist der wesentlich kleiner bleibende Wolgazander (S. volgensis) beheimatet, dem im Maul die auffälligen Fangzähne seines Verwandten fehlen. Darüber hinaus sind die vorderen Teile der Kiemendeckel des Wolgazanders komplett mit Schuppen bedeckt. Im Mittellandkanal wurden im letzten Jahr ebenfalls einige Exemplare gefangen, die vermutlich aus einem nicht angemeldeten Besatzversuch stammen. Der nordamerikanische Verwandte des Zanders ist S. vitreum (Walleye), der eurasische S. marinum, dessen Vorkommen sich vor allem über Schwarzes und Kaspisches Meer erstreckt.
    Über weite Teile der USA und im südlichen Teil Kanadas ist der Sauger (s. canadensis) verbreitet, ein naher Verwandter von S. vitreum.

    Habitatansprüche:

    Zander finden in größeren Flüssen, größeren Seen sowie im ausgesüßten Brackwasser der Ostsee ideale Lebensbedingungen vor. In Hinsicht auf stehende Gewässer werden eutrophe Seen mit geringen Sichtweiten bevorzugt, in Hinsicht auf Flüsse die von Schwebstoffen und Phytoplankton getrübten.
    Hecht und Zander kommen vielerorts nebeneinander vor, dennoch lässt sich die Faustregel ableiten, dass sich Zander Hechten gegenüber in weniger sichtigem Wasser durchsetzen, Hechte Zandern gegenüber in relativ klarsichtigem Wasser.
    Warum dem so ist, ist über die Lebensweise sowie die zur Verfügung stehende Sinnesapparatur beider Raubfischarten sowie die weiter unten beschriebene Lichtempfindlichkeit jüngerer Lebensstadien des Zanders nahezu selbsterklärend.

    Auf eine große Stärke des Zanders ist hinsichtlich seiner Habitatansprüche hinzuweisen: seine Anpassungsfähigkeit. Der Zander ist bestens imstande, sich an die Bedingungen in verbauten, ansonsten strukturarmen Gewässern anzupassen respektive sich unter diesen Bedingungen zurechtzufinden, beispielsweise schnurgerader Kanalführung und durch die Wannenform des Kanalbeckens bedingte Strukturarmut.


    Laichzeit:

    April bis Juni, Ablaichen ab etwa 12° C. Wassertemperatur möglich

    Im Alter von etwa 4 Jahren, Milchner bei 2-4 Jahren, Rogner bei 3-5 Jahren Alter und einer durchschnittlichen Körperlänge von etwa 45 cm wird ein Zander geschlechtsreif. Zur Fortpflanzung werden in 1-3 m Tiefe flache Laichgruben ausgehoben, bevorzugt über hartem, also etwa sandigem oder kiesigem Grund oder in der Nähe von versunkenen Baumstämmen/Ästen respektive Wurzelwerk. In Seen können diese Laichgruben aber auch deutlich tiefer liegen, dem Zander als ausgemachten Hartsubstratlaicher dürfte die Grundstruktur zur Reproduktion besonders wichtig sein.
    Pro Rogner werden bis zu 300.000 klebrige Eier einzeln abgelegt, die im Durchmesser etwa 1,5-2 mm groß sind. Wie fast schon annehmbar, zur Dämmerung oder nachts. Nach etwa einer Woche schlüpfen die anfänglich 5-6 mm langen Larven, die sich zunächst von ihrem Dottervorrat ernähren.
    Sukzessive erfolgt dann die unter dem Punkt "Nahrung" bereits beschriebene Umstellung auf andere Futterquellen. Zum Ende ihres Geburtsjahres erreichen die Jungzander 6-10 cm Länge.
    Der Milcher, der sich zur Laichzeit, also ein temporär auftretender Geschlechtsdimorphismus, durch einen schwarz gefärbten Rücken auszeichnet, dessen Färbung auch noch leicht die Flanken herunterläuft, aber im Längsschnitt nicht die Körpermitte erreicht, betreibt Brutpflege.
    Seine Aufgabe besteht darin, das Nest, die Laichgrube vor einer Zusetzung mit feinen Schwebematerialien zu bewahren, der Brut sauerstoffreiches Frischwasser zuzufächeln und potentielle Laichräuber von seinem Nachwuchs fernzuhalten.
    In diesem Zeitabschnitt gebärden sich männliche Zander ausgesprochen aggressiv.

