Ergebnis 1 bis 10 von 46

Thema: Warum ist die Bachforelle so auffällig bunt ?

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
    Registriert seit
    28.12.2010
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    2.608

    Warum ist die Bachforelle so auffällig bunt ?

    Die Bachforelle ist ein wunderschöner Fisch, je nach Stamm besitzen sie Punkte, in leuchtenden Farben.
    Rogner und besonders die Milchner sind adult so gar nicht unauffällig.

    Hat sich da schon mal jemand Gedanken darüber gemacht warum das so ist ?

    Ich werde das jetzt mal machen, ob das aber so alles richtig ist, muss jeder selber beurteilen und sich dann einbringen.

    Meine Gedanken zur Färbung der Bachforelle:

    Bei vielen Fischarten besitzen die Milchner leuchtende Farben.
    Das ist sicher im Überlebenskampf ein Nachteil, Fressfeinde und auch Futter bemerken das Tier so einfach schneller.

    Nun gut, warum also? Weil die Rogner diese wohl bevorzugen, denn sie beweisen trotz der auffälligen Färbung, überlebt zu haben. Wenn die Rogner dieser Art unauffällig gefärbt sind, ist das ja nur ein Nachteil für die Milchner, nicht aber für Rogner.(Killifische)
    Die natürliche Auslese findet dann bevorzugt unter den Milchnern statt.

    Nur ist es völlig unnötig für Milchner, außerhalb der Laichzeit diesen Nachteil aufzuweisen.
    Also tricksen die Milchner die Rogner aus, indem sie nur zur Laichzeit diese Färbung besitzen.(Stichling ,Lachs)

    Zurück zu B.Forelle
    Verdammt, da passt etwas nicht !
    Da sehen beide Elternteile ganzjährig bunt aus, warum nur konnte sich das so durchsetzen ?
    Also muß es etwas anderes sein.

    Viele bunte Tiere sind giftig, also eine Warnfarbe es nie wieder zu versuchen?
    Nein Forellen sind nicht giftig, das also auch nicht.

    Warnfarbe, könnte das sein?
    Ich denke ja, nur wofür und für....wen?

    Habe 2 Ideen.

    Zeigt sie so vielleicht die Verwandschaft an?
    Die weniger vertrieben oder weniger gefressen Werdenden ,die vielleicht auch beim Ablaichen mehr Beachtung erhalten?
    Könnte ja sein, oder ?
    Na ja, das sollte wohl besser unauffällig auch möglich sein.


    Alle 3 heimischen Forellen können miteinander erfolgreich Nachwuchs zeugen.
    Die Jungfische weisen ein Jugendkleid auf, in dem die leuchtenden Farben noch nicht so oder gar nicht vorhanden sind.
    Unterscheidung der einzelnen Arten als Jungfisch, ....unmöglich?
    Meer- und Bachforelle kommen wenn möglich, im gleichen Lebensraum nebeneinander vor und beide verhalten sich in Teilen so wie die andere Art.
    Ist das vieleicht ein weiterer Hinweis, dass es nur eine Art ist ?

    Würde dann bedeuten: Achtung, ich bin ein Standfisch und verteidige mein Revier.
    Könnte dann ein Hinweis für Laichfische bei der Partnerwahl sein,
    oder für die Jungfische der Hinweis: Ich bin ein Standfisch, der euch fressen wird, wenn Ihr nicht aufpasst.

    Die Meerforellen, die ab- und aufsteigen, weisen solch Farbenspiel weniger auf, lediglich die Milchner zur Laichzeit werden teilweise bunt.
    Gefressen wird von ihnen im Meer, im Süßwasser weniger, und in den Brutbächen sind sie nur Gast.
    Auch bin ich der Meinung, sie seien verträglicher untereinander.


    Es bleibt spannend !

    (Ich halte sie so oder so schon lange für eine Art)



    Steini
    Geändert von Steini (verstorben am 06.09.2019) (07.10.11 um 22:03 Uhr)

  2. #2
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
    Registriert seit
    22.11.2010
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    1.624

    AW: Warum ist die Bachforelle so bunt ?

    Ein Beitrag ohne bisherige Antwort? Das wollen mir mal gar nicht einreißen lassen ...

    Wie Du schon richtig angeführt hast, Steini, können Färbungen interspezifisch wie intraspezifisch unterschiedliche Informationen beinhalten, Beispiele:

    - bin giftig oder anderweitig ungenießbar, Mimikry ausgenommen
    - gehöre zu Deiner Art (oder nicht)
    - bin fortpflanzungsbereit (oder eben nicht)
    - betreibe über komplett unauffällige Färbung Gestaltauflösung gegenüber der Umgebung, Mimese

    Prinzipiell lässt sich sagen, dass eine auffällige Färbung nur dann evolutiv nicht aus dem Genpool über Selektion herausgefiltert wird, wenn sie mehr Vorteile als Nachteile bietet.

    Wer ist der Spitzenprädator in der heimischen Forellenregion? Wenn wir Huchen ausklammern, wohl nur die Bachforelle selbst ...

