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Thema: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

  1. #11
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    Avatar von Albert
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Zitat Zitat von Georg
    Hinzu kommen natürlich auch noch die hohen Zahlen von Staustufen,
    in manchen Abschnitten sind es 40 bis 60 Kraftwerke bis zur nächsten Flußmündung.
    Da habe ich gestern eine Karte der Mulde in Sachsen gesehen.Rund 800 (Achthundert) Verbauungen auf knapp 40 Km (incl kleine Nebenflüsse und Bäche) Ein Zehntel ist nach 1995
    entstanden,Folge von Rot-Grüner Energiepolitik.Ist ja gut und schön,bin auch kein Freund der Atomstromgewinnung ,aber Trittin (BUM) hat nicht im geringsten was mit der Fischfauna am Hut gehabt.

    Hier noch ein interessanter Vortrag :
    Auswirkungen des Besatzes mit Graskarpfen auf die Libellenfauna einer Kiesgrube bei Ludwigshafen

    Kiesgrube Schleusenloch (2,2 ha) entstand 1970/71 und ist isoliert,das nächste vergleichbare Habitat ist 3 km entfernt.
    Studie begann 1985 bis 1986 mit knapp 200 Untersuchungstagen.Guter Baumbestand,
    Schilfgürtel ,Unterwasserflora.Klares Wasser.
    Intesiv beangelt und mit Karpfen,Schlei ,Rotaugen,Hecht besetzt.Desweiteren Sonnenbarsch,
    Rotfeder , Amer.Flusskrebs und Rotwangenschmuckschildkröten beobachtet.
    1983,84,85 wurden ,um Wasserflora und Ufervegetation auszudünnen 60 stück und 40 kg Graskarpfen eingesetzt.
    Seit 1985 wurden 30 Libellenarten festgestellt ,wovon 19 als Bodenständig zu bezeichnen sind.somit waren 36 % aller 80 heimischen Libellen vertreten.
    Über 1988/89/90 und 1991 hat sich das Gewässer vollkommen gewandelt.
    Es wurden nur noch 3 Bodenständige Libellen nachgewiesen,und sporadisch 16 Gastarten.
    Die Seekannenzone ,gesamte Wasservegetation war bis auf sporadische Restbestände der Seekanne verschwunden.Der Rohr/schilfgürtel ausgedünnt,die Sichttiefe ,sonst über
    2 Meter,war zwischen 20-40 cm mit deutlicher Grün und Braunfärbung und der westliche Bereich zeigte deutlich Algenbewüchse.
    2 Libellenarten scheint die Veränderungen positiv auf Vermehrung anzusprechen(Eierleger an Totpflanzensubstrat,Eine Libellenart hat keine Bestandsveränderung nachgewiesen gehabt,
    jedoch sind 6 Bodenständige nicht mehr festgestellt wurden.16 Gastarten wurden weiterhin festgestellt ,aber weniger.
    Zitat: "Anhand des Rückganges der Libellenfauna einer Kiesgrube innerhalb von nur 4 Jahren ist abzulesen ,wie durch falschen/überhöhten Besatz ein wertvoller Lebensraum für eine reiche Biozönose zerstört wurde.Die Libellenfauna reagierte als direkter Indikator nachhaltig
    auf die totale Verarmung an erhöhten Vegetationsstrukturen."


    Will das hier nicht zum Bio-Hochleistungsforum ausufern lassen,was einer Uni zur Ehre gereichen würde. Aber mein Buch Urania Tierreich Insekten ist jetzt mit von der Partie um die verschiedenen Libellen an meinem Kiessee zu bestimmen .
    Gruß
    Albert

  2. #12
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    So, die nächste Einladung ist mir zugegangen
    Am 04.04.2009 von 10-16 Uhr nehme ich an einer Bildungskonferenz des TLAV zu folgenden
    Themen teil:

    1 . Vortrag von Dr. Helmut Wedekind ,Direktor des Bayrischen Institutes für Fischerei Starnberg.
    " Die Aquakulturproduktion von Salmoniden für den Besatz freier Gewässer "

    2 . Vortrag von Dr.Frank Rümmler ,Institut für Binnenfischerei Potsdam/Sacrow.
    " Elektrofischerei heute-Anwendungsbedingungen und Einsatzmöglichkeiten "
    - Anwendungsmöglichkeiten und grenzen im Rahmen der heutigen Gewässerbewirtschaftung
    - Auswirkungen auf die Fische - aktuelle Ergebnisse
    - Wirkprinzip , Rechtlicher Rahmen
    - Aktueller Gerätetechnischer Stand
    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Falls Ihr zu diesen Themen offene Fragen habt,nur her damit .
    Gruß
    Albert

  3. #13
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    So,hier mein Feedback von der heutigen Bildungskonferenz.

