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Thema: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

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  1. #1
    GW-Forum Team Avatar von Georg
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Zitat Zitat von Albert
    Vortrag 10
    Neuartiger Aalabstieg in Wasserkraftanlagen.
    Fakten: Letale Schädigung des Aales liegt je nach Gutachten bei 16 % bis 86 % Mortalität aller absteigender Aale.
    Problem : Herkömmliche Abstiege (0,05-0,2 m/s ) haben keine Funktionalität durch höhere Konkurrenzströmung zur Turbine ...
    Mal ne dumme Frage: 86% Mortalitätsrate - bezieht sich das auf eine einzelne Staustufe oder auf auf die Gesamtzahl, sprich 14% der abwandernden Aale schaffen es bis zur Nordsee?
    Habe letztens erst einen Bericht gesehen, in dem von 30% Mortalität pro Staustufe/Kraftwerk gesprochen wurde.

  2. #2
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    Avatar von Albert
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Hallo Georg,
    16-86 % Mortalität bezieht sich pro Rechen an Wasserturbine/n im Fluss.
    Je nach Turbinenbetreibergutachten oder Gutachten der Gegner.Der Rest kehrt um ,wo soll er sonst hin.Ein 40-50iger Aal kommt locker durch die gesetzlich vorgeschriebenen 20mm Rechengitter.
    Aber ob er es überlebt ?Kann ich kaum beurteilen.Abstiegshilfen sind nach den Aussagen fast alle ohne Wirkung (fehlende Lockströmung)
    Gruß
    Albert

  3. #3
    GW-Forum Team Avatar von Georg
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Danke Albert.
    Tja, das ist schon ein Dilemma, aus dem man nur schwer herauskommt,
    wenn man bedenkt, das die Kraftwerksbetreiber kaum einen Schritt nach vorn machen,
    auf der anderen Seite aber sehr wohl "Aalfreundliche" Turbinen in Schneckenform
    auf dem "Markt" sind, die aber etwas weniger Energie liefern.
    Hinzu kommen natürlich auch noch die hohen Zahlen von Staustufen,
    in manchen Abschnitten sind es 40 bis 60 Kraftwerke bis zur nächsten Flußmündung.

  4. #4
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    Avatar von Albert
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    Zitat Zitat von Georg
    Hinzu kommen natürlich auch noch die hohen Zahlen von Staustufen,
    in manchen Abschnitten sind es 40 bis 60 Kraftwerke bis zur nächsten Flußmündung.
    Da habe ich gestern eine Karte der Mulde in Sachsen gesehen.Rund 800 (Achthundert) Verbauungen auf knapp 40 Km (incl kleine Nebenflüsse und Bäche) Ein Zehntel ist nach 1995
    entstanden,Folge von Rot-Grüner Energiepolitik.Ist ja gut und schön,bin auch kein Freund der Atomstromgewinnung ,aber Trittin (BUM) hat nicht im geringsten was mit der Fischfauna am Hut gehabt.

    Hier noch ein interessanter Vortrag :
    Auswirkungen des Besatzes mit Graskarpfen auf die Libellenfauna einer Kiesgrube bei Ludwigshafen

    Kiesgrube Schleusenloch (2,2 ha) entstand 1970/71 und ist isoliert,das nächste vergleichbare Habitat ist 3 km entfernt.
    Studie begann 1985 bis 1986 mit knapp 200 Untersuchungstagen.Guter Baumbestand,
    Schilfgürtel ,Unterwasserflora.Klares Wasser.
    Intesiv beangelt und mit Karpfen,Schlei ,Rotaugen,Hecht besetzt.Desweiteren Sonnenbarsch,
    Rotfeder , Amer.Flusskrebs und Rotwangenschmuckschildkröten beobachtet.
    1983,84,85 wurden ,um Wasserflora und Ufervegetation auszudünnen 60 stück und 40 kg Graskarpfen eingesetzt.
    Seit 1985 wurden 30 Libellenarten festgestellt ,wovon 19 als Bodenständig zu bezeichnen sind.somit waren 36 % aller 80 heimischen Libellen vertreten.
    Über 1988/89/90 und 1991 hat sich das Gewässer vollkommen gewandelt.
    Es wurden nur noch 3 Bodenständige Libellen nachgewiesen,und sporadisch 16 Gastarten.
    Die Seekannenzone ,gesamte Wasservegetation war bis auf sporadische Restbestände der Seekanne verschwunden.Der Rohr/schilfgürtel ausgedünnt,die Sichttiefe ,sonst über
    2 Meter,war zwischen 20-40 cm mit deutlicher Grün und Braunfärbung und der westliche Bereich zeigte deutlich Algenbewüchse.
    2 Libellenarten scheint die Veränderungen positiv auf Vermehrung anzusprechen(Eierleger an Totpflanzensubstrat,Eine Libellenart hat keine Bestandsveränderung nachgewiesen gehabt,
    jedoch sind 6 Bodenständige nicht mehr festgestellt wurden.16 Gastarten wurden weiterhin festgestellt ,aber weniger.
    Zitat: "Anhand des Rückganges der Libellenfauna einer Kiesgrube innerhalb von nur 4 Jahren ist abzulesen ,wie durch falschen/überhöhten Besatz ein wertvoller Lebensraum für eine reiche Biozönose zerstört wurde.Die Libellenfauna reagierte als direkter Indikator nachhaltig
    auf die totale Verarmung an erhöhten Vegetationsstrukturen."


    Will das hier nicht zum Bio-Hochleistungsforum ausufern lassen,was einer Uni zur Ehre gereichen würde. Aber mein Buch Urania Tierreich Insekten ist jetzt mit von der Partie um die verschiedenen Libellen an meinem Kiessee zu bestimmen .
    Gruß
    Albert

  5. #5
    GW-Forum Team
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    Avatar von Albert
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    So, die nächste Einladung ist mir zugegangen
    Am 04.04.2009 von 10-16 Uhr nehme ich an einer Bildungskonferenz des TLAV zu folgenden
    Themen teil:

    1 . Vortrag von Dr. Helmut Wedekind ,Direktor des Bayrischen Institutes für Fischerei Starnberg.
    " Die Aquakulturproduktion von Salmoniden für den Besatz freier Gewässer "

    2 . Vortrag von Dr.Frank Rümmler ,Institut für Binnenfischerei Potsdam/Sacrow.
    " Elektrofischerei heute-Anwendungsbedingungen und Einsatzmöglichkeiten "
    - Anwendungsmöglichkeiten und grenzen im Rahmen der heutigen Gewässerbewirtschaftung
    - Auswirkungen auf die Fische - aktuelle Ergebnisse
    - Wirkprinzip , Rechtlicher Rahmen
    - Aktueller Gerätetechnischer Stand
    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Falls Ihr zu diesen Themen offene Fragen habt,nur her damit .
    Gruß
    Albert

  6. #6
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    Avatar von Albert
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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    So,hier mein Feedback von der heutigen Bildungskonferenz.

    Zu „Die Aquakulturproduktion von Salmoniden für den Besatz freier Gewässer“
    Dr. Helmut Wedekind -Direktor Bayr.Institut Starnberg

    Leider nicht auf Stick überspielt bekommen,da er 15 Uhr einen Termin in Peitz hat.
    Zusammenfassung :
    -Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).

    - eine genetische Varianz sollte bei Zucht von Vereinen im Hauptaugenmerk liegen.
    Nicht die vollkommen bspw. schöngepunkteten Bf sollten selektiv zur Vermehrung herangezogen werden ,sondern ein breitgefächerter Stamm.Die Natur regelt ganz allein wer sich vermehrt und wer nicht. Man schließt damit eine Delta-Inzuchtreferenz aus.

    - Bei Kauf von Besatz auf Zertifikat durch Gesundheitsamt bestehen.