    Jüngere Exemplare sind auch bei weitem nicht so auffällig wie ältere, die keinem sonderlichen Fraßdruck mehr ausgesetzt sind.

    Hindert auffällige Färbung am Beutemachen?
    Bei Anfluginsekten sicherlich nicht ... die treibende Beute ist ohnehin hilflos und vermag nicht festzustellen, was unter ihr geschieht. Das gilt auch für im Bachbett schlüpfende Insekten.
    Deren Meidbewegungen wären so ineffektiv, dass es egal wäre, ob der Angreifer knallbunt oder komplett farblos wäre.

    Und kleinere Fische als Beute? Da Forellen bevorzugt ihren Standplatz im Strömungsschatten haben, bspw. hinter größeren Steinen, die den Wasserablauf bremsen, dürfte auch das egal sein ... der Zugriff geht schnell, Tarnungsmechanismen quasi überflüssig.

    Fazit:
    Tierarten, die in ihrem Ökosystem zur Spitze der Nahrungspyramide gehören, können sich Auffälligkeit leisten. Zum Vorteil der internen Arterkennung oder aber schlicht zum Imponieren innerartlich.
    Auffällige Färbung, flossentragender Platzhirsch. Oder einer, der es mal werden will ... sofern ihre Auffälligkeit ihren Jagderfolg nicht mindert.

    Beste Beispiele dafür sind See- u. Meerforellen, lediglich ökologische Typen derselben Art. In Meer wie See bedeutete Auffälligkeit durch Färbung erhöhte Gefahr über den Zugriff von Fressfeinden, daher zeigen diese Typen auch eine weit weniger auffällige Färbung, sondern neigen im Freiwasser eher zu einer einfachen Art der Gestaltauflösung, wie Barsche oder Hechte auch.
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  3. #3
    GW-Forum Team
    Themenstarter
    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
    Registriert seit
    28.12.2010
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    2.608

    AW: Warum ist die Bachforelle so bunt ?

    Danke Thomas, dass du es wieder aufgegriffen hast!

    Aber steht die Bachforelle wirklich am Ende der Nahrungskette?
    Nein, da stehen noch Otter, Mensch, Kormoran, Bär, Adler oder Hecht.
    Das sind alles Tiere, die auf Sicht jagen und Forellen müssen sich vor ihnen verstecken.
    Wo ist also der Vorteil solcher auffälligen Färbung.

    Selbst am Ende der Kette kenne ich keine ähnlich auffäligen Arten.
    Meist sind es die kleinen, die recht bunt werden.
    Gruß Steini

  4. #4
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
    Registriert seit
    22.11.2010
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    1.624

    AW: Warum ist die Bachforelle so bunt ?

    Zitat Zitat von Steini Beitrag anzeigen

    Wo ist also der Vorteil solcher auffälligen Färbung.
    Hi Steini,

    ist die Färbung wirklich so auffällig? Wenn Du Bachforellen außerhalb des Wassers betrachtest, sicherlich. Im Wasser aber nicht, da dient die Färbung der Tarnung, ist also absolut der Umgebung angepasst.

    Wenn eine Bachforelle ihren Standort wechselt, passt sich auch ihre Färbung an den neuen Standort an, wie bei einem Chamäleon.

    Steht sie über dunklem Grund, ist der Rücken ebenfalls dunkel, dadurch ist sie für alle nicht wasserlebenden Räuber schwer zu erkennen (Aufsicht). Sind Pflanzen in der Nähe, wird die Rückenfärbung eher in's Grünliche gehen, nicht in's Bräunliche.
    Und die Tupfen? Ist ein Bachgrund nicht auch scheckig, tupfig (verschiedenfarbige Kiesel z.B.) und nicht einfach nur einfarbig?

    Ich schlage also folgende Leserichtung vor: die (nur scheinbar) auffällige Färbung macht die Bachforelle in ihrem Lebensraum gerade unauffällig.

    Eine in einem klaren Bergsee lebende Forelle wird weder einen dunklen Rücken aufweisen noch leuchtende Tupfen, sondern sich vielmehr eine silbrige Gesamtfärbung zulegen.
    Nur so ist sie an den Lebensraum Freiwasser auch optimal angepasst.

    Noch ein Detail zum Farbensehen der Bachforellen: Rot kann sie am besten wahrnehmen.
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  5. #5
    GW-Forum Team
    Themenstarter
    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
    Registriert seit
    28.12.2010
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    2.608

    AW: Warum ist die Bachforelle so bunt ?

    Zitat Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
    Hi Steini,

    ist die Färbung wirklich so auffällig? Wenn Du Bachforellen außerhalb des Wassers betrachtest, sicherlich. Im Wasser aber nicht, da dient die Färbung der Tarnung, ist also absolut der Umgebung angepasst.
    Rote und blaue Bereiche bleiben aber gut zu erkennen, weniger in der Draufsicht aber gut erkennbar.