    Zu „Die Aquakulturproduktion von Salmoniden für den Besatz freier Gewässer“
    Dr. Helmut Wedekind -Direktor Bayr.Institut Starnberg

    Leider nicht auf Stick überspielt bekommen,da er 15 Uhr einen Termin in Peitz hat.
    Zusammenfassung :
    -Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).

    - eine genetische Varianz sollte bei Zucht von Vereinen im Hauptaugenmerk liegen.
    Nicht die vollkommen bspw. schöngepunkteten Bf sollten selektiv zur Vermehrung herangezogen werden ,sondern ein breitgefächerter Stamm.Die Natur regelt ganz allein wer sich vermehrt und wer nicht. Man schließt damit eine Delta-Inzuchtreferenz aus.

    - Bei Kauf von Besatz auf Zertifikat durch Gesundheitsamt bestehen.

    Geschlechter der Salmoniden sollen ausgeglichen sein ,sonst verbreiten weniger Männchen ihre Gene an Nachwuchs.Ein großer Teil der Weibchen bleibt außen vor beim Laichen.

    Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
    5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen

    aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.

    M = Männchen
    W = Weibchen


    Beachtung bei Besatz mit Zuchtsalmoniden.

    -Bei geringer Bestandsdichte wurde größere Positionseffekte festgestellt, wenn Besatzfische beigesetzt werden.

    -Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.
    -Kein Fluchtverhalten,im Gegenteil .
    -Territoriale Kämpfe im Zuchtbetrieb nur bei sogenannten Bio/Vitalforellen mit wenig Besatz üblich.Durch herkömmlichen höheren Besatz und Aufzucht wirkt es aggresionshemmend (Lustlos, da immer Futter )

    -Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .
    -Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.
    Desweiteren dauert es Wochen ,vom Künstlichen Futter entwöhnt zu werden und sich umzustellen.
    Das kann einen schädlichen Stress bewirken.

    Wiederfangrate bei Besatz über 15 cm = unter 20 %
    Gute Ergebnisse zeigen Brutfische bis 8 cm.Entspricht in Eigenschaften später den Wildfischen.
    Gruß
    Albert

  4. #14

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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    moin Albert,

    vielen Dank für deine Zusammenfassung. Ist aber auch ein interessantes Thema in dem es immernoch mehr Fragezeichen als Fakten gibt. Tatsächlich habe ich mit ein paar Punkten so meine Probleme:

    -Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).
    Ich möchte doch glatt die 10-20 % anzweifeln. Mir erscheint diese Zahl deutlich zu niedrig, zumal bei einem "Attraktionsbesatz". Erstens hätte ich überhaupt keine Erklärung für den Verbleib von 80-90 % (!) des Besatz, dann wird auch nicht über den Zeitraum der Erfassung aufgeklärt, der wohl auch eine gewichtige Rolle spielt sowie die Gesamtsituation des besetzten Gewässers.

    Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
    5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen

    aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.
    Sicher sind hier nicht die "Ind. Zum Laichen" gemeint. Das wäre letztlich auch keine aussagekräftige Größe. Wenn es sich nähmlich nicht um "put and take"-Besatz handelt, sollte die genetische Varianz eine viel größere Rolle Spielen, als die schiere Anzahl der am Laichvorgang beteiligten Ind.

    -Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.
    In Abhängigkeit des Alters zum Zeitpunkt des Besatz. Also nicht "immer".

    -Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .
    Gewagte Aussage. Fehlende Fluchtreflexe sind sicher ein temporäres Problem. Fehlende Unterstände jedenfalls ein Permanentes.

    -Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.
    Uups, das ist zumindest erklärungsbedürftig. Wo sollen denn "später" nach Verbringung in freie Gewässer die Nachteile liegen? Wie nachhaltig kann denn die Einbringung von Sauerstoff (ist wirklich von Sauerstoff die Rede, oder von Belüftung?) sein?

    Gruß Thorsten

  5. #15
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Hallo Thorsten,
    freue mich über Deine Fragen zu dem Thema.
    Da es ein mitgeschriebener Vortrag ist,sind Fragen wie Deine eigentlich vorprogrammiert.
    Ich antworte mal der Reihe nach.
    -Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).
    Ich möchte doch glatt die 10-20 % anzweifeln. Mir erscheint diese Zahl deutlich zu niedrig, zumal bei einem "Attraktionsbesatz". Erstens hätte ich überhaupt keine Erklärung für den Verbleib von 80-90 % (!) des Besatz, dann wird auch nicht über den Zeitraum der Erfassung aufgeklärt, der wohl auch eine gewichtige Rolle spielt sowie die Gesamtsituation des besetzten Gewässers.


