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Unliebsame, auf Daten und Fakten basierende Meinung en, die nicht ins Bild passen, entledigt
man sich am besten, indem man die Wissenschaftlichkeit der verantwortlichen Personen in
Frage stellt. Im begleitenden Zeit-Artikel erwähnt Rau, dass die Fischschmerzkritiker fast
ausnahmslos selbst leidenschaftliche Angler sind. Diese Aussage lässt sich nur als indirekte
Befangenheitsunterstellung interpretieren. Gemeint sein können nur die Wissenschaftler Prof.
Dr. James Rose, meine Wenigkeit und weitere Wissenschaftler, die für die aktuellste
Gegenstudie zum Fischschmerz verantwortlich zeichnen (Rose et al. im Druck). Besagter
Artikel beruht auf mehrjährigen Recherchen von national und international anerkannten
Fachleuten verschiedenster Disziplinen (Fischwissenschaften, Fischereiwissenschaften,
Neurobiologie, Verhaltensökologie bei Fischen und Säugetieren) in drei Kontinenten, wurde
von mehreren unabhängigen, anonymen Gutachtern geprüft und ist in der höchstrangigen
fischereilichen Fachzeitschrift „Fish and Fisheries“ erschienen. Die Autoren stammen aus
verschiedenen Disziplinen und Fachrichtungen und sind unabhängig voneinander zu
kritischen Perspektiven zum Fischschmerz gekommen. Im Gegensatz dazu teilen die
bekanntesten Pro-Fischschmerzwissenschaftlerinnen einen gemeinsamen Werdegang.
Braithwaite beispielsweise promovierte bei Prof. Dr. Felicity Huntingford. Beide haben
zusammen mit Bioethikern und anderen Forschern mehrere Aufsätze zum schmerzzentrierten
Ansatz im Tierschutz publiziert (z. B. Huntingford et al. 2006). Sneddon wiederum war
Doktorandin von Braithwaite (Braithwaite 2010). Im Autorenteam von Rose et al. gibt es
keine solchen Beziehungen, aber es gibt dort tatsächlich Personen, die in der Freizeit angeln.
Daraus aber etwas über die Qualität der vorgelegten Studie abzuleiten, ist etwa so absurd, wie
darauf hinzuweisen, dass die bekanntesten Pro-Fisch schmerzwissenschaftlerinnen allesamt
Verhaltensökologinnen sind, die nicht angeln, sondern statt dessen mit großer Freude Fische
im Aquarium beobachten und ihre kognitiven Leistungen und Intelligenz bewundern. Diese
Attribute reichen natürlich nicht aus, ihnen die Wissenschaftlichkeit abzusprechen.