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Thema: Das unbekannte Gewässer

  1. #1

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    Das unbekannte Gewässer

    Hallo liebe Forenteilnehmer,

    zunächst mal möchte ich mich für dieses tolle Forum und die vielen super Beiträge hier bedanken.
    Ich lese hier schon eine Weile, aber bin noch nicht zu der Weisheit letzten Schluss gekommen.
    Ich/wir haben folgendes Problem. Wir haben seit einem Jahr einen See von ca. 1 ha. gepachtet.
    Der See wurde zuvor schon Jahrzente befischt und besetzt. Leider gibt es niemanden mehr der darüber
    Auskunft geben kann. Der See war früher ein Steinbruch gewesen, er scheint mir recht nährstoffarm mit
    sehr wenig Bewuchs.
    Ich versuche gerade einen vernünftigen Besatz für den See zu planen und Informationen über das Wasser zu sammeln. Nun geht es mir aktuell darum, was wir dem See aufgrund seiner Beschaffenheit so an Fisch "zumuten" bezw. entlocken können. Ich bin dabei auf den SBV-Wert gestoßen. Leider ist das eine ziemlich abstrakte Sache, ich habe zwar Angaben dazu gefunden, aber die waren doch eher ungenau im Sinne von fruchtbar, weniger fruchtbar...
    Nun meine Frage, wie finde ich über chemische Analysen bzw. makroskopische Betrachtung herraus was wir von dem Gewässer erwarten können?

    Vermutlich ist meine Frage erst mal viel zu allgemein, aber vielleicht kann ich doch einen Denkanstoß bekommen von dem aus ich mich selbst weiter arbeiten kann...

    Vielen Dank schon mal und Gruß
    Peter

  2. #2
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Das unbekannte Gewässer

    Willkommen Peter.

    Der SBV-Wert gibt nur an wie stabil der PH-Wert vor Schwankungen von P.H 7 nach unten abgesichert ist.
    SBV kürzt Säurebindungsvermögen ab.
    Der SBV-Wert ist der Kalkgehalt des Wassers.
    Schwankt der P.H-Wert stark, wirkt sich das negativ auf die biologischen Abläufe im Gewässer aus, vielleicht weil es die ganzen Lebensgemeinschaften durcheinanderwirbelt.

    Der SBV-Wert ist also nicht unwichtig, weil er für eingespielte Lebensgemeinschaften sorgt und so für höhere Erträge steht.
    Der P.H-Wert ist aber auch zu betrachten der sollte um 7 liegen.
    Veränderungen beim P.H-Wert verändern auch die chemischen Reaktionen, anderer im Wasser gelöster Stoffe.
    (Da habe ich aber nur Grundwissen, da würde ich nur Müll schreiben)

    Dann braucht es halt noch die im Wasser gelösten einzelnen Nährstoffe...und dann könnte eine Fachkraft mit viel Erfahrung, vielleicht eine brauchbare Aussage machen.
    Mach Dier nicht zu viel Kopf, wegen der Chemie.
    Es wird wenige Bewirtschafter geben die das Wissen einer Fachkraft haben.


    Beobachte lieber das Leben dort im Gewässer.
    Welche Arten habt Ihr dort denn bislang vorgefunden?
    Wie Tief ist der See?
    Wie warm wird der See im Sommer.

    Vielleicht hast Du ja auch ein Bild aus der Vegetationsperiode.
    Am Besten wo man die Wasserfarbe erahnen kann, oder wie klar das Wasser im Sommer war.

    Geht es halt langsam an, die Fische im Gewässer zeigen ja, was dort langfristig für Chemische Bedingungen herrschen.
    Sollten da z.B Forellen den Sommer überleben sagt das viel aus über den Sauerstoffgehalt in der Tiefe.
    Wobei die B.F mehr Sauerstoff als die R.F benötigt.
    Gruß Steini

  3. #3

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    AW: Das unbekannte Gewässer

    Hallo Peter,

    es gibt einige chemische Werte, die für die Bewirtschaftung eines Gewässer interessant sind oder werden können.

    Wie Steini schon erklärte sind der PH-Wert und das damit in Verbindung zu bringen SBV solche Werte. Weiterhin sind Temperatur und der damit verbundene Sauerstoffgehalt bzw. die Sauerstoffsättigung für die Besatzarten interessant. Einen kleinen Einblick in die Ertragsfähigkeit gibt der Phosphor (P-Gehalt). Er stellt in den meisten Gewässern den begrenzenden Faktor was das Wachstum von Phytoplankton und höher entwickelten Pflanzen angeht.