    Hier wurde von Salmoniden über 30 cm referiert,um ein Fließgewässer in kurzer Zeit attraktiv zu machen.Da hat das Institut Starnberg über 6 Jahre Material gesammelt.
    Mit Kennzeichnung,Genanalyse und E-Fischen sowie Fangbücher von Vereinen der untersuchten Gewässer.Gutgemeinte Bestandserhöhungen zum Laichen und was für die Angler bieten,das funktioniert bei beileibe nicht so ,wie man das sich schön vorstellt.
    Die über 80 % wandern aus der gepachteten Strecke einfach ab oder (geringer Teil ) sterben.Nur 10-20 % verbleiben um geangelt zu werden oder um zu Laichen.

    Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
    5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen
    aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.
    Sicher sind hier nicht die "Ind. Zum Laichen" gemeint. Das wäre letztlich auch keine aussagekräftige Größe. Wenn es sich nähmlich nicht um "put and take"-Besatz handelt, sollte die genetische Varianz eine viel größere Rolle Spielen, als die schiere Anzahl der am Laichvorgang beteiligten Ind.

    Hier geht es nur um Besatz für ein in Mitleidenschaft geratenes Gewässer (Abwasserunfall,Komoran) um einen Bestand wieder aufzubauen.
    Wenn Du z.B. einen betroffenen Bach/Kleinfluss von 10 km zur Pacht hast,und 1.000 BF
    über 20-25 cm einsetzt ,wovon 720 Weibchen sind ,wäre es nur aus ökonomischer Sicht sinnvoll,auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu achten.
    Da kann man viel Geld versenken und bei Beachtung auch sparen.Bei gleichen Effekt.

    -Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.
    In Abhängigkeit des Alters zum Zeitpunkt des Besatz. Also nicht "immer".


    Stimmt,wenn man Brut einsetzt . Das Institut Starnberg gibt die Empfehlung "so klein wie möglich"
    So hat man die besten Ergebnisse.Und wichtig ist Frühjahrsbesatz (nach Hochwasser-Schneeschmelze) auch wegen des Nahrungsproblemes im Winter bei Herbstbesatzes.

    -Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .
    Gewagte Aussage. Fehlende Fluchtreflexe sind sicher ein temporäres Problem. Fehlende Unterstände jedenfalls ein Permanentes.

    Temporäres Problem ist auch Hunger und verangeln von 15-25 cm Besatz.
    Zu Unterständen: Da gibt es eine Züchterei in Bayern ,die deckt ihre Zuchtgewässer mit durchsichtigen Planen ab.Periodisch zu verschiedenen Zeiten werden die Planen entfernt
    und den Salmoniden ein Fluchtreflex angelernt.Laut Institut Starnberg sind diese Salmoniden für den Besatz freier Gewässer eindeutig Gewinner gegenüber B-Forellen die immer an der selben Stelle gefüttert werden und keine Reflexe verinnerlicht bekommen.
    Fehlende Unterstände in Gewässer ist wirklich ein Problem,da geb ich Dir recht.
    Wurde da aus Erfahrung vom Institut Starnberg gesprochen.Machen sich etliche Vereine nicht so die Gedanken .
    Andere Gefahren wie Mink,Komoran sind nicht zu unterschätzen.Vor allen bei unsinnigen Herbstbesatz.

    -Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.
    Uups, das ist zumindest erklärungsbedürftig. Wo sollen denn "später" nach Verbringung in freie Gewässer die Nachteile liegen? Wie nachhaltig kann denn die Einbringung von Sauerstoff (ist wirklich von Sauerstoff die Rede, oder von Belüftung?) sein?


