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Thema: Das Amphibienjahr 2012

  1. #31
    GW-Forum Team
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    Avatar von Mattes
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Was für eine beschissene Situation!

    Vorgestern waren die ersten Kröten auf Rückwanderkurs. Gestern waren es am Heitkamp schon gut 40 Tiere. Am Holländer ebenso. Auf der Straße am Holländer lagen die ersten gut 30 - 40 toten Tiere, da der Zaun erst mit Beginn der Rückwanderung umgestellt werden sollte. Ist halt doof, wenn man zu wenig Material zur Verfügung hat.

    Ergo habe ich vorgestern eine Mail an den Kreis geschrieben und sie über die Rückwanderwelle informiert, damit diese das Umsetzen des Zaun veranlassen kann.

    Heute morgen bin ich dort hin gefahren, obwohl ich die Schicht von jemand anderen ausgeführt wurde. Eine Vorahnung vielleicht. Der Zaun war nicht umgesetzt worden. Also ab nach Hause und den Leiter der Landschaftsbehörde befragt. Die Auskunft: Ja, man habe das Umsetzen in Auftrag gegeben. Die Ausführung könne aber frühestens am Montag morgen statt finden.

    Toll. Heute, morgen und übermorgen werden ab der Dämmerung hunderte von Tieren den Rückweg antreten. Wer nicht platt gefahren wird, wird vom hohen Rinnstein gestoppt. Und da ist Ende der Wanderung. Das Verkehrsaufkommen dort ist recht hoch und es wird mit zirka 70 Km/h gefahren. Es werden Tiere im dreistelligen Bereich betroffen sein.

    Was tun? Stadt Geldern angerufen, ob das Gartenamt helfen kann - Keine Zuständigkeit. (Bei diesem Satz könnte ich kotzen)

    NaBu Geldern angerufen - Keine da. Bzw. am Nachmittag terminlich gebunden.

    NaBu Zentrum Gelderland angerufen: Schulterzucken - Verweiß auf Geldern.

    Freunde angerufen - alle nicht da oder keine Zeit.

    Tierschutz angerufen - keiner da.

    Jemanden beim ASV anzufragen habe ich mir von vorne herein gespart. Brauche keine dämlichen Witze über Froschschenkel mehr.

    Habe nun selber meine Termine für den Nachmittag abgesagt, ebenso die Teilnahme an der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse vom ASV-Kleve heute Abend. Auto beladen mit Schubkarren und Spaten.

    Werde nun selber diesen verdammten Zaun alleine umsetzen - und wenn es bis Mitternacht dauert.


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    Helfer Friedi im Einsatz. Einmal alles rüber auf die andere Seite.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  2. #32
    Helmuth
    Gast

    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Tja lieber Mattes,

    das kommt uns sehr bekannt vor:

    Was tun? Stadt Geldern angerufen, ob das Gartenamt helfen kann - Keine Zuständigkeit. (Bei diesem Satz könnte ich kotzen)

    NaBu Geldern angerufen - Keine da. Bzw. am Nachmittag terminlich gebunden.

    NaBu Zentrum Gelderland angerufen: Schulterzucken - Verweiß auf Geldern.

    Freunde angerufen - alle nicht da oder keine Zeit.

    Tierschutz angerufen - keiner da.

    Jemanden beim ASV anzufragen habe ich mir von vorne herein gespart. Brauche keine dämlichen Witze über Froschschenkel mehr.

    Habe nun selber meine Termine für den Nachmittag abgesagt, ebenso die Teilnahme an der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse vom ASV-Kleve heute Abend. Auto beladen mit Schubkarren und Spaten.

    Werde nun selber diesen verdammten Zaun alleine umsetzen - und wenn es bis Mitternacht dauert.
    Danke für Dein Engagement!


    VG Helmuth

  3. #33
    GW-Forum Team Avatar von Albert
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Blöder Freitag, alle wollen ins WE.
    Ein Glück, das Du das nicht mit ansehen kannst und handelst.
    Gruß
    Albert

  4. #34
    GW-Forum Team
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Bin zurück und völlig geplättet.

    Ein Freund aus Rheinberg hat sich ins Auto gesetzt und mit angepackt. Alleine wäre es unmöglich gewesen. An der neu erbauten Straße ist der Grund hoch verdichtet. Das Graben der Löcher für die Eimer oder das Einstechen der Haltestangen wurde zum Geduldsspiel. Um 15:00 Uhr hatten wir losgelegt, um 20:00 Uhr war der Zaun an Ort und Stelle. Zwischen unseren Beinen wuselten kurz vor Schluss schon die ersten Wanderer.

    Wir haben uns dann in der Tanke jeder eine Pulle Bier geholt und uns auf eine Bank am See gesetzt und den kleinen dabei zugesehen, wie sie aus dem Wasser gekrochen kamen. Im Hintergrund haben sie dann die Eimer verschluckt.

    Schönes Gefühl.

    Meinem Kontaktmann bein NaBU bin ich nicht böse. Der opfert jede freie Minute, um draußen im Feld nach dem Rechten zu sehen. Bei weitem mehr als ich. Mit der Kommune hingegen werde ich mich noch mal an den Tisch setzen müssen.

    Eine Kröte interessiert es nicht wer zuständig ist. Da ich selber aus einer anderen Kommune komme, wäre ich eigentlich wohl auch kaum zuständig. Liegt mir ein wenig im Magen diese dämliche Aussage.

    Habe gerade mal einen Blick auf meine Listen geworