Hallo,

ich habe den Edelkrebs bisher für einen lupenreinen Europäer gehalten.

Außer in dem verlinkten Bericht in Steini´s erstem Posting habe ich noch nie gehört, dass der Edelkrebs erst mit menschlicher Hilfe in Teilen Europas angesiedelt wurde.

Der Main war wohl die ursprüngliche nördliche Verbreitungsgrenze.

Abhängig von Klimaveränderungen wird sich aber gerade die nördliche Verbreitungsgrenze andauernd verschoben haben.
So gesehen befinden wir uns in Deutschland zumindest noch im Randgebiet der historischen Verbreitung. Wenn ich mir anschaue, in welchen Klimazonen der Krebs heute noch vorkommt, dürfte er auch in historischer Zeit mit den Klimaverhältnissen weiter nördlich klargekommen sein, sonst wäre der Erfolg des Besatzes ja auch ausgeblieben.

Bleibt die entscheidende Frage: Warum hat der Edelkrebs ein Gebiet nicht besiedelt, das seinen Ansprüchen gerecht wird und an sein Verbreitungsgebiet angrenzt?

Vom Main ausgehend, steht der Art das gesamte Rheinsystem zur Ausbreitung zu Verfügung. Einer Besiedlung von Norddeutschland hätte nichts im Wege gestanden.
Warum ist diese dann nicht erfolgt?

Möglicherweise erfolgte der Besatz eher der Steigerung des Ertrages und der Besiedlung einzelner Gewässer, die noch krebsfrei waren.

Von einer Ansiedlung wird man in unmittelbarer Nähe des historischen Verbreitungsgebietes nicht sprechen können. Hinzu kommt, dass sowohl im historischen Verbreitungsgebiet als auch in den neu besiedelten Gebieten nördlich davon, sehr ähnliche Lebensgemeinschaften existierten. An diese waren die Edelkrebse angepasst. Damit sind massive Veränderungen von Fauna und Flora im Ansiedlungsgebiet nicht zu erwarten. Ein Szenario wie bei der Einführung des Kaninchens nach Australien ist so kaum wahrscheinlich.

LL