Voller Saal heute bei der 10. Fachtagung "Fischartenschutz und Gewässerökologie" im Best Western Hotel Jena und diese jährliche Tagung hat sich mittlerweile einen Namen über Thüringen hinaus gemacht. Für mich gesprochen ist es meine 8. Teilnahme und ich kann Herrn Görner von der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen sowie Herrn Karol vom Verband für Angeln und Naturschutz Th.und ihre fleißigen Helfern nur beglückwünschen, diese Tagungen mit gehaltvollen Beiträgen und in der Materie steckenden Referenten informativ und kompetent zu füllen.

1.Wie viele Kormorane vertragen unsere Fischbestände?
Herr Prof. Dr. Werner Steffens (Berlin)


Herr Prof. Steffens gab einen interessanten Einblick in die Historie. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wurde der Kormoran nur auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Meck.Pomm. geschützt. Weiter südlich wurden Kormorane rigeros dezimiert. Brutnester wurden entfernt.

2011 lebten rund 20.000 Brutpaare in Deutschland. In Polen rund 26.000 und in Schweden 42.000 Brutpaare. Multipliziert mit dem Faktor 5 (juvenile) sind das rund 100.000 Tiere in D. In Europa wird der Bestand nach Kohl auf 2.437.000 incl. Ukraine und Russland geschätzt. Hochgerechnet benötigen die Tiere 1.000 Tonnen Fisch pro Tag in ganz Europa. In Deutschland verzehren die Kormorane incl. der Winterwanderer rund 18.000 Tonnen im Jahr. Fischer und Angler fangen rund 9.500 Tonnen im Jahr.

Selbst wenn in Deutschland keine Kormorane heimisch wären, sind die Winterwanderer aus Skandinavien und dem Baltikum, welche im Herbst bis nach Nordafrika fliegen und im Frühjahr zurückkehren das Hauptproblem geschützter Fischarten. In einer Grafik war ein richtiger Ansammlungsstau an den Niederungen der Mittelgebirge und Alpen bei den Winterflüchtlingen ersichtlich.
Das ist wohl den eisfreien Flüssen und Bächen geschuldet. Eine Spezialisierung findet statt, indem Kormorane schnell lernen, unter Steinen Groppen und Schmerlen habhaft zu werden, falls größere Fische nicht mehr vorhanden sind. Selbst Stichlinge als noch einzige Fische im Wasser werden gefressen.

Nach Dr. Günter Jens sollte auf einen Km² Wasserfläche 1 Kormoran gerechnet werden um ökologische Schäden der Fischfauna zu verhindern. Hochgerechnet hat Deutschland 8.513 km² Wasserfläche, was 8.500 Kormoranen ein konfliktfreien Fortbestand sichern würde. Da es aber einen 12fach höheren Bestand gibt und die Wintergäste einen noch höheren Faktor erreichen, sind die rheophilen Fischarten besonders gefährdet. Regionale Unterschiede in der Ansammlung der Vögel mag es geben, aber es gibt auch ein nächstes Jahr.

Zum Nachlesen hier die Drucksache 17/9754 des Deutschen Bundestag zu den Kormoranzahlen. Aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor.

bundestag17709754.pdf

Später mehr.