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Thema: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Seit fast 100 Jahren ist die Wollhandkrabbe bei uns.
    Sie war der Siegertyp, der jegliche Verschmutzung meisterte und bisher, jeden Versuch sie zu regulieren überstand.
    Nach vielen Jahren eines schleichenden Rückgangs ist sie nun aus der Oberweser so gut wie verschwunden.
    Habe ich letztes Jahr noch Einzeltiere gesehen, sah ich dieses Jahr gar nichts mehr von ihr.

    Einige von Euch berichteten mir, dass auch Sie einen Rückgang beobachten, nur bei der Elbe gehen die Meinungen auseinander.

    Ich setz noch einen drauf, ich meine zu beobachten, dass in der Weser auch der amerikanische Kamberkrebs seit zwei Jahren deutlich weniger wurde.
    Dort, wo ich früher Dutzende sah, sehe ich nun nur noch Einzeltiere.
    Weiter viel mir auf, dass ich deutlich weniger Muschelschalen am Rand vorfinde.
    Lediglich die Wandermuschel scheint noch recht zahlreich vorhanden zu sein .
    In den letzten Jahren lagen sie wie Kies am Ufer, nun lediglich vereinzelt zu sehen..

    Keine der Arten ist heimisch, aber sie waren bisher sehr erfolgreiche Neueinbürgerungen, die nun verschwinden.
    Kurz, ich mache mir Gedanken.

    Habt Ihr ähnliche Beobachtungen oder Erklärungen ?
    Gruß Steini

  2. #2

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    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Hallo Steini,

    habe von Kollegen am Hochrhein über ähnliche Beobachtungen im Zusammenhang mit dem Kamberkrebs gehört.

    Am Bodensee ist von einem Rückgang bei Kamberkrebs und Dreissena bisher nichts zu merken.

    Grüßle vom Gangfisch

  3. #3
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Alles, was an Giften hergestellt wird, landet irgendwo.
    Die Frage ist lediglich, wie lange es giftig bleibt und wo es landet.
    Vieles wird im Wasser landen und ins Meer getragen.

    Wie genau das untersucht und verfolgt wird, steht zum Beispiel
    hier: http://www.spiegel.de/wissenschaft/n...-a-848725.html
    Gruß Steini

  4. #4
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    So nun ein halbes Jahr später möchte ich es man wieder aktualisieren.

    Es blieb dabei das Sie bei uns fast verschollen ist.
    Bedeutet kaum einer der 5000 Angler hatte Wollis in der Oberweser bemerkt, selbst in der Kontrollreuse am Fischpass, war sie selten wie der Lachs.
    Dort fanden sich zur Zeit der Wanderungen früher, einige Tiere je m² und das auch außerhalb des Wassers.
    Recht heftig, wenn so eine Art zu 99,9999% verschwindet.

    Aber auch in der Unterweser soll der Bestand deutlich zurückgegangen sein.
    In den Nebengewässern scheint das viel weniger zu bemerken sein dort ist sie wohl noch zahlreich zu finden.

    Ähnliche Beobachtungen, die aber wohl weniger ausgeprägt sind meinen einige auch in den anderen Flüssen zu beobachten.
    Z.B von Angler die diese Krabben jahrelang zum Aalangeln nutzten, oder auch Anfragen von Menschen die Krabben nach China exportieren würden, aber kaum bekommen.
    Fachleute scheinen es aber kaum zu bemerken, oder schätzen dem keine Wichtigkeit zu.

    Ich kann nur sagen das ich gestern in Cuxhaven Wollis reichlich sehen konnte.
    Teilweise konnte ich Weibchen beobachten, die wohl Eier trugen.
    (Es sah so aus als wenn sie gerade versuchten diese Eier freizugeben)
    Laichtiere scheint es also noch zu geben.
    Gruß Steini

  5. #5

    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Hallo,

    für den Unterlauf der Eifelrur kann ich einen sehr deutlichen Rückgang der Wollhandkrabbe bestätigen.

    Wir haben Wollhandkrabben nicht erfasst, aber geschätzt ist die Zahl der abwanderenden Krabben in den letzten 4 Jahren auf weniger als ein Viertel zurückgegangen.