    Mit der Formel ( Maximales Ertragspotential (MSY): P-Gehalt ug/l + 0,759 = MSY kg/ha ) kann man eine grobe Aussage zur Ertragsfähigkeit machen. Da jedes Gewässer aber stets natürlichen Schwankungen und unvorhersehbaren Ereignissen unterliegt ist das Ergebnis aber nicht in Stein gemeißelt.

    Neben den von Steini erwähnten Beobachtungen, die dir helfen dein Gewässer einzuschätzen ist das Vorhandensein von Laich - und Jungfischhabitaten in Beschaffenheit und Größe interessant.

    Das Abschätzen der Ertragsfähigkeit und der damit verbundene Besatzplan sind meiner Meinung nach die schwersten Aufgaben in der Gewässerbewirtschaftung da für eine möglichst genaue Aussage sehr viele Daten notwendig sind.
    "Das Wasser ist niemals einsam."

  4. #4
    Themenstarter

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    AW: Das unbekannte Gewässer

    Hallo Steini,

    ich danke dir für deine Antwort.
    Man kann mit mir ruhig tacheles reden, ich bin beruflich Dipl. Biologe, verstehe also auch ein wenig von der Chemie und den Zusammenhängen.
    Leider habe ich bisher nie etwas groß mit Limnologie zu tun gehabt, außer einer Exkursion im Studium vor ca gefühlten 100 Jahren .

    Ich schätze der See hat eine Tiefe von ca 10 m an der tiefsten Stelle ansonsten so 3 bis 4 Metern und einiges an Flachwasserbereichen.
    Interessant ist tatsächlich die Wassertemperatur. Die scheint (subjektiv) auch im Sommer sehr gering zu sein.
    Dazu habe ich gleich die nächste Frage die ich der Übersichtlichkeit halber in einem extra Thema stellen möchte. Nämlich in welcher Tiefe/Tiefen man die Wassertemperatur misst? Ich habe einen Wasserdichten Datenlogger gekauft und eine Boje mit Anker an dem ich das Teil in den See verfrachten wollte (das Teil liegt schon ein halbes Jahr hier, weil ich zu keinem Schluss gekommen bin in welcher Tiefe ich das Teil versenken soll).
    Vermutlich wären mehrere sowieso besser...

    Ich muss mal Bilder machen...
    Der See ist ziemlich klar, auch im Sommer. Gefangen haben wir (außer den besetzten RF , das ist ein weiteres Thema...) hauptsächlich Barsche auch jenseits der 30 cm, eine Schleie. Ich habe viel nachts geangelt auf Aal und Wels, da ist mir in einem Jahr nichts auf den Leim gegangen. Allerdings braucht man echt eine Tarnschnur, ich habe es oft erlebt dass die Biester der Spinner lange hinterher jagen, dann drehten sie plötzlich ab. Ich vermute sie haben die Leine gesehen.

    Besetzt haben wir bisher eine "bunte Mischung", Zander um 1 kg, 1kg RF , ein paar Karpfen (zwei richtig große ziehen im See schon ihre Runden, die will bei uns aber keiner fangen...).
    Ich habe ein Problem mit den großen Forellen, es hat sich nämlich gezeigt dass die nach einiger Zeit abgemagert und eingefallen sind.
    Mich verwundert es nicht, ein Fisch in dieser Größe der von heute auf Morgen nicht mehr gefüttert wird. Logisch dass da viele auf der Strecke bleiben.
    Dazu würde ich gerne auch noch mal ein extra Thema eröffnen.

    Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel wenn ich hier gleich mit so vielen Fragen auftauche!
    Kann euch aber versichern, dass ich gerne auch mein Wissen mit anderen teile und immer gerne mit Rat und Tat zur Seite stehe...

    Vielen Dank einstweilen und viele Grüße

    Peter

  5. #5
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Das unbekannte Gewässer

    In einem stehenden Gewässer würde mich die Temperatur an der Oberfläche und am Grund interessieren.
    Nicht wegen der Temperatur, sondern weil kaltes Wasser eben mehr Gas lösen kann.
    Besser ist es natürlich die Menge des gelösten Sauerstoffes am Grund zu ermitteln, dort kann er ja trotzdem völlig fehlen oder nicht gesättigt sein.

