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Thema: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

  1. #1

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    Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

    Frohe Ostern, erstmal!

    Ich habe ein Problem - oder vielmehr: Kein Problem mehr.

    Eines unserer Vereinsgewässer ist ein halbhektar großer, gleichmäßig seichter Weiher mit teils kiesig, teils schlammigem Grund.
    Der Zufluss des Weihers ist ein kleines Bächlein, der etwa nach zwei Kilometer über Stock und Stein in den Weiher mündet.
    Das Wasser des Zuflusses ist also sehr kalt und sehr sauerstoffreich.

    Im Jahr 2014 wurde in diesen Weiher "ein Zentner Giebel" besetzt. Warum man Giebel dort überhaupt besetzt hat, weiß ich nicht, ist auch n anderes Thema.
    Jedenfalls ging ich noch bei meiner Amtsübernahme vor drei Wochen davon aus, dass in dem Gewässer ein Giebelbestand vorkommt, der
    entweder schon verbuttet ist, oder noch verbutten wird.

    Bei einem ersten Blick in die Fangstatistiken die nächste Überraschung: Ab der Fangstatistik 2016 ist nicht ein Giebelfang mehr dokumentiert.

    Am gestrigen Karsamstag nahm ich den Weiher näher unter die Lupe. Ergebnis: Von Giebeln tatsächlich keine Spur mehr.

    Die Gewässergüte würde ich anhand der gestern festgestellten Bioindikatoren (Mühlkoppen, Steinfliegenlarve) bei I bis II einsortieren.
    Da sich Bachforellen BF 1 und 2 in dem Weiher wacker halten, würde ich auch von einem guten Sauerstoffgehalt ausgehen.
    Eine nähere Wasseruntersuchung mittels Messgerät konnte ich allerdings noch nicht durchführen (leider wurde mir ein defektes Gerät "vererbt").

    Eigentlich bin ich froh, dass die Giebel verschwunden sind. Aber ich kann es mir nicht ganz erklären ...

    Hatte jemand schon mal so einen Fall? Oder eine Vermutung, wo die Giebel abgeblieben sein könnten?

  2. #2
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

    Der Giebel ist ein interessant Fisch.
    Seine Spezialität ist massenhafte Vermehrung wenn die Anderen Arten nicht mehr überleben.
    Früher erlebte ich Ihn zahlreich mit Karausche und Schlei, später erlebte ich seine Vermehrung auch 2 mal parallel zum Karpfen und einige male nur vergesellschaftet mit Moderlischen und Bitterlingen.
    Wenn Geibel mehr werden ist es eher ein Alarmzeichen das dort Lebensraum frei wurde.
    In einem gesunden Gewässer ist er halt selten, bis die Anderen sterben.

    Bei uns ist er sicher überall vorhanden, aber solange andere Arten mit Ihm konkurrieren und es Raubfische gibt bleibt er selten.
    Die werden durchaus alt und auch groß und trotzdem findet man keinen Nachwuchs.
    Nach Fischsterben vermehrt er sich dann massenhaft und nutzt Hochwasser und Fließgewässer um sich dann wieder zu verteilen.
    Selbst starkströmende Fischpässe durchwandert er oft.

    Bei euch aber besetzte man Giebel in ein intaktes Gewässer, wo selbst Bachforellen überleben.
    Dort wird er sich nur schwer behaupten können.
    Fischteiche mit wenigen Arten oder sommerwarme extrem-kritische Marschgewässer sind seine Stärke.
    Gruß Steini

  3. #3
    Themenstarter

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    AW: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

    Hallo Steini,

    danke für deine Ausführungen. Der Giebel ist wirklich ein interessanter Fisch.
    Aber ich bin eigentlich nur froh, dass ich ihn in dem Wasser nicht mehr nachweisen konnte. Ich hoffe, das bleibt so.

    Die Spekulationen bei den Mitgliedern waren relativ hoch (-> wie schlecht muss erst das Wasser sein, wenn sich die Giebel nicht halten können).
    Auch wenn ich diese Befürchtung nie teilte (-> Bachforellen), kann ich nun auch die Bioindikatoren dagegenhalten.

    Andrerseits bin ich dem Giebel in anderer Hinsicht dankbar:
    Nämlich als Beweis/Argument dafür, dass unüberlegter Besatz rausgeworfenes Geld ist (wenn andere Argumente schon nicht interessieren ...).

  4. #4
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...


    Der Giebel oder vielleicht die Giebel sind noch viel interessanter.
    Du bist sicher froh weil diese "Fremde" Art nun verschwunden ist.
    Wobei gar nicht klar ist ob der Giebel eine fremde Art ist oder ob einstige Giebel und heutige gleich sind.
    Es stehen halt immer noch die Aussagen und die Erstbeschreibung von Bloch im Raum, die von vielen Modern denkenden Biologen lediglich ignoriert werden, wenn sie behaupten der Giebel wäre erst spät eingeschleppt wurden.
    Das Laien sich dann nur wundern das die Lebensbedingungen dann wohl nicht einmal mehr für den Giebel ausreichen, zeigt das wir Alle nur Menschen sind.