    Sauerstoff in reiner Form ,Thorsten.Um Verbiss an Flossen abzuwehren wenden Züchtereien einen Trick an,der an meine Aquaristik erinnert.
    Was macht man um ein Zuchtfließgewässer oder ein Malawi-Buntbarschaquarium
    mit Revierbildenden (zänkischen) Fischen zu besetzen ?
    Man erhöht die Bestandsdichte
    Die Bachforellen wie die Buntbarsche geben Ihre Reviere auf und verteilen sich im Wasser ohne zänkisch zu werden.
    Es gibt so keine "Betonforellen" ,was irrtümlich so genannt wird. Die fehlenden Brust-Rücken-Schwanzflossen sind ganz klar auf Verbiss zurückzuführen.
    Hab ich auch dazugelernt.Hat das Institut Starnberg bewiesen und eine Formel für Besatz in Zuchtgewässern entwickelt.
    Aber da geht es ohne O² wirklich nicht.Nun haben wir ,mal angenommen BF zum Besatz daraus bestellt und vorsichtig besetzt. O² -Werte sind in unserem Bach gleich oder geringfügig kleiner.
    Aber 3 Wochen später gibt es Dauerregen,der Bach schwillt an und O² -zehrende Stoffe aller Art wird eingetragen,oder es regnet lange nicht und der Bachlaufstand sinkt rapide.
    Laut I. Starnberg haben diese Besatzforellen keine Chance gegenüber dem trainierten
    BF -Stammfischen.
    Der Vortrag ist nur ein Stück einer Studie ,die in anderthalb Jahren veröffentlicht wird.
    Zum Glück war ich anwesend.Leider konnte ich den Vortrag nicht auf meinen Stick kopieren lassen. Der Dr. Wedekind hatte 15 Uhr einen Termin in Peitz und klappte seinen Laptop
    schneller zusammen als ich dachte. Aber ich versuch mein Glück mit einer Mailanfrage.
    Wenns klappt, seid Ihr Mitleser.
    Gruß
    Albert

  6. #16

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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Hi Albert,

    danke für die ausführliche Antwort. In der Tat haben deine Erklärungen meine Fragen zum großen Teil beantwortet.
    Bin im ersten Fall von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen. Zum einen habe ich nicht mit einem offenen Fließgewässer gerechnet, zum anderen nicht an adulte Tiere gedacht. Dann sind die Zahlen natürlich zu verstehen oder sogar zu erwarten.

    Auch beim Wiederaufbau mit BF macht ein paritätischer Besatz der Geschlechter Sinn, wobei langfristig betrachtet ein gemischter Genpool einen nicht zu unterschätzenden nachhaltigen Einfluß hat. Zumal bei einem Wiederaufbau und keinem Stützbesatz.

    Zu Unterständen: Da gibt es eine Züchterei in Bayern ,die deckt ihre Zuchtgewässer mit durchsichtigen Planen ab.Periodisch zu verschiedenen Zeiten werden die Planen entfernt
    Das ist ein netter Ansatz. Auch hier gilt wie ich meine, bei einer Wiederansiedlung gibst du den Fischen ein Startvorteil mit auf den Weg. Die wissen schlicht was sie zu tun haben. Wenn es darum geht, "ein Fließgewässer in kurzer Zeit attraktiv zu machen", gehe ich immer davon aus, das bereits lokale Bestände vorhanden sind. Deren Vorteil ist, dass sie meist schon im Besitz von Unterständen sind. Da kann man nicht erwarten, dass Salmoniden sich mit dieser Situation abfinden, anstatt sich ein Fleckchen auszusuchen, an denen sie ihre (angemendelten) Bedürftnisse befriedigen können - und schwubs weg sind sie.

    Aber 3 Wochen später gibt es Dauerregen,der Bach schwillt an und O² -zehrende Stoffe aller Art wird eingetragen,oder es regnet lange nicht und der Bachlaufstand sinkt rapide.
    Laut I. Starnberg haben diese Besatzforellen keine Chance gegenüber dem trainierten BF -Stammfischen.
    Den Abschnitt aus der Studie würde mich besonders interessieren. Lese ich doch aus dem Geschriebenen, dass die physiologische Umstellung auf verminderte O²-Werte etwas ist, was die Fische sich "antrainieren" müssen. Das aus einem mit Sauerstoff gesättigten Gewässer stammende Fische diesbezüglich nicht trainiert sind, ist sicher richtig. Allerdings bin ich mir fast sicher, dass es nicht von dauerhaften Erfahrungen abhängig ist, wie die Anpassung gelingt. Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Eine Anpassung ist sicher nötig, aber in einem Bach gibt es ja auch schon mal längere Phasen der Sauerstoffsättigung. Das würde ja bedeuten, dass Forellen, wenn die Bedingungen sich verschlechtern für die Umstellung auf niedrigere O²-Werte auf ihr "Gedächtnis" angewiesen sind. Erblich bedingt ist das jedenfalls nicht.

