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Thema: Aal, Europäischer (Anguilla anguilla)

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  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Aal, europäischer (Anguilla anguilla)

    Mattes,
    ich bin begeisterer!
    Da steckt sehr viel Arbeit drinn.

    Was ich mir bis heute noch nicht erklären kann, ist das verteilen der Glasaale auf die Flüsse.
    Hier wird immer darauf verwiesen das sie den vorhandenen Bestand richen.

    OK, möglich und bei dem Geruchssinn auch sehr wahrscheinlich.
    Was mich stutzig macht, sind die Strömungsverhältnisse an der Küste.
    Die Strömung drückt das Wasser von der Biskaja, durch den Ärmelkanal in die Nordsee.
    In der Nordsee dreht sich das Wasser gegen den Uhrzeigersinn, es stromt also an der Deutschen Küste entlang weiter nach Dännemark und Norwegen.
    Wenn es in allen Flüssen solch einen Rückgang giebt, warum schwimmen sie dann, von Spanien/Frankreich kommend, an etlichen Mündungen vorbei und besiedeln noch immer das gesammte Gebiet.
    Die Glasaale erhalten so ja keine Info wie hoch der Bestand in den Gewässern vor Ihnen ist.
    Dann müsste Gewässer auf Gewässer im Bestand aufgefüllt werden um weiter zu wandern.
    Meine einzige Erklärung hir zu, die Aale besiedeln die Gewässer gegen die Strömung.
    Dann müssten sie, vom Atlantik kommend durch die Nordsee zu uns gelangen.
    Dann aber sollte die Fischerei auf Glasaale keinen so großen Einfluß auf die Bestände in Nordeuropa haben.

    Würden sie erblich geprägt, wurden sie sich aber weiter unterscheiden, da wurden ja schon Untersuchungen gemacht.

    Da muss es noch was geben,.... meiner Meinung.

    Ach ja, Raubaale entwickeln sich immer dann wenn Mangel an Futter ist.
    Die sind auch bei weitem nicht so fett.
    Fisch ist eben Magerkost, mann wächst, aber kann keine Reserven anlegen.
    Mit dem Fettgehalt hängt aber wohl das Abwandern zusammen.
    Könnte ein Grund sein warum in besten Aalgewässern nur Spitzköpfe vorkommen und diese hier, nicht mal besonders groß werden.
    Richtig groß werden nur Breitköpfe, wenn sie nach vielen Jahren Erfahrungen als Raubfisch mal ein gutes Jahr haben, und dann werden auch sie fett.

    Das Geschlecht der Aale ist nicht bestimmt, sondern entscheidet sich erst in den ersten Jahren im Süßwasser.
    Futterangebot, Wachstum und Themperatur sollen da Einfluss haben.
    Klingt verrückt, ist aber bei Fischen nicht ungewöhnlich.


    Steinbeißer

  2. #2
    GW-Forum Team Avatar von Mattes
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    AW: Aal, europäischer (Anguilla anguilla)

    Hi Steinbeißer,

    danke für das Lob. Es hat zwar Mühe gekostet die Informationen zusammen zu tragen, aber dennoch basieren sie auf angelesenes Wissen und rein theoretischen Erfahrungsaustausch.

    Weder bin ich Zoologe noch Wissenschaftlicher. Also bleibt mir auch nur zu spekulieren.

    Der Geruchssinn spielt aus meiner Sicht auch eine große Rolle für das Aufstiegsverhalten. Die Frage ist, ob sie zudem noch eine Art genetischen Impuls bekommen. Entgegen anders lautenden Meldungen, sollen sie ja durchaus dazu in der Lage sein, im Golfstrom aktiv zu steuern, zumindest ab einem gewissen Zeitpunkt, auch wenn erst kurz vor Ende der Reise.

    Zur "Füllung" der Habitate sehe kein reihenmäßig angelegtes Belegen, sondern ein tröpfelndes. Ein steter Anstieg der Anzahl, bis irgendwann die Duftmoleküle der Maße signalisiert: Dieses Habitat ist gesättigt.

    Die Sache mit dem "Verschwimmen" wird ganz komplex. Wir wissen ja nicht welche Dynamik ein Glasaal zu verwirklichen mag, um seinen Ausstiegspunkt abzupassen. Noch weniger wissen wir, wie es sich anfühlt in einem verdiffteten Strom zu reisen. Es reicht ja aus einen Jahrtausende währenden Rhythmus leicht zu irritieren und es kommt etwas ganz anderes dabei heraus. Man möchte an dieser Stelle fast philosophisch werden.

    Die Glasaalfänge vor den anderen Küsten sind ja nicht stabil geblieben. Ohne Zahlen zu kennen, müssen auch sie mit stark zurück gegangen Fängen klar kommen. Ob dies nun in der Verdrifftung zu suchen ist oder an der allgemeinen Lage? Keine Ahnung.

