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Thema: Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)

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    Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)

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    Systematik:
    Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
    Unterordnung: Pleocyemata
    Überfamilie: Flusskrebse (Astacoidea)
    Familie: Anomura (Panzerkrebse)
    Unterfamilie: Astacidae
    Gattung: Pacifastacus
    Art: Signalkrebs

    Wissenschaftlicher Name: Pacifastacus leniusculus

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ID:	4585
    Gonopoden beim Männchen
    Merkmale:
    In der äußerlichen Erscheinung ähnelt der Signalkrebs dem Edelkrebs. Durch die namensgebenden Färbungen der Scherengelenke lässt sich die Art jedoch recht gut vom Edelkrebs unterscheiden. Diese sind weißlich, zum Teil auch bläulich oder türkis, gefärbt. Die Körperfarbe ist braun und geht manchmal ins bläuliche oder rötliche. Die Scherenunterseiten sind wie beim Edelkrebs rötlich gefärbt. Der Panzer ist glatt. Die Nackenfurche hat keine Dornen. Das Tier hat zwei Augenleisten. Die männlichen Tiere werden in der Regel bis 18 cm, die weiblichen bis 15 cm groß. Es wurde aber auch schon von größeren Tieren berichtet. Männliche und weibliche Tiere lassen sich recht einfach unterscheiden. Vor dem ersten Paar Schreitbeinen befinden sich beim Männchen die Gonopoden. Gonopoden sind aus Extremitäten entwickelte Begattungsorgane.

    Ursprünglich Verbreitung:
    Der Signalkrebs ist im pazifischen Nordwesten der USA bzw. im Südwesten Kanadas, Bundestaat British Columbia, heimisch.

    Verbreitung in Europa als Neozoe:
    In den 60er Jahren wurde der Signalkrebs mehrfach aus den USA nach Skandinavien eingeführt, um den Verlust des Edelkrebses zu kompensieren. Von dort aus wurden Nachzuchten in verschiedene Länder Europas eingeführt. Direkte Einfuhren aus den USA fanden zudem in der 70er Jahren in Österreich statt. Seit der Einführung in Europa befindet sich die Art auf dem Kontinent und den britischen Inseln in der Ausbreitung.

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Name:	DSCF0969_.jpg
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ID:	4586
    Signalkrebshabitat -
    links unterspülte Mauer und Steinschüttung,
    rechts weicher Lehmboden und Wurzeln

    Lebensraum:
    Der Signalkrebs lebt in kleinen bis großen Fließgewässern und Stillgewässern von der Küste bis zum subalpinen Bereich. Auch im Brackwasser kann die Art überleben.
    In den Gewässern bevorzugt er Habitate, die ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten (Steine, Wurzeln) bzw. Winterquartiere bieten. In Bächen und kleineren Flüssen sind das tiefere ruhigere Bereiche (z.B. Gumpen) aber auch Staubereiche oberhalb von Wehren. Auch in der Nähe von anderen baulichen Anlagen (z.B. Ufermauern) fühlt sich die Art wohl und bezieht dort gerne Unterspülungen oder erosionsmindernde Steinschüttungen. Juvenile Tiere sind auch in flacheren Bereichen anzutreffen und verstecken sich unter anderem gern unter handgroßen Steinen.

    Lebensweise:
    Fortpflanzung
    Der Lebenszyklus des Signalkrebs ist typisch für einen Vertreter der Familie Astacidae.
    Die Paarung und das Legen der Eier findet im Herbst bei sinkenden Wassertemperaturen statt. Die Weibchen tragen die Eier unter dem Abdomen bis zum nächsten Frühjahr. Das Schlüpfen der kleinen Krebse ist abhängig von der Wassertemperatur und kann je nach Gewässer vom späten März bis Juli stattfinden, in unseren Breitengraden in der Regel im Mai. Die geschlüpften Krebse verbleiben vorerst bei der Mutter und werden von ihr, weiterhin, unter dem Abdomen getragen. Nach der zweiten Häutung werden die jungen Tiere selbstständiger, bis sie sich schließlich komplett von der Mutter trennen.

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ID:	4583
    Frisch geschlüpfte Krebse
    In einem Alter von 2-3 Jahren, bei einer Größe zwischen 6-9 cm werden die Tiere geschlechtsreif. Signalkrebse können sich mit Edelkrebsen paaren (Laborversuche). Die Eier sind allerdings nicht fruchtbar.
    Signalkrebse sind in der Lage über Land zu gehen und andere Gewässer aufzusuchen. Dafür müssen die Kiemen mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt sein. Das Vorhandensein von Feuchtigkeit bestimmt somit auch die Länge der Wanderung. Signalkrebse neigen zum Landgang insbesondere beim Aufsuchen neuer Habitate oder in der Fortpflanzungszeit zum Finden von Weibchen.
    Wie alle Krebstiere müssen sich Signalkrebse häuten. Die Anzahl der Häutungen pro Jahr ist altersabhängig und wird von weiteren Faktoren wie Temperatur, Kalkgehalt und Nahrungsangebot beeinflusst. Im ersten Jahr können sich die Tiere bis zu zehnmal häuten. Bis zur Geschlechtsreife nimmt die Anzahl der Häutungen ab. Ist die Geschlechtsreife erreicht häuten sich Männchen bis zu zweimal im Jahr, die weiblichen Tiere in der Regel einmal.

