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Thema: Schleie (Tinca tinca)

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    GW-Forum Team Avatar von Georg
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    Schleie (Tinca tinca)

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Name:	Schleie W6 1.jpg
Hits:	5861
Größe:	106,5 KB
ID:	2023Systematik:

    Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
    Überordnung: Ostariophysi
    Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
    Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
    Gattung: Tinca
    Art: Schleie

    Wissenschaftlicher Name: Tinca tinca
    Synonyme: Schleie, Schlei

    Flossenformel:
    D IV / 8-9
    A III-IV / 6-7
    P I / 15-17
    V II / 8-9

    Schlundzahnformel: einreihig, 4-5

    Korpulenzfaktor: 1,69

    Schuppenzahl entlang der Seitenlinie: 90-110

    Größe: Die maximal erreichbare Größe von Tinca tinca in Deutschland liegt bei etwa 65cm und 5,5kg, wobei 1961 in einem Moorsee eine Schleie von 10kg gefangen (Huminstoffe?) und dokumentiert worden sein soll. Die meisten Fische, die wir zu Gesicht bekommen, werden aber Längen von 20-40 cm aufweisen und sind dabei ca. 4-5 Jahre alt. Allerdings sollte hier nicht unerwähnt bleiben, dass die Schleie, so wie andere Cypriniden auch, zur Verbuttung neigt, wenn die Nahrungsbedingungen nicht optimal sind. Das Alters- und Gewichtsverhältnis sieht wie folgt aus: (S1) 5-15g, (S2) 50-100g, (S3) 200-300g.

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Name:	Schleie Rogner vs Milchner.jpg
Hits:	6156
Größe:	93,4 KB
ID:	2024Körperbau: Die dunkel- bis olivgrüne Schleie weist einen kräftigen, gedrungenen Körper und einen hohen Schwanzstiel auf, durch die nur geringfügig eingebuchtete Schwanzflosse hebt sie sich im Erscheinungsbild deutlich von den anderen Cypriniden ab. Die Körperform und Proportion wirkt weich und gerundet. Die 90-110 Rundschuppen der Schleie sitzen tief in der stark schleimenden Haut, dieser Schleim soll sogar pilzhemmende und antibakterielle Eigenschaften besitzen, hierzu später noch ein paar Anekdoten. Tinca tinca besitzt am endständigen Maul 2 Barteln, ab dem zweiten Lebensjahr verdickt sich beim Milchner der 2. Flossenstrahl der Bauchflosse, diese wird auch deutlich größer als beim Rogner, somit ist eine Geschlechtsbestimmung auf den ersten Blick möglich.

    Fortpflanzung: Die Schleie benötigt zum Ablaichen eine Wassertemperatur von 20-24°C. Im Zeitraum von Mai – Juli laicht sie portionsweise im Abstand von etwa 2 Wochen ca. 300000 Eier über Pflanzensubstrat in strömungsberuhigten Bereichen ab. Die Eientwicklung erfolgt in 65 Tagesgraden, bei stark schwankenden Temperaturen ist der Reproduktionserfolg aber eher als gering anzusehen. Die geschlüpften Jungfische besitzen eine Klebedrüse am Kopf, mit der sie sich an Wasserpflanzen anheften, bis sie frei schwimmen können. Nachzuchten der Schleie gestalten sich ein wenig schwierig, weil beim Abstreifen des Portionslaichers jeweils nur eine verhältnismäßig kleine, reife Rogenmenge gewonnen werden kann.

    Lebensraum: Tinca tinca ist mit Ausnahme von Griechenland, Island, Nordschottland und Nordskandinavien in ganz Europa anzutreffen. Sie bevorzugt flache, wärmere Stillgewässer mit reichem Pflanzenbestand (Hecht-Schleie-See), aber auch langsam fließende Gewässer der Brassenregion werden angenommen, gelegentlich wird sie sogar im Brackwasser (Salztoleranz bis 12‰) gefangen. Die lichtscheuen Fische verstecken sich tagsüber in Krautbetten, bei einsetzender Dämmerung verlassen sie dann ihre Unterstände, um auf Futtersuche zu gehen. Im Winter sind sie in der Lage, eingewühlt im Bodenschlamm, eine Art Winterruhe abzuhalten, die hohe Sauerstoff- und pH-Toleranz macht sie zu einer der „zähen“ Wasserbewohnerinnen.

    Ernährung: Omnivor ernährend frisst die Schleie alle Insekten, Larven, Tubifex, Wasserplankton, Muscheln und Schnecken, bei letzteren hat es ihr vor allem die "Schleischnecke" Gemeine Schnauzenschnecke - Bithynia tentakulata angetan, die sie von Steinen und Wasserpflanzen pflückt.

    Besonderes: Die planktonischen Larven des Ruderfuß-Kiemenkrebses Ergasilus, welche sich schmarotzend an die Kiemen der Fische haften, können der Schleie gefährlich werden, gerade in Gewässern mit wenig Pflanzenwuchs ist die Schleie diesem Schmarotzer eher ausgesetzt als in Gewässern, welche eine gute Unterwasservegetation aufweisen oder verkrautet sind. (Quelle: Müller,Horst ; Fische Europas, Neumann Verlag Leipzig 1987).

    Zu guter Letzt hatte ja unter dem Punk Körperbau angekündigt, ein paar bekannte Irrtümer zu erwähnen. Grund für diese Geschichten und Mythen ist der sehr zähe Hautschleim der Schleie, so glaubte man früher, dass dieser Schleim diverse Erkrankungen heilen könne, Patienten mit Gelbsucht wurden Schleien auf die Füße gelegt (?) ,
    Hauterkrankungen und Verletzungen wurden ebenfalls mit Schleienschleim behandelt bzw. bestrichen.
    Auch das Gerücht, dass verletzte Fische gezielt Schleien aufsuchen würden, um sich durch den direkten Kontakt mit dem Schleienschleim kurieren zu können, hält sich bei manchen Anglern bis heute hartnäckig.
    Geändert von Georg (11.07.11 um 19:38 Uhr)

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