    Gruß Thorsten

  7. #17
    GW-Forum Team Avatar von Thorsten
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Ich wag jetzt mal einen Schuss ins Blaue hinein. Aber soweit ich weiß, trainieren z.B. Spitzensportler gerne im Gebirge, da weniger O² in der Luft ist, dadurch bilden sich dann über einen gewissen Zeitraum mehr Erythrozyten um das O² Defizit zu kompensieren. Im Flachland sind diese Sportler dann eine gewisse Zeit leistungsfähiger. Könnte bei den Zuchtforellen nicht der Umkehrschluss der Fall sein, dass sie durch dauerhaft maximierte O² Werte weniger Erythrozyten produzieren, da diese nicht benötigt werden? Diese würden dann im natürlichen Bach erst eine Zeit brauchen, um sich zu bilden? Wie gesagt, einfach mal ins Blaue geschossen, und mein Restwissen über Humanmedizin angewendet?

  8. #18
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Zitat Zitat von Thorsten
    Ich wag jetzt mal einen Schuss ins Blaue hinein. Aber soweit ich weiß, trainieren z.B. Spitzensportler gerne im Gebirge, da weniger O² in der Luft ist, dadurch bilden sich dann über einen gewissen Zeitraum mehr Erythrozyten um das O² Defizit zu kompensieren. Im Flachland sind diese Sportler dann eine gewisse Zeit leistungsfähiger. Könnte bei den Zuchtforellen nicht der Umkehrschluss der Fall sein, dass sie durch dauerhaft maximierte O² Werte weniger Erythrozyten produzieren, da diese nicht benötigt werden? Diese würden dann im natürlichen Bach erst eine Zeit brauchen, um sich zu bilden? Wie gesagt, einfach mal ins Blaue geschossen, und mein Restwissen über Humanmedizin angewendet?
    Zitat Zitat von Mühlkoppe
    Den Abschnitt aus der Studie würde mich besonders interessieren. Lese ich doch aus dem Geschriebenen, dass die physiologische Umstellung auf verminderte O²-Werte etwas ist, was die Fische sich "antrainieren" müssen. Das aus einem mit Sauerstoff gesättigten Gewässer stammende Fische diesbezüglich nicht trainiert sind, ist sicher richtig. Allerdings bin ich mir fast sicher, dass es nicht von dauerhaften Erfahrungen abhängig ist, wie die Anpassung gelingt. Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Eine Anpassung ist sicher nötig, aber in einem Bach gibt es ja auch schon mal längere Phasen der Sauerstoffsättigung. Das würde ja bedeuten, dass Forellen, wenn die Bedingungen sich verschlechtern für die Umstellung auf niedrigere O²-Werte auf ihr "Gedächtnis" angewiesen sind. Erblich bedingt ist das jedenfalls nicht.
    Gruß Thorsten

    Wie gesagt ,Dr. Wedekind stellte eindeutig eine Anfälligkeit von O² -verwöhnten Besatzfischen gegenüber den alteingesessenen und im angestammten Gewässer geborenen Salmoniden fest.
    Eines noch hinzugefügt: Es ging nur um Bachforellen bei der O² -Sättigung.
    Gruß
    Albert

  9. #19
    GW-Forum Team Avatar von Georg
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Zitat Zitat von Thorsten
    Ich wag jetzt mal einen Schuss ins Blaue hinein. Aber soweit ich weiß, trainieren z.B. Spitzensportler gerne im Gebirge, da weniger O² in der Luft ist, dadurch bilden sich dann über einen gewissen Zeitraum mehr Erythrozyten um das O² Defizit zu kompensieren. ...
    Sehe ich ganz genauso, Thorsten.

    Dieser Kompensationsmechanismus ist nicht nur beim Menschen bekannt,
    ist deshalb schlüssig, warum Zucht-Fische eine längere Eingewöhnungsphase nach dem Umbesatz in ein neues Gewässer benötigen.

  10. #20
    GW-Forum Team Avatar von Mario
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Zitat Zitat von Georg
    Dieser Kompensationsmechanismus ist nicht nur beim Menschen bekannt,
    ist deshalb schlüssig, warum Zucht-Fische eine längere Eingewöhnungsphase nach dem Umbesatz in ein neues Gewässer benötigen.
    Georg mit diesem Satz sprichst du ein Thema / eine Frage an, dir mir schon länger unter den Nägeln brennt. In der Aquaristik wird jeder (gut informierte) Aquarianer seinen neuen Lieblingen eine schonende Phase der Gewöhnung an die individuellen Wasserparameter gönnen.

    Beim Fischbesatz hingegen ist es gängige Praxis den Besatz ohne große Pause sofort in sein neues Habitat zu überführen. Es stellt sich mir daher die Frage, ob sich die Ausfallquote beim Fischbesatz nicht durch eine schonende Eingewöhnungszeit minimieren lässt?

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