    Zitat Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
    Wenn eine Bachforelle ihren Standort wechselt, passt sich auch ihre Färbung an den neuen Standort an, wie bei einem Chamäleon.

    Steht sie über dunklem Grund, ist der Rücken ebenfalls dunkel, dadurch ist sie für alle nicht wasserlebenden Räuber schwer zu erkennen (Aufsicht). Sind Pflanzen in der Nähe, wird die Rückenfärbung eher in's Grünliche gehen, nicht in's Bräunliche.
    Und die Tupfen? Ist ein Bachgrund nicht auch scheckig, tupfig (verschiedenfarbige Kiesel z.B.) und nicht einfach nur einfarbig?
    Der Jungfisch ist perfekt getarnt, aber die später erscheinenden Punkte sind sehr auffällig. Die Jungfische aller Arten/Formen sind aber nicht zu unterscheiden. Diese Punkte um die geht es aber, wo ist der Vorteil.

    Zitat Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
    Ich schlage also folgende Leserichtung vor: die (nur scheinbar) auffällige Färbung macht die Bachforelle in ihrem Lebensraum gerade unauffällig.
    Nee, klares nein!

    Zitat Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
    Eine in einem klaren Bergsee lebende Forelle wird weder einen dunklen Rücken aufweisen noch leuchtende Tupfen, sondern sich vielmehr eine silbrige Gesamtfärbung zulegen. Nur so ist sie an den Lebensraum Freiwasser auch optimal angepasst.
    Ja, so kann Sie sich anpassen. Da gab es auch Besatzversuche wo das geschah, nur dann, nennt sie sich Seeforelle.
    Da können die Roten Punkte dann völlig verschwinden. Aber die Punkte sind es ja die eine Bachforelle ausmachen.
    Wenn du, wie folgt noch geschrieben hast, das Forellen Rot besonders gut sehen, passt es doch alles zusammen.
    Die Punkte liegen an der Seite und sind so mit wohl für andere Fische ein Hinweis, Fische die diese Farbe besonders gut erkennen können.

    Zitat Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
    Noch ein Detail zum Farbensehen der Bachforellen: Rot kann sie am besten wahrnehmen.
    Thomas Du gibst Öl ins Feuer, um es zu löschen!
    Gruß Steini

  6. #6
    GW-Forum Team Avatar von Albert
    Registriert seit
    24.10.2010
    Ort
    in der Mitte Deutschlands
    Beiträge
    1.941

    AW: Warum ist die Bachforelle so bunt ?

    Ich glaube wie Steini das die Färbung der BF eine Signal- und Kommunikationsanlage darstellt.
    Nach meinen Beobachtungungen verschwinden die Punkte mit zunehmenden Alter durch:

    - Umstellung der Nahrung von Insekten auf Beutefische
    - Sicheres Revier von Größeren Forellen, kaum Auseinandersetzen mit Artgenossen

    Maßgebend für die roten Farbpunkte werden die Carotinoide sein, welche einen Pflanzenfarbstoff darstellen und nur durch diese sowie Bakterien und einige Pilz gebildet werden.
    Durch die Nahrungskette Pflanze-> Insekt-> Fisch werden die Carotinoide aufgenommen und in der Haut sowie im Muskelfleisch gespeichert.
    Ist bei Amphibien oder dem Federkleid der Vögel nicht anders.

    Es gibt aber auch europ. Stämme, wo die Punkte ausbleiben oder nur schwach orange ausgebildet sind (brit. Inseln). Inwieweit dort Carotinoiderangereicherte Wild-Insekten zur Verfügung stehen
    ist mir unbekannt.

    Temporäre Farben wie bei Stichlingsmännchen oder bleibende Rottupfer bei der BF sind biochemische Steuerungen des Organismus in der wilden Natur.
    Einen Nachteil sehe ich nicht. Bei Sichtprädatoren oberhalb der Wasseroberfläche bleiben die Fische getarnt.
    Gruß
    Albert

  7. #7
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
    Registriert seit
    22.11.2010
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    1.624

    AW: Warum ist die Bachforelle so bunt ?

    Zitat Zitat von Steini Beitrag anzeigen
    Thomas Du gibst Öl ins Feuer, um es zu löschen!
    Neenee

    Das war schon ein knapp gehaltener Hinweis von mir auf die Kommunikations- u. Signalebene.

    Ausgeführt könnte sich das so anhören:

    Die roten Tupfen der adulten Bachforellen führen zu einer verbesserten innerartlichen Erkennung und signalisieren bspw., dass ein Revier bereits von einem Standfisch besetzt ist.
    So liegt der Vorteil dieser vermeintlich auffälligen Färbung in der Absenkung der innerartlichen Aggression (Vermeidung von Revierkämpfen).

    Dieser Vorteil scheint den Nachteil der besseren Erkennbarkeit für ebf. wasserlebende Fressfeinde der BF (meinetwegen Otter) deutlich zu überwiegen. Vermutlich können sich BFs diesen geringfügigen Nachteil erlauben, da sie schnelle und wendige Schwimmer sind.
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •