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Thema: Brutboxen / (anschl. Diskussion: Standorttreue und Überlebensrate BF)

  1. #11

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    AW: Brutboxen

    Hallo!

    Was mich an den Brutboxen, speziell an den neuerdings so beliebten Plastikrohren auf Füßen stört, ist das schon ein paar größere Fische, die hinter den Boxen fast alle Jungfische abfangen können, den Erfolg gegen Null setzten können. Wenn die Brutboxen an kiesigen Stellen in einem Drahtkorb mit Kies fixiert werden, können die Jungfische im kiesigen Umfeld verschwinden, aber die Rohre sind für mich nur Futterplätze.
    Dann lieber Brütlinge, die ein paar Tage angefüttert worden sind, an kiesigen Strecken oder versteckreichen Plätzen möglichst gut verteilen. Idealerweise ein für das Gewässer passenden Stamm und/oder selbst erbrüten und mit Naturnahrung anfüttern. Zur Not tut es auch Frostfutter aus dem Aquarienhandel. Cyclops, Wasserflöhe und Mückenlarven bekommt man für 3-8€ pro kg.

    Die Prägung an das Gewässer soll nach meinem Wissen im ersten Jahr geschehen.

    Tschüß, Kurt

  2. #12
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Brutboxen

    Morgen Kurt, ich habe vor Jahren mal M.Forellen auf etwa 0,5 g gebracht.
    Die Biester sind nicht so leicht zu füttern, es sollte sich schon bewegen .
    Wenn es kein Lebendfutter ist, sind die verdammt wählerisch.
    (Nicht zu vergleichen mit R.F die sind viel einfacher)
    Das überlasse ich lieber einem Fachbetrieb, es ist ungleich günstiger als es selbst zu versuchen.
    Teuer werden sie halt erst über die verbrauchten Futtermengen, ob nun 1000 Forellen 100g oder 1000g wiegen macht dem Züchter kaum Kosten.
    Es macht aber eine Heidenarbeit mit vielen Risiken, es selbst zu versuchen.

    Wenn kein Lebendfutter oder Brutfutter zur Verfügung steht, kann man auch die Flocken aus Madencastern verfüttern.
    Geht auch recht gut für Aquarienfische.
    Gruß Steini

  3. #13

    AW: Brutboxen

    Hallo,

    Brutboxen sind gut, Brütlingsbesatz im Mai ist besser.

    Nach vielen Versuchen und auch Irrtümern, komme ich immer mehr zu dem Schluß, dass bei der BF der Brütlingbesatz im Mai und beim Lachs im Juli/August das Optimum darstellen.
    Das muss nicht auf anderen Gewässer übertragbar sein.

    Die Probleme bei den Brutboxen ergaben sich vor allem durch extreme Koppendichten. Wenn die Brütlinge die Box verlassen, warten die Koppen schon unterhalb.
    Auch ohne das waren die Verluste relativ hoch.

    Das händeln von Salmonidenbrut im Stadium des zurückgehenden Dottersacks ist auch heikel. Arbeiten mit nicht fressfähiger Brut ist reines Glückspiel. Eine Woche Hochwasser und ich habe ein Problem.

    Gut angefütterte Brut im Mai ist stabil und hat den Lebensabschnitt mit der höchsten Mortalität bereits hinter sich. Auf der anderen Seite ist der Fisch nicht so lange in der Zucht, dass er ein unnatürliches Verhalten entwickelt hat. Das Besetzen ist allerdings etwas aufwendig, da die Fische zumindest grob verteilt werden müssen und in geeignete, sprich flache Abschnitte kommen.

    Beim Lachs kann man die verschiedenen Besatzstrategien gut miteinander vergleichen. Da die Parrs bis zum ersten Winter auf ihren Riffelstrecken stehen bleiben, kann man die Überlebensrate im Herbst gut mit der E-Befischung erfassen.

    Was die Prägung der BF auf ihr Heimatgewässer als Laichgewässer betrifft, bin ich sehr skeptisch, dass dieser Effekt überhaupt eintritt.
    Das klappt schon bei MF nicht. Die tauchen auch schon mal in einem ganz anderen Flusssystem auf.