    Geschlechter der Salmoniden sollen ausgeglichen sein ,sonst verbreiten weniger Männchen ihre Gene an Nachwuchs.Ein großer Teil der Weibchen bleibt außen vor beim Laichen.

    Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
    5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen

    aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.

    M = Männchen
    W = Weibchen


    Beachtung bei Besatz mit Zuchtsalmoniden.

    -Bei geringer Bestandsdichte wurde größere Positionseffekte festgestellt, wenn Besatzfische beigesetzt werden.

    -Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.
    -Kein Fluchtverhalten,im Gegenteil .
    -Territoriale Kämpfe im Zuchtbetrieb nur bei sogenannten Bio/Vitalforellen mit wenig Besatz üblich.Durch herkömmlichen höheren Besatz und Aufzucht wirkt es aggresionshemmend (Lustlos, da immer Futter )

    -Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .
    -Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.
    Desweiteren dauert es Wochen ,vom Künstlichen Futter entwöhnt zu werden und sich umzustellen.
    Das kann einen schädlichen Stress bewirken.

    Wiederfangrate bei Besatz über 15 cm = unter 20 %
    Gute Ergebnisse zeigen Brutfische bis 8 cm.Entspricht in Eigenschaften später den Wildfischen.
    Gruß
    Albert

  7. #7

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    AW: Fachtagung Fischartenschutz und Gewässerökologie

    moin Albert,

    vielen Dank für deine Zusammenfassung. Ist aber auch ein interessantes Thema in dem es immernoch mehr Fragezeichen als Fakten gibt. Tatsächlich habe ich mit ein paar Punkten so meine Probleme:

    -Bei dem Besatz mit Salmoniden gilt es nicht einen Put-and -Take -Besatz sprich Attraktionsbesatz zu planen,da das teuer ist und wenig bringt (10-20 % des Besatzes werden höchstens gefangen,der Rest bleibt verschwunden).
    Ich möchte doch glatt die 10-20 % anzweifeln. Mir erscheint diese Zahl deutlich zu niedrig, zumal bei einem "Attraktionsbesatz". Erstens hätte ich überhaupt keine Erklärung für den Verbleib von 80-90 % (!) des Besatz, dann wird auch nicht über den Zeitraum der Erfassung aufgeklärt, der wohl auch eine gewichtige Rolle spielt sowie die Gesamtsituation des besetzten Gewässers.

    Beispiel: 1 M + 3 W = 3 Ind. Zum Laichen
    5 M + 15 W = 15 Ind. Zum Laichen

    aber 20 M + 20 W = 40 Ind. Zum Laichen.
    Sicher sind hier nicht die "Ind. Zum Laichen" gemeint. Das wäre letztlich auch keine aussagekräftige Größe. Wenn es sich nähmlich nicht um "put and take"-Besatz handelt, sollte die genetische Varianz eine viel größere Rolle Spielen, als die schiere Anzahl der am Laichvorgang beteiligten Ind.

    -Besatzfische unterliegen immer Wildbestandsfischen bedingt durch Eichung auf Menschen und Fütterung.
    In Abhängigkeit des Alters zum Zeitpunkt des Besatz. Also nicht "immer".

    -Gefahr für Besatzsalmoniden durch fehlenden Fluchtreflex in Unterstände wie Gefahr durch Komoran,Mensch,Mink .
    Gewagte Aussage. Fehlende Fluchtreflexe sind sicher ein temporäres Problem. Fehlende Unterstände jedenfalls ein Permanentes.

    -Einbringung von Sauerstoff in Zuchtbetrieben erhöht die Bestandsdichte ,bei Verbringung in freie Gewässer später äußerst nachteilig z.B. im Sommer oder nach starken Regen mit weniger Sauerstoffwerten.
    Uups, das ist zumindest erklärungsbedürftig. Wo sollen denn "später" nach Verbringung in freie Gewässer die Nachteile liegen? Wie nachhaltig kann denn die Einbringung von Sauerstoff (ist wirklich von Sauerstoff die Rede, oder von Belüftung?) sein?

    Gruß Thorsten

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