    Es ist und bleibt ein höllisch spannendes Thema.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  3. #3
    GW-Forum Team Avatar von Georg
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    AW: Aal, europäischer (Anguilla anguilla)

    Das Wanderverhalten von Fischen und deren Orientierungsmöglichkeiten sind bisher nur unzulänglich erforscht, um so spannender ist die Suche nach entsprechenden Informationen.
    Es hat sich in letzter Zeit viel getan, bei Lachsen konnte nachgewiesen werden, das sie sich anhand des Magnetfeldes orientieren können, Junglachse orientieren sich beim abwandern neben den Strömungsverhältnissen auch an Temperaturdifferenzen.
    Der Geruchssinn ist beim Aal zwar stärker (vermutet) ausgeprägt als bei anderen Fischen, jedoch sollten die verbleibenden Möglichkeiten zur Orientierung, ein paar hatte ich oben schon genannt, nicht ausgeschlossen werden.
    Es bleibt ein spannendes Thema!

  4. #4
    GW-Forum Team Avatar von Mattes
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    AW: Aal, europäischer (Anguilla anguilla)

    By the way, wo Georg es gerade noch mal schreibt. Die meisten Artikel, die hier vom Team geschrieben werden, gehen in der Regel noch mal über die Bildschirme aller im Team. Es werden Korrekturen vorgeschlagen und Ergänzungen eingefügt. Somit ist es oft eine Teamarbeit, die das Ergebnis prägt. Das Lob muss also dem Team gelten.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  5. #5
    GW-Forum Team Avatar von Albert
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    AW: Aal, europäischer (Anguilla anguilla)

    Habe interessante Infos über den amerikanischen, japanischen und europäischen Anguilla gefunden:

    das-geheime-leben-der-aale
    Gruß
    Albert

  6. #6
    GW-Forum Team Avatar von Mattes
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    AW: Aal, europäischer (Anguilla anguilla)

    Danke Albert,

    schöner Lesestoff. Nur schade, dass Aalgeschichten nie mit einem Happy-End aufhören.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  7. #7
    GW-Forum Team Avatar von Mattes
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    AW: Aal, europäischer (Anguilla anguilla)

    Habe dem Aalportrait nun eine Übersicht seiner inneren Organe spendiert.

    Dem vorausgegangen waren einige Fragen, die sich mir stellten.

    Zum einen, ob die Leber geschädigt ist, da diese schwarze Punkte an der Vorderseite aufweist und zum anderen die Form. Ist es normal, dass die Leber eingekerbt ist.

    Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	Aal_Leber.jpg
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ID:	2516

    Weiterhin haben mich die kleinen Bläschen am Schwimmblasengang und unterhalb der Schwimmblase vor die Frage ihrer Funktion gestellt.

    Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	Aal_Schwimmblasengang.jpg
Hits:	15226
Größe:	84,6 KB
ID:	2517

    Ich habe diese Fragen an Herrn Mock vom LANUV gereicht und heute Antwort erhalten.

    Sehr geehrter Herr David,

    mein Kollege Gerd Feldhaus bat mich, Ihre Fragen bezüglich der Organveränderungen beim Aal zu beantworten.
    Die Bläschen sehe ich auch zum ersten Mal, vermutlich handelt es sich aber nicht um irgendwelche parasitären Cysten, sondern lediglich um Gewebe- bzw. Fettablagerungen.

    Eine Einkerbung der Leber ist auch relativ selten, kommt aber auch bei anderen Fischarten ab und zu vor. Die Blutungen in der Leber (schwarze Punkte) können mit dem Anguillicola-Befall in Zusammenhang stehen. Häufig kommt es durch den Schwimmblasenwurmbefall zu Sekundärinfektionen durch Bakterien in der Schwimmblase oder auch in der Leber.

    Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen zufriedenstellend beantworten.

    Mit freundlichen Grüßen
    D. Mock
    LANUV NRW
    Fachgebiet 26 - Fischereiökologie -
    Fischgesundheitsddienst
    Scheinbar kann Anguillicoloides crassus die Organe stärker schädigen, als ich bisher dachte.

    Zu den Bläschen: Im "Leitfaden für den Körperbau der wichtigsten mitteleuropäischen Süßwasserfische" von Jens Lehmann (1991) steht "Schwimmblasengang, leicht blasenartig erweitert".

    Ist mit blasenartig erweitert nun der Formübergang zur Blase an sich gemeint oder beschreibt er hier diese Bläschen? Dann aber müsste auch Herr Mock sie kennen.

    Hat jemand noch andere Darstellungen der inneren Organe des Aal vorliegen (außer Tesch - Der Aal)?
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


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