    Bestimmte Populationen haben traditionelle Laichbäche, die der Stamm schon seit langer Zeit immer wieder aufsucht.
    Was die Tiere dort hintreibt ist eher Gruppendynamik als Erinnerung an den Bach der Kindheit. Ich denke hier hat man Beobachtungen beim Lachs übernommen.
    Mir ist auch keine Arbeit bekannt, in der ein Prägen auf den Laichbach beschrieben wird. In diesem Punkt, lasse ich mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

    LL

  4. #14
    Avatar von Jürgen W aus T
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    AW: Brutboxen

    Hi LL
    vorweg ich habe nicht die großen Erfahrungen, aber recht gute Tipps bekomme ich vom ASv Ramsdorf (das ist der Verein der traurige Berühmtheit in NRW erlangt hat, wegen des massiven Fischsterben in der Bocholter Aa). Hier gehört z.B. die Förderung von 50 % von dem LFV Westfalen und Lippe zu. Ob es diese Förderung auch für die angefütterten Forellen gibt weiß ich nicht, aber ich denke eher nicht.

    Mein Ansprechpartner beim ASV Ramsdorf sagte mir, dass auch die Brütlinge möglichst gut verteilt werden sollten. Verteilen bringt mehr überlebende Fischchen.

    Grundsätzlich gehe ich aber auch davon aus, dass durch den möglichst frühen Besatz, nur die Stärksten überleben werden und nicht so viele wie möglich, wie es in der Zucht normal und für den Züchter nötig ist. Daher wird dann bei der, hoffentlich erfolgreichen, Reproduktion im Bach das Genmaterial der stärksten Forellen weitergegeben.

    Mit deiner Einschätzung zur Prägung wiedersprichst du allen Erfahrungen, die bei der Ansiedelung der Lachse gemacht wurden. Zudem soll die Bachforelle sowieso sehr Standorttreu sein, daher bleibt die Frage ob die BAFO nicht einfach in dem Gewässer ablaicht in dem sie lebt (wenn es die Umstände zulassen).

    Von daher hoffe ich mit unseren Massnahmen auf Dauer zu einem selbst erhaltenden Bafo Stamm in unseren Bächen führen wird.



    Grüße Jürgen

  5. #15
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Brutboxen

    @Jürgen
    Eine Forelle lebt nicht unbedingt dort wo sie ablaicht.
    Im Normalfall wandert sie zum Laichen stromauf und der Nachwuchs verteilt sich später stromab.
    Die Bachforelle wandert nicht so weit, wie See oder Meerforelle aber auch Sie wandert.

    Die Prägung bezieht sich auf einen Laichplatz und Ihr Aufwuchsgewässer.
    Dort ist nicht unbedingt auch Ihr späterer Standplatz.
    Den sucht sie in tieferen Gewässerabschnitten und kehrt erst zum Laichen zurück.
    Die Standorttreue der Bachforelle bezieht sich auf Ihr Wohngewässer, dort eben wo sie bis zur Laichwanderung frisst und die Gefahren und Futterquellen kennt.
    Nach dem Laichen kehrt sie dann halt nach Hause zurück.
    So wie die See oder Meerforelle, dann in Ihr Zuhause zurückkehrt.

    Die Prägung erspart es Ihr halt Laichplätze erst suchen zu müssen, was sie aber durchaus auch mal macht.(Streuner)
    Das sind eben flexible Lebewesen und keine programmierte Roboter.

    Lebewesen sind halt in der Lage zu reagieren oder Entscheidungen zu treffen.
    Die Forelle ist ein gutes Beispiel wie flexibel so ein Tier auf Umweltbedingungen reagieren kann.
    Denn nur so wird klar, das sich die Verhaltensmuster Standorttreue und Wanderfisch, sich kaum unterscheiden.
    Nur die zurückgelegte Wanderstrecke und das Verhalten am Futterplatz ändern sich.
    Optimal ist halt groß zu werden, zu überleben und viele Nachkommen zu haben.
    Gruß Steini

  6. #16

    AW: Brutboxen

    Hallo,

    @ Jürgen

    Wenn du Material zum Besatz mit BF Brut suchst, kann ich dir helfen.
    Ich habe einen Leitfaden zu dieser Art von Besatz erstellt.