    Wir fangen fast ausschließlich Wollhandkrabben auf Laichzug. Auffällig ist der Rückgang bei den Weibchen. War das früher in etwa ausgeglichen, so schätze ich das Geschlechterverhältnis bei den gefangenen Tieren zurzeit auf 10:1 zugunsten der Männchen.



    Bei den Krebsen dominierte und dominiert noch immer der Kamberkrebs. Hier hat es keine Veränderungen gegeben. Dazu kommen Einzelfänge des Galiziers, was bei dem dichten Vorkommen eines amerikanischen Krebses als potenziellem Überträger der Krebspest verwundert.

    Es gab im Fluss vereinzelt und in einigen Baggerseen in großen Mengen, die Wandermuschel.
    Diese sind mit Auftauchen der Körbchenmuschel fast ganz verschwunden. Es kommen sowohl die grob, wie auch die fein gerippte Art vor vor. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Muschel stromauf ist atemberaubend. Die Lücken in den Steinpackungen sind komplet mit den Schalen diese Muschel aufgefüllt.


    Verschiebungen gab es auch bei den Grundeln. 3 Jahre lang fingen wir vereinzelt, aber zunehmend, Marmorgrundeln. Fast alle Fänge erfolgten zur Laichzeit im März. In 2013 fingen wir 6 Monate lang einige Kesslergrundeln. Ab dem Zeitpunkt aber keine einzige Marmorgrundel mehr. Im Frühjahr tauchte erstmalig die Schwarzmaulgrundel auf. Zurzeit werden bis zu 20 Schwarzmaulgrundeln gefangen, Kesslergrundel nur noch sehr selten und überwiegend kleinere Tiere.

    Diese ganzen Veränderungen geben mir aber keinerlei Hinweis auf den Grund des Wollhandkrabben-Rückgangs.
    Es ist ungewöhnlich, wenn eine bereits etablierte Art so einbricht.

    Möglicherweise sind aber auch nur einige Laichzüge nicht so erfolgreich gewesen und in wenigen Jahren sind unsere wolligen Freunde wieder da.

    LL

  6. #6
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    Avatar von Steini (verstorben am 06.09.2019)
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    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Aus vielen Nachfragen bei Anglern aber auch Fachkräften, beginne ich zu ahnen das der Rückgang zwar da ist, aber nicht wirklich bemerkt wird.
    Angler stöhnen über die Biester wenn sie da sind, aber wenn sie fehlen, bemerken Sie es nur, wenn sie die als Köder gezielt verwendet haben.
    Fragt man nach Wollis, dann gibt es sie halt massenhaft.
    Fragt man ob und wo sie die im letzten Jahr bemerkten, dann erst wird klar das sie weg sind.
    Eine Plage wird eben nicht vermisst und ein Plagegeist bleibt ein Plagegeist unabhängig wie oft er nervt.

    Wirklich verwunderlich ist aber das sie in den unteren Nebengewässern der Weser noch recht zahlreich vorhanden sein sollen.
    Nur im eigentlichen Fluss und den oberen Bereichen scheinen sie dann weniger zu werden oder zu fehlen.

    Ich würde es so interpretieren als ob zwar noch reichlich Jungtiere einwandern, aber sie halt im Fluss selbst, mit etwas konfrontiert werden, mit dem Sie nicht klar kommen.
    Ein allgemeiner Rückgang würde auch die Nebengewässer betreffen.
    Auch eine Krankheit würde wohl die Nebengewässer erreichen.
    Ein Giftstoff in der Weser selbst, könnte auch zu einer schleichenden Vergiftung führen.
    Das könnte töten oder nur die Häutung verhindern.
    Dann könnte es schon passen.

    Wenn Elbe und Rhein weniger betroffen sind, was macht die Weser zum Sonderfall ?
    Die Weser hat ihr Einzugsgebiet fast nur auf deutschem Grund, Elbe und Rhein entwässern auch weite Teile der Nachbarländer.
    Wenn es ein Stoff ist, könnte er also mit etwas in Zusammenhang stehen was für Deutschland typisch ist.
    Da fällt mir zunächst die Energiewende ein, den nun massenhaften Anbau von Energiepflanzen.
    Je mehr Fläche zu Äckern umgewandelt wird, je mehr Spritz und Beizmittel werden halt aufgetragen.
    Sehr viel davon wird später mal über die Flüsse ins Meer getragen werden.