    In den ersten Lebensstadien ist die Zanderbrut ausgesprochen lichtempfindlich. In einschlägiger Fachliteratur wird bereits eine Belichtungsstärke des Nestes von etwa 1 Lux als grenzwertig angesehen.
    1 Lux entspricht in athmosphärischer Luft der Belichtungsstärke einer 1 m entfernten Kerze.

    In unverbauten Flüssen führen Zander vor Laichzeit potamodrome Wanderungen aus, um geeignete Laichplätze zu finden und zu besetzen. Die Zurücklegung von Distanzen bis zu 250 km ist zu diesem Zweck wissenschaftlich dokumentiert worden.

    Natürliche wie künstliche Bestände des Zanders werden vielerorts durch Besatz gestützt.


    Besonderheiten:

    Barsche, beispielsweise auch Dorsche gehören anatomisch zu den Physoclisten. Das bedeutet, dass im adulten Zustand kein Verbindungsgang, der sogenannte Ductus pneumaticus, mehr zwischen der Schwimmblase und dem Darm besteht.
    Daher sind Barsche wie Dorsche empfindlich gegen, etwa im Drill, künstlich herbeigeführte Tiefenänderungen.

    Der zu einer abrupten Tiefenänderung zugehörige Gasaustausch kann von Physoclisten nur wesentlich langsamer als von Physostomen bewerkstelligt werden, also solchen Gruppen unter den Fischen, die auch adult anatomisch/morphologisch noch einen Ductus pneumaticus vorzuweisen haben.
    Bei Physoclisten muss der Gasaustausch über das Blutgefäßsystem erfolgen, dazu befinden sich eng an der Schwimmblase liegende Gasdrüsen.

    In einschlägiger Literatur wird diskutiert, dass bereits ein zu kurzfristiger Aufstieg aus einer Tiefe von 10 m zu einer irreversiblen Schädigung eines Zanders führen kann. Meeresanglern sind die Auswirkungen von Drills aus noch größerer Tiefe bekannt, die Fische erbrechen an der Oberfläche ihre Schwimmblase und verenden.

    Die Anfälligkeit/Verletzbarkeit gegenüber äußeren Einflüssen wird bei fishbase mit 61 von 100 (=sehr empfindlich) Skalierungspunkten angegeben.

    Seit einigen Jahren etabliert sich der Zander auch als Nebenfisch der Karpfenteichwirtschaft, vor allem deshalb, weil bei ständig sinkenden Fangerträgen die Nachfrage nach dem Speisefisch Zander kontinuierlich anwächst. Zudem suchen Angelvereine oft nach größeren Satzfischen.
    Neben der klassischen Teichwirtschaft laufen auch seit längerer Zeit schon Aufzuchten in Kreislaufanlagen, in denen das ganze Jahr über ideale Temperaturen zum Wachstum herrschen.
    Bei Beckenhälterung bis zum Satzfischalter wird zunehmend mit handelsüblichem Trockenmischfutter gefüttert.

    Über die Änderung von Licht und Temperatur lässt sich sogar ohne Stimulanz über Hormonzugaben ein Ablaichen außerhalb der natürlichen Laichzeit induzieren.

    Unter solchen Hälterungs- und Aufzuchtbedingungen kommt es in den früheren Lebensstadien zu ausgeprägten Kannibalismus, der eine ständige Größensortierung erforderlich macht.


    Quellen und Literaturzitate:

    Andreas Vilcinskas: Einheimische Süßwasserfische
    Wikipedia: Der Zander
    www.fishbase.org, http://www.fishbase.org/summary/Sander-lucioperca.html
    Register of international introductions of inland aquatic species, Stizostedion lucioperca


    Fotos:




  2. #2
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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Zum Artportrait des Zanders kommt noch eine kleine Ergänzung hinterher, die aber für sich stehen soll, weil sie persönliche Meinungen und Erfahrungen, von mir und Bekannten, enthält.


    [Exkurs:]


    Im Gegensatz zum ausgesprochen territorial veranlagten Hecht (Standfisch mit Revieranspruch) befinden sich Zander sowie auch deren nahe Verwandte, Flussbarsche, fast beständig in Bewegung.
    Ruhelos werden Seebecken, in Flüssen Strömungskanten und buhnenartige Ausstülpungen des Flusslaufs nach Beute abgesucht. Zander wie Barsche warten nicht auf Beute, sie suchen sie aktiv auf.