    Interessant ist das aber auch nur wenn es um das Überleben von sehr sauerstoffbedürftigen Kaltwasser-Arten wie eben einigen Salmoniden geht.
    Für sie ist eben nicht jeder See geeignet.
    Eine 2. Sache wäre da eben der Stoffwechsel am Grund, ohne Sauerstoff werden eben viele Nährstoffe als Schlamm eingelagert.
    Im Extrem reichert sich das Wasser dort unten halt mit giftigen Schwefelwasserstoff anstelle von Sauerstoff an.

    Ich könnte mir gut vorstellen, das so ein Kleines, aber recht tiefes Gewässer, am Grund solche tote Zonen hat.
    Könnte sein, das dort die Ursache des wohl recht klaren Wassers begründet ist, wenn dort eine Nährstofffalle sammelt.

    Aber das sind eher theoretische Betrachtungen, wenn die Forellen diesen warmen Sommer überlebten und nicht erstickten, wird die Sauerstoffversorgung wenigstens einige Meter tief recht gut sein.
    Gruß Steini

  6. #6
    GW-Forum Team Avatar von Mattes
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    AW: Das unbekannte Gewässer

    Möchtest du eher wissen, wie man den Ertrag eines Gewässers per Verfahren ermittelt oder eher welcher Fisch zu welchen Gegebenheiten zu empfehlen ist? Gibt es einen nachhaltigen Gedanken oder zählt der Ertrag? Wie tief ist das Gewässers?

    Eine Bestandsaufnahme des Ist-Bestandes gibt Aufschluss darüber, welche Arten sich selbst reproduzieren. Auf deren Besatz kann dann gerne verzichtet werden. Fehlen Arten, die sonst typisch sind? Wenn ja, warum?

    Viele Fragen, die vorher kurz beleuchtet werden sollten.

    Ach ja: Willkommen im Forum.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  7. #7
    Themenstarter

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    AW: Das unbekannte Gewässer

    Hallo Steini, Dante und Mattes,

    ich danke euch für eure Antworten und Denkanstöße!
    Ich werde jetzt mal losziehen und ein paar Fakten über die Wasserqualität sammeln.

    Mattes hat viele gute Fragen gestellt, die ich zum Teil schon beantworten kann.
    Der Grund warum mich die Sache beschäfftigt ist nicht dass ich mir gerne einen Ertrag ausrechen möchte.
    Einige meiner Pachtkollegen würden gerne alles in den See setzten was sie gerne fangen möchten (von Meeresfischen wie Dorsch oder vielleicht einen Blue Marlin war zum Glück bisher noch keine Rede...) ohne sich mal Gedanken zu machen ob die Fische das überhaupt überleben bis sie wieder aus dem Wasser gezogen werden.
    Mir ist der Gedanke unerträglich Lebewesen dort einzusetzten, die bis sie gefangen werden Qualen leiden müssen!
    Daher würde ich gerne herausfinden von was wir wie viel dort vernünftig "auswildern" können.

    Eine Sache noch zu dem Gewässer, es gibt Gerüchte dass der See von einer Quelle gespeist wird und somit auch
    irgendwo Wasser wieder abläuft (man sieht oberflächlich aber nichts davon). Es wurde in dem See vor Jahren mal gekalkt, warum und wie konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
    Ich vermute allerdings mitlerweile dass dieses Gewässer sehr wenig "Ertragreich" ist und schon immer war und daher versucht wurde das SBV zu verbessern.

    Wir werden sehen...

    Vielen Dank einstweilen und viele Grüße
    Peter

  8. #8

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    AW: Das unbekannte Gewässer

    Hallo Peter,

    ich würde nach deiner Beschreibung dort nichts einsetzten zumindest keine Zander und Forellen.
    Mach dir ein Bild vom See, frage mal bei eurer Feuerwehr oder anderen bekannten mit Tauchschein nach, die freuen sich meistens, wenn die mal Tauchen dürfen.
    Lass die ein paar mal runter und lass dir Berichten was dort unter Wasser alles auftaucht und wächst.

    Im Sommer mal mit dem Boot rauf und alle 50cm die Temperatur messen an den tiefen stellen. Also prüfen ob der See geschichtet ist.
    Aus den tiefen Stellen dann mal das Sediment untersuchen.

    Dann würde ich abwarten was ohne Besatz gefangen wird, also sich selber Reproduziert im See.
    Nach drei bis vier Jahren hast du ein ziemlich genaues Bild vom See und weist wo du unterstützen musst.

    So würde ich vorgehen.

    Gruß Marcus

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