    Teilweise ist die hohe Giftigkeit dieser Stoffe auf Kleinkrebse bekannt und es gibt sogar ein extra Testverfahren um das zu überprüfen.
    Insekten und Krebstiere sind ja recht ähnlich aufgebaut.
    Wie wird sich wohl ein solches Gift auf Krebstiere auswirken, die gleich mehrere Jahre diese Stoffe anreichern ?
    Könnte die Wollhandkrabbe nicht ein guter Indikator sein um etwas zu bemerken, was wir sonst überhaupt nicht wahrnehmen?

    Wenn ich schreibe das sie in der Weser fast verschwunden ist, ist das eine Beobachtung über sehr viele Jahre.
    Der Rückgang, war ein stetiger langsamer Vorgang. mal gab es einige mehr, meistens aber immer weniger.
    Im Jahr 2013 waren es oberhalb Bremens dann lediglich noch Einzeltiere.
    Ich selbst konnte gar keine Krabbe mehr dort finden.(Trotz gezielter Suche)

    Als Kind oder Jugendlicher, sah ich sie noch zu tausenden an den Betonwänden der Weserwehre.
    Noch vor 25 Jahren, war die Krabbe allgegenwertig und staute sich an den Wanderhindernissen die Sie zu zig Tausenden überwand.
    Noch vor 5 Jahren konnte ich sie selbst bei Dörverden gezielt als Köder suchen.
    Ich habe von einem Rückgang von 99,9999% geschrieben und etwa so meinte ich es.
    Nun ist halt die Nachweisgrenze in der Oberweser erreicht, dagegen ist der Rückgang der Aale eine lächerliche kaum zu bemerkende Delle.
    Erstaunlich, das es so wenig Beachtung findet.
    Gruß Steini

  7. #7
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    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Ich denke das wird noch ein Thema.
    Schaut so aus als wenn es beweisbar vorliegt, wenn man denn nur genau genug schaut.

    http://www.deutschlandfunk.de/der-ru...icle_id=250240

    Wassertiere, Insekten, Lurche oder Fische und Wiesenvögel interessieren kaum Jemanden.

    Nutztiere (Eigentum) wie die Honig-Biene schon mehr.


    Würde mich nicht wundern, wenn es da noch mächtig Stunk gibt.
    Gruß Steini

  8. #8
    Avatar von Jürgen W aus T
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    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Nur eine Info - der Bauernverband bzw. die Bauern wehren sich gegen eine solche Darstellung.

    http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-...sterie-zurueck

    Wie gesagt Info und keine Meinung von meiner Seite.
    Ich weiß, das ich nicht viel weiß.
    Durch meine Bemühungen das zu ändern, verstärkt sich das Wissen das ich wenig weiß.

  9. #9

    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Hallo,

    die Landwirte sind auch nicht gerade Unschuldslämmer.

    Aber in diesem Fall haben sie wohl nicht ganz unrecht.
    Was soll ein Landwirt mit einem Totalherbizid anfangen, ein Mittel, welches alle Pflanzen tötet. Der Weizen soll ja wohl weiterwachsen.

    Diese Totalherbizide kommen von Hausbesitzern und vor allem von den Gemeinden. Wo früher 3 Gärtner mit Hacken gegen das Unkraut vorgingen, macht das heute einer mit der Spritze.

    LL

  10. #10
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    AW: Rätselhafte Veränderung, wo sind die Wollhandkrabben?

    Zitat Zitat von Lotalota Beitrag anzeigen
    Diese Totalherbizide kommen von Hausbesitzern und vor allem von den Gemeinden. Wo früher 3 Gärtner mit Hacken gegen das Unkraut vorgingen, macht das heute einer mit der Spritze.

    LL
    Die kannst Du dann frühmorgens auf den Friedhöfen mit den Spritzen herumschleichen sehen.
    Erspart das Unkrautzupfen.
    Gruß Steini

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