    Nahrung:
    Der Signalkrebs gilt als omnivor. Das Nahrungsspektrum des Signalkrebses umfasst unter anderem Wasserinsekten, Weich- und Krebstiere, Fische und deren Laich und Larven, aber auch Detritus, Algen und höhere Wasserpflanzen. Auch an Land wurden schon Tiere bei der Nahrungsaufnahme an Pflanzen beobachtet.

    Gefährdung:
    Als allochthone Tierart gilt der Signalkrebs hierzulande als nicht gefährdet. Die Art gefährdet aber, nicht nur als möglicher Überträger der Krebspest, in unseren Gewässern heimische Arten und Lebensgemeinschaften.

    Einfluss auf heimischen Lebensgemeinschaften:
    Je nach Gewässer und Populationsgröße können Signalkrebse einen starken Einfluss auf heimische Biozönosen haben. Insbesondere in kleineren Fließgewässern sind negative Effekte bei einem Signalkrebsvorkommen möglich. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass sich Signalkrebse, wo diese nicht heimisch sind, wesentlich agiler und aggressiver verhalten als in ihren natürlichen Lebensräumen auf dem amerikanischen Kontinent. Der Einfluss auf die typischen Lebensgemeinschaften in europäischen Gewässern scheint wesentlich größer zu sein als der angepasster, einheimischer Krebsarten. Auswirkungen auf das Makrozoobenthos, auch auf bodenlebende Fische wie die Koppe, werden berichtet. Dabei spielt nicht nur Nahrungskonkurrenz eine große Rolle, sondern auch territoriale Konkurrenz. Die Gesamtzahl, aber auch die Artenvielfalt von Wirbellosen kann in Bereichen mit Signalkrebsvorkommen reduziert sein. Je nach Gewässer(z.B. Oberläufe von Mittelgebirgsbächen) fehlen geeignete Prädatoren, die auf einen Signalkrebsbestand einwirken könnten.

    Krebspest:
    Die Krebspest ist eine Krankheit, die durch einen Pilz ausgelöst wird. Europäische Krebse erkranken bei Vorhandensein des Erregers sehr schnell und verenden. Bei einem Ausbruch liegt die Mortalitätsrate der heimischen Krebse in einem Gewässer in der Regel bei 100%.
    Der Signalkrebs kann die Krebspest übertragen, ist aber selbst unempfindlich gegenüber der Krankheit. Die Krebspest wird durch den Fadenpilz Aphanomyces astaci ausgelöst, welcher vermutlich vom amerikanischen Kontinent stammt. Die Pilzspore dringt über die äußeren Hautschichten in den Wirt ein. Nordamerikanische Krebse kapseln diese mit Hilfe von Enzymen ein und halten diese somit unschädlich. Bei einer Häutung jedoch wird dieser Erregerherd wieder ins Wasser abgegeben. Nur bei zusätzlichen Infektionen durch andere Erreger kann der Signalkrebs auch an der Krebspest verenden. Mittlerweile sind Methoden entwickelt worden, Signalkrebse auf eine Infektion mit dem Fadenpilz zu testen.

    Was tun, wenn Signalkrebse festgestellt werden?
    Hat sich die Art einmal in einem Gewässer etabliert, ist sie, abhängig vom Typ des Gewässers, so gut wie nicht mehr zu entfernen. Eigentlich besteht, wenn überhaupt, nur in kleinen abgeschlossenen Gewässern die Chance, die Art wieder komplett zu entfernen. In Fließgewässern dürfte das unmöglich sein.
    Der erste Reflex bei einer Entdeckung der Art ist oftmals das Abfangen mit Reusen. Es gibt jedoch Hinweise, dass durch dieses Abfangen die zahlenmäßige Menge der Tiere zunehmen kann und die Dichte der Population größer wird. Das liegt wohl daran, dass Reusen Tiere erst ab einer bestimmten Größe fangen. Innerhalb einer Signalkrebspopulation findet in der Regel eine Selbstregulation statt. Unter den Tieren herrscht Konkurrenzdruck um Nahrung, Versteckmöglichkeiten und bei männlichen Tieren zudem um Weibchen. Wenn Tiere ab einer bestimmten Größe entnommen werden, wird diese Selbstregulation gestört mit dem Ergebnis, dass nachfolgende Generationen mehr Raum und Möglichkeiten zur Entwicklung haben. Es sind dann viele gleich große und starke Tiere vorhanden, die sich weniger selbst dezimieren, als dies bei einer Population mit einem differenzierten Altersaufbau der Fall wäre.
    Grundsätzlich ist es sinnvoll, sich erst einen Überblick über die Verbreitung und den Populationsaufbau zu verschaffen, sofern Maßnahmen zur Reduzierung und Verminderung der Ausbreitung der Population geplant sind. Hilfe hierzu kann das Edelkrebsprojekt NRW geben.


    Quellen:
    www.edelkrensprojektnrw.de
    www.wirbellose.de

    Light, Theo: Measuring the Extent and Impact of Biotic Invasions: Case Study of Signal Crayfish in Sierra Nevada (CA) Streams
    Light, Theo: Behavioral effects of invaders: alien crayfish and native sculpin in a California stream
    S. Peay, et al.: The impact of signal crayfish (Pacifastacus leniusculus) on the recruitment of salmonid fish in a headwater stream in Yorkshire, England
    Patrik Stenroth, Per Nyström: Exotic crayfish in a brown water stream: effects on juvenile trout, invertebrates and algae
    Esa Ranta, Kai Lindström: Body size and shelter possession in mature signal crayfish
    Tom P. Moorhouse, David W. Macdonald: The effect of removal by trapping on body condition in populations of signal crayfish
    Geändert von heretic (05.05.12 um 11:08 Uhr)

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