    An für sie wie somit auch für uns Angler interessanten Strukturen (Barschbergen, Kanten, Löchern, Wellen oder Rinnen im Gewässerboden) patroullieren sie häufiger, bleiben dabei jedoch fast immer in Bewegung.

    Zander sind überwiegend Tiefwasserräuber, zu Dämmerungsperioden oder in Nächten der wärmeren Jahreszeiten rauben sie jedoch auch gerne in Oberflächennähe. Problematisch an diesem überaus lohnenden Zielfisch, als erklärter Raubfischangler meine Lieblingsfischart, sind seine meist extrem ausgeprägten Beißzeiten.

    An bedeckten, zugezogenen Tagen können Zander auch den gesamten Tag über auf Beutezug sein, nicht aber an klaren sonnigen Tagen. Zu diesen Bedingungen sind Jagd und somit auch Beißzeit auf klar definierte Zeitintervalle beschränkt, meist am Spätnachmittag, zur Dämmerung oder gar in Dunkelheit, die oftmals nur 30-45 Minuten andauern.
    Dann, zur rechten Zeit am rechten Ort, kann aber jeder Wurf einen Fang bedeuten, das, was erstaunte Kollegen gern wie irritiert ehrfürchtig als 'Hexensabbat' bezeichnen.

    An klaren Tagen mit ausgeprägter (unbekannter) Beißzeit lohnen häufig menschgemachte Strukturen wie Brücken, Wehre o.ä., die Schatten spenden und den Zandern einen Grenzbereich zwischen hell und dunkel schaffen, sie stoßen dann aus den dunklen Gewässerbereichen zu.

    Die geschilderten Erfahrungen beziehen sich hauptsächlich auf mittlere wie größere Flüsse, in (vor allem kleineren) stehenden Gewässern wird es mitunter noch komplizierter, um an die Zander zu kommen.
    Von gänzlich unerfahrenen Jung- oder Besatzzandern sei hier natürlich nicht die Rede ...



    Früh übt sich ... der Autor mit einem prospektiven Kapitalen.

    Das in vielen Gewässern ausgewiesene Schonmaß von 45 cm erscheint mir, persönlicher, hoffentlich meinungsbildender Exkurs, als nicht hinreichend. Um natürlich zufriedenstellende Reproduktionsraten in einem dazu auch passenden Gewässer zu gewährleisten, sollten möglichst keine Fische entnommen werden, die nicht deutlich überhalb der 50 cm angesiedelt sind.

    [/Exkurs]


    Nun bin ich recht gespannt, ob ihr ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht habt. Oder zu dem einen oder anderen Punkt eine ganz andere Meinung habt ...
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  3. #3

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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Hallo Thomas
    Du hast hier mit viel Arbeit ein gutes Portrait gemacht. Ich versuche schon Jahre alles über diese Fischart
    heraus zu finden. Auch Versuche mit Zandern habe ich durchgeführt.Selbst Wissenschaftler können ihn schwer einschätzen. Ein Forschungsbedarf ist hier von Nöten, der auch erkannt worden ist. So habe auch ich eine anderen Kenntnisstand als du. Fakten zur Bewirtschaftung heißt die Datei die ich hier anfügen werde.
    Unter Ernährung steht in der Datei, das der Zander ab 4cm (6-8 Wochen) räuberisch ist. Dieses habe ich in einen Versuch nachgewiesen! Einen Behälter mit Totholz, Sand, Steinen und obenauf mit Wasserpflanzen zum verdunkeln, habe ich an einen schattigen Platz gestellt. 5 Zander 4-6cm eingesetzt, und jeden Tag abgezählte
    Rotaugenbrut zugesetzt. Wenn ich Morgens reingessehen hab war die Brut verschwunden, oder sie lag tot auf dem Grund. Bei den Zandern waren dicke Bäuche zu sehen. Der kleinste Zander ist mir nach einer Woche verendet, er
    war wohl noch nicht freßfähig. Wenn ich im Dunkeln mit meiner Kopflampe mit hellen Licht geleuchtet habe,haben
    sich die Zander gleich versteckt. Bei Rotlicht konnte ich sie unter dem Tausendblatt jagen sehen.
    Sie haben innerhalb von 3 Wochen 1 cm zugelegt. Diesen Versuch habe ich gemacht, weil ich nicht glauben
    konnte, das sie mit 4 cm schon räuberisch sind.
    Wir sollten versuchen soviel wie möglich von dieser Koryphäe zusammen zu tragen und zu bündeln.
    Gruß Taiga




    zanderhecht.pdf

  4. #4
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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Hallo Taiga,

    soll keine Kritik werden, nur eine Überlegung.