    Wenn du Interesse hast, schicke ich dir den gerne zu.

    Ich habe nie behauptet, der Lachs würde nicht auf sein Herkunftsgewässer geprägt, im Gegenteil. Beim Lachs ist diese Prägung auch extrem stark. Es gibt kaum Irrläufer und der Lachs ist in der Lage den Herkunftsbereich sehr eng einzugrenzen. Ähnlich ist es bei der MF . Diese wird auch auf das Heimatgewässer geprägt. Es gibt aber erheblich mehr Irrläufer als beim Lachs und wenn man sich bei einige gut dokumentierten MF den Wanderweg anschaut, sieht das nicht sehr planvoll aus.

    Wogegen ich erhebliche Zweifel anmelde, ist die Behauptung, auch die BF werde auf ihr Heimatgewässer als Laichgewässer geprägt.

    Dazu brauchen wir uns nur den Vorgang der Prägung bei Lachs und MF anschauen. Wann und wie findet diese statt?

    Beide Arten durchlaufen ab dem Herbst vor ihrer Abwanderung bis zur Abwanderung selbst die sogenannte Smoltifizierung, d. h. sie bekommen die winzigen silbernen Seeschuppen, sie sammeln sich zu Schwärmen, sie beginnen mit dem Umbau zum Seewasserfisch und nicht zuletzt erfolgt jetzt die Prägung auf das Gewässer.

    Bei einer BF kann es per Definition aber keine Smoltifizierung geben, sonst wäre sie sofort eine MF .

    Ich halte fest, bei der BF findet keine Smoltifizierung und damit keine Prägung statt. Diese vermeintliche Prägung spielt daher bei der Wahl der richtigen Besatzstrategie keine Rolle.

    Die 50 % Besatzzuschuss für BF stammen in NRW aus Mitteln der Fischereiabgabe. Das Geld verwaltet die jeweilige Landwirtschaftskammer. Die Verbände unterstützen hier nur.
    Grundsätzlich gibt es Zuschüsse nur für nicht fangfähige Größen. Angefütterte Brut wird auf alle Fälle bezuschusst. Die rechne ich schon etliche Jahre mit 50 % ab.

    BF unternehmen vor dem Laichen eine sogenannte Kompensationswanderung. Das tun im Übrigen fast alle Arten im Fluss. Damit gleichen sie aus, dass die Jungfische sich mit zunehmendem Alter immer weiter stromab fallen lassen. Im Idealfall endet diese Wanderung in dem Flussabschnitt, in dem die Elterntiere leben.
    Per Definition kann eine solche Wanderung der Elterntiere nur stromauf erfolgen, wenn sie Sinn machen soll. BF dringen dabei fast immer bis in kleinste Nebengewässer vor. Je flacher, desto besser, hier können die Raubforellen nicht gut operieren. Nur wo Bäche fehlen, laicht die BF notgedrungen auch im Hauptarm.

    Standortgebunden ist die BF nur an ihrem Fress-und Standplatz.
    Plätze, an denen BF ohne viel Energieeinsatz viel Energiezufuhr, sprich Nahrung sicherstellen können, sind überlebenswichtig und werden dementsprechend heftig verteidigt und nur verlassen, wenn der Fisch sich verbessern kann.

    LL

  7. #17
    Avatar von Graf von Wittgensteyn
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    AW: Brutboxen

    Bei uns im Verein ( 14 Mitglieder ) wurde über das Thema heftig diskutiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, jetzt, Mitte April Bachforellenbrut von ca. 1 gr ( 3 cm ) zu besetzen. 1000 Stk. kosten etwa 70,-€.
    Der Besatz mittels WV-Boxen wurde verworfen, da wir speziell in dieser Zeit einen starken Kanuverkehr in unserem Gewässer haben, ein falscher Paddelschlag und eine komplette Box ist zum Teufel.
    Der Weg zum Besatz mit vorgestreckter Brut war allerdings sehr steinig. Allein schon das Abrücken von maßigen Fischen auf 12cm Besatz war ein Prozess über einige Jahre und hat einiges an Stress gebracht. Jetzt hoffe ich auf einen dauerhaften Ertrag, der in Qualität und Quantität meine Bemühungen belohnt.
    Nach meiner Kenntnis endscheidend sich zum Zeitpunkt der Geschlechtsreife, ob die Tiere im Gewässer ablaichen, oder nicht. So will ich die Zahl der möglichen Elterntiere im Gewässer erhöhen. Adult besetzte Forellen leben ja keusch ;-)
    Es ist nicht der Verstand auf den es ankommt, sondern auf das, was ihn leitet: Herz und Charakter

    Fiodor Dostojewskij

  8. #18
    Avatar von Jürgen W aus T
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    AW: Brutboxen

    Hi LL,
    an Informationen bin ich immer interessiert, schicke dir gleich mal eine PN mit meiner Mail.

    Ja stimmt mit der Verwaltung durch die Landwirtschaftskammer, dennoch ist der Ansprechpartner bei Fragen der LFV - zumindest wurde mir das so gesagt bei der Landwirtschaftskammer.
    Wenn man die Fördergelder haben will braucht man eine Unternehmernummer, die muss man beantragen auch bei der Landwirtschaftskammer. Die haben aber so wenig Ahnung von der Geschichte das wir erst mal den falschen Antrag ausgefüllt haben (natürlich nach vorheriger Absprache), aber war ja nicht so schlimm wir haben die Förderung bekommen.

    Aber noch mal zu der Prägung der Bach- Meer- oder auch Seeforellen. Das ist doch eine und die selbe Fischart nur verschiedene Lebensformen wie z.B. bei den Menschen Afrikaner und Europäer.
    Ich weiß, das ich nicht viel weiß.
    Durch meine Bemühungen das zu ändern, verstärkt sich das Wissen das ich wenig weiß.

  9. #19
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    AW: Brutboxen

    Zitat Zitat von Graf von Wittgensteyn Beitrag anzeigen
    Bei uns im Verein ( 14 Mitglieder ) wurde über das Thema heftig diskutiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, jetzt, Mitte April Bachforellenbrut von ca. 1 gr ( 3 cm ) zu besetzen. 1000 Stk. kosten etwa 70,-€.
    cm......g
    2........0,1
    3........0,3
    4........0,7
    5........1,4 (Alter 2-3 Monate)
    6........2,4 (Alter 2-3 Monate)

    Ein 1 g schwerer Fisch hat sein Gewicht schon längst verzehnfacht.
    Der Preis würde aber zu 1g passen.
    Das sind Zahlen aus der Fischzucht, draußen werden sie meistens langsamer wachsen.



    3 cm und 1g = dem 1m Hecht der 30 kg wiegt.
    Gruß Steini

  10. #20
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    AW: Brutboxen

    Zitat Zitat von Jürgen W aus T Beitrag anzeigen
    Aber noch mal zu der Prägung der Bach- Meer- oder auch Seeforellen. Das ist doch eine und die selbe Fischart nur verschiedene Lebensformen wie z.B. bei den Menschen Afrikaner und Europäer.
    Nö wir unterscheiden uns lediglich in der Hautfarbe und einigen weiteren Winzigkeiten, vergleichbar mit Forellen aus einem benachbarten Gewässer.


    Die Forellen stellen mal eben Ihren Stoffwechsel um, verändern Ihr Erscheinungsbild und Ihr Verhalten.
    Wär fast so als wenn Menschen die zur See fahren, dann auch Kiemen wachsen würden und diese bei längeren Besuch an Land dann wieder verschwinden würden.

    Aber mal im Ernst, teilweise scheinen auch wir plötzlich unser Sozialverhalten ändern zu können, was nicht immer nett ist.
    Gruß Steini

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