    Es ist halt nicht leicht zu versuchen die Natur zu begreifen, anstatt sie durch Wissen zu verstehen.
    Gruß Steini

  5. #5

    AW: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

    Hallo,

    Das ist ein Verhalten, welches ich bei Giebel, Karausche und teilweise Schleie häufiger beobachtet habe. Beide erstgenannten Arten sind das ganze Jahr über nicht wahr zu nehmen. Es gibt nicht einen Fang. Lediglich im Frühjahr so um Ostern herum fängt man einen Giebel nach dem anderen. Das dauert so ca. 2 Wochen. Für den Rest des Jahres gibt es von beiden Arten kein Lebenszeichen.
    Aber die Fische können das Gewässer nicht verlassen, also müssen sie den Rest des Jahres auch dort sein und auch fressen. Dieses zeitweise Verschwinden gibt es weniger ausgeprägt auch bei Schleien.

    Wenn man den Bach als Fluchtweg ausschließen kann, sehe ich durchaus auch die Möglichkeit, dass zumindest noch ein Teil der Fische im Teich ist.
    Alle 3 Arten neigen dazu, sich bei Gefahr in den Schlamm einzugraben. Dort sind sie bei normalem E-Fischen schon häufig nicht zu ziehen.
    Erst bei Gleichstrom und aufgelegter Anode mit längerer Einwirkzeit kommen Giebel und Co zuverlässig aus dem Schlamm.

    Ich würde nicht darauf wetten, dass die Giebel tatsächlich verschwunden sind.

    LL

  6. #6

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    AW: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

    Zitat Zitat von Barbarossa Beitrag anzeigen
    Das Wasser des Zuflusses ist also sehr kalt und sehr sauerstoffreich.

    Im Jahr 2014 wurde in diesen Weiher "ein Zentner Giebel" besetzt. Warum man Giebel dort überhaupt besetzt hat, weiß ich nicht, ist auch n anderes Thema.
    Jedenfalls ging ich noch bei meiner Amtsübernahme vor drei Wochen davon aus, dass in dem Gewässer ein Giebelbestand vorkommt, der
    entweder schon verbuttet ist, oder noch verbutten wird.

    Die Gewässergüte würde ich anhand der gestern festgestellten Bioindikatoren (Mühlkoppen, Steinfliegenlarve) bei I bis II einsortieren.
    Da sich Bachforellen BF 1 und 2 in dem Weiher wacker halten, würde ich auch von einem guten Sauerstoffgehalt ausgehen.
    Nach deinen Angaben zu dem Gewässer eignet sich dieser Weiher wohl tatsächlich nicht für einen Giebelbesatz. Und wenn ich ehrlich bin hätte ich auch kein Verständniss dafür, wenn ein Gewässerwart diesen Besatz in einem so kaltem Gewässer tätigt. Dein Vorgänger hat sich wohl nicht wirklich mit dem Gewässer beschäftigt oder er hat sich diesen Besatz aufschwatzen lassen. Aber wie du es schon geschrieben hast "ist auch n anderes Thema."
    Gruß Uwe

  7. #7
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    AW: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

    Zitat Zitat von UMueller Beitrag anzeigen
    Nach deinen Angaben zu dem Gewässer eignet sich dieser Weiher wohl tatsächlich nicht für einen Giebelbesatz. Und wenn ich ehrlich bin hätte ich auch kein Verständniss dafür, wenn ein Gewässerwart diesen Besatz in einem so kaltem Gewässer tätigt. Dein Vorgänger hat sich wohl nicht wirklich mit dem Gewässer beschäftigt oder er hat sich diesen Besatz aufschwatzen lassen. Aber wie du es schon geschrieben hast "ist auch n anderes Thema."
    Wer macht sich schon Gedanken wenn es nur um Weißfische oder Futterfische geht.
    Jede Art mehr gilt dann als Bereicherung oder als Versuch.
    Es gibt viele doofe Begründungen Besatz zu begründen, wenn man meint das von einem erwartet wird zu Besetzen oder Geld eingesetzt werden soll.
    In diesem Fall wären selbst Regenbogenforellen wohl sinnvoller gewesen und Risiko-ärmer.

    Ich kenne genug Leute die das jahrelang machten, wobei sie nie an den Sinn oder Erfolg vom Besatz glaubten.
    Sie sahen deshalb auch keine Fehler, weil Besatz ja nichts bringt und machten sich auch keinen Kopf über Zeitpunkt, Herkunft oder Größe.
    Wichtig war das die besetzten Zahlen auf der H.V oder in der Öffentlichkeit hoch genug klangen und nicht der Erfolg.

    Es ist halt nicht schwer Fische zu bestellen und zu besetzen, schwer ist nur das erfolgreich und sinnvoll zu tun.
    Gruß Steini

  8. #8
    Themenstarter

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    AW: Wenn die Giebel plötzlich fehlen ...

    Wie gesagt, will ich gar nicht über Sinn und Unsinn eines Giebelbesatzes in dem Gewässer reden.
    Ich denke, dass auch dieser Besatz nach bestem Wissen und Gewissen erfolgt ist.

    Ich habe jedenfalls vor, das Gewässer in Richtung Bachforellen zu entwickeln - das macht im Moment mit den Fakten die ich habe
    für mich am meisten Sinn. Kleinfischarten gibts hierfür ja Gott sei Dank genug interessante ...

    Aber man wird sehen, wie in einigen Jahren mein Nachfolger über meine Maßnahmen urteilen wird ... hoffentlich nicht zu hart

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