    Hast du bei deiner Versuchsanordnung denn auch mal beide Nahrungstypen angeboten? Also Krebse und juvenile Rotaugen. Dann wäre es interessant geworden für welche Nahrung sich der Zander entscheidet. So fürchte ich, dass sich der Zander aufgrund der mangelnden Wahlmöglichkeit für das geringere Übel (Verhungern) entschieden hat. Könnte dies so sein?

    Wenn dem nicht so war, solltest du den Versuch auf alle Fälle wiederholen.

    Spannende Sache, hätte gerne dabei Mäuschen (mit Rotlichtlampe) gespielt.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  5. #5

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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Zitat Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
    Zum Artportrait des Zanders kommt noch eine kleine Ergänzung hinterher, die aber für sich stehen soll, weil sie persönliche Meinungen und Erfahrungen, von mir und Bekannten, enthält.


    [Exkurs:]


    I
    Zander sind überwiegend Tiefwasserräuber, zu Dämmerungsperioden oder in Nächten der wärmeren Jahreszeiten rauben sie jedoch auch gerne in Oberflächennähe. Problematisch an diesem überaus lohnenden Zielfisch, als erklärter Raubfischangler meine Lieblingsfischart, sind seine meist extrem ausgeprägten Beißzeiten.

    An bedeckten, zugezogenen Tagen können Zander auch den gesamten Tag über auf Beutezug sein, nicht aber an klaren sonnigen Tagen. Zu diesen Bedingungen sind Jagd und somit auch Beißzeit auf klar definierte Zeitintervalle beschränkt, meist am Spätnachmittag, zur Dämmerung oder gar in Dunkelheit, die oftmals nur 30-45 Minuten andauern.
    Dann, zur rechten Zeit am rechten Ort, kann aber jeder Wurf einen Fang bedeuten, das, was erstaunte Kollegen gern wie irritiert ehrfürchtig als 'Hexensabbat' bezeichnen.

    An klaren Tagen mit ausgeprägter (unbekannter) Beißzeit lohnen häufig menschgemachte Strukturen wie Brücken, Wehre o.ä., die Schatten spenden und den Zandern einen Grenzbereich zwischen hell und dunkel schaffen, sie stoßen dann aus den dunklen Gewässerbereichen zu.

    Die geschilderten Erfahrungen beziehen sich hauptsächlich auf mittlere wie größere Flüsse, in (vor allem kleineren) stehenden Gewässern wird es mitunter noch komplizierter, um an die Zander zu kommen.
    Von gänzlich unerfahrenen Jung- oder Besatzzandern sei hier natürlich nicht die Rede ...



    Früh übt sich ... der Autor mit einem prospektiven Kapitalen.

    Das in vielen Gewässern ausgewiesene Schonmaß von 45 cm erscheint mir, persönlicher, hoffentlich meinungsbildender Exkurs, als nicht hinreichend. Um natürlich zufriedenstellende Reproduktionsraten in einem dazu auch passenden Gewässer zu gewährleisten, sollten möglichst keine Fische entnommen werden, die nicht deutlich überhalb der 50 cm angesiedelt sind.

    [/Exkurs]


    Nun bin ich recht gespannt, ob ihr ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht habt. Oder zu dem einen oder anderen Punkt eine ganz andere Meinung habt ...
    Wir haben das Schonmaß auf 50cm festgesetzt.
    In Niedersachsen sind es 35cm!!!!!! und in HH u. SH 40cm.

    Das Verhalten passt sich den jeweiligen Gewässern an. In Tidengewässern jagd der Zander das ganze Jahr über und sogar in der Mittagssonne. Gemachte Erfahrungen beziehen sich meist auf Gewässer und Abschnitte, an denen man häufig unterwegs war und entsprechend intensiv geangelt hat.
    Besonders das Einbeziehen der Tide hat mir lange Jahre einen Vorsprung gegeben.
    Aber ich habe mein Wissen immer an meine vielen Gäste weiter gegeben.
    Leider entstand besonders in HH durch unverantwortungsvolle Berichterstattung vieler Angelmedien und auch intensives kommerzielles Guiding ein starker Hype auf diesen Fisch.
    Das Ergebnis war eine schnelle Dezimierung der natürlichen Bestände durch einen extremen Angeldruck.

  6. #6

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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Hallo Mattes & dat- geit

    Ich wollte beim diesem Versuch nur sehen, ob der Zander mit 4 cm fressfähig ist, also kleine Fische frisst. Es wäre wirklich Interesant gewesen, Krebse als "zweit" Nahrung anzubieten. Darauf bin ich aber nicht gekommen, weil ich befangen war von meiner Idee. Ich glaube aber das es eine wichtige Lebensphase beim Zander ist. Entscheidener
    ist aber die Phase noch dem Schlüpfen der Brütlinge. Ist da nicht bei Beginn der Nahrungsaufnahme eine hohe Beutedichte vorhanden(Rotarien, Nauplien), ist die Überlebensrate der Brütlinge gering. Stimmen die Parameter im Teichökosystem nicht, gibt es nicht genügend Plankton.
    Also spielt das Wetter auch eine Rolle? (Beginn der Produktionsperiode)

    dat geit
    Auch wir haben das Maß hochgesetzt auf 50 cm. Bei uns gibt es eine Person, die bei euch in HH gefischt hat für
    eine Zeitschrift. Bei uns haben wir ihn nach einen Kursusversuch gekantet! (Thema gehört hier aber nicht her)
    Das Problem sind die Untermaßigen Zander. Ich habe eine Studie gelesen,über die hohe Sterblichkeitsrate dieser Fische, wenn sie mit Luft in Berührung kommen. Au Backe! Dieses siehst du nicht in der Zeitschrift.

    Gruß Taiga

  7. #7
    GW-Forum Team Avatar von Mattes
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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Hi Taiga,

    meinst du diese hier:

    Sterblichkeit von Zandern nach Luftkontakt

    Ohne sie erneut zu lesen, meine ich mich erinnern zu können, dass dabei noch nicht einmal die Dauer des Aufenthaltes an der Luft einen großen Unterschied ausgemacht hat, sondern schon der kurze Zeitraum fern des Wassers entscheidende Einwirkung hatte. Die Länge hat den Braten nicht fetter gemacht.

    Zu deinem Experiment: Zwingend wiederholen und berichten! (Zwingenst!!! )
    Gruß vom Mattes

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  8. #8

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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Der entscheidende Faktor ist bei Barschartigen die Fangtiefe!

    siehe auch
    URL: http://www.kn-online.de/lokales/ploe...25014&em_loc=5
    Geändert von dat_geit (14.12.11 um 00:17 Uhr)

  9. #9

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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    Hallo Ihr Zwei
    Dass die Fangtiefe entscheidend sein kann, darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. Aber da ist eine ganze Menge dran. Ich habe den Bericht eben gelesen, dumme Sache für den Fischer.
    Ja Mattes diese Studie meine ich. Am Wasser spreche ich unsere Gummiangler immer drauf an, und versuche
    ihnen das Verständlich zu machen. Das klappt ganz gut, und sie geben es auch weiter. Gruß Taiga

  10. #10
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    AW: Zander (Stizostedion lucioperca)

    In den Großen Flüssen wird der Zander leider immer mehr zum "Sportfisch", Menge mal Größe macht da den Held aus.
    Industrie, Handel und Fachzeitschriften leben gut davon und fördern nach Möglichkeit.
    Beim Karpfen und Wels ist das ne Sache des Betrachters, ich selbst kann da mit leben und tatsächlich viele der gefangenden Fische auch.
    Beim Zander, gehen dann die Meinungen weiter auseinander.
    Tierschutz, Bewirtschaftung, Umgang mit Nahrungsmitteln und Ökologie, da trifft alles aufeinander.
    (Passt aber auch auf Wettkampffischen)
    Ein Mitglied, das sich im Netz mit einenem Dutzend (C&R) Großzandern darstellte, hat uns schon verlassen.
    Die Zander werden dort wo sie vorkommen sicher nicht deshalb aussterben, nur wie erklär ich so etwas einem einfachen Mitglied der so etwas sieht und selbst mal einen Zander fangen möchte.
    Sollte die Untersuchung richtig sein und wir nehmen noch die große Tiefe der Winterplätze des Zanders hin zu, ergibt sich rechtlich ein doppeltes Verbot des C&R in der Bananenrepublik Deutschland.

    Ein gutes hat es aber, so bleibt wenigstens mehr Lebensraum für die Arten, die ursprünglich vorkamen.(Dort wo Zander nicht heimisch waren)
    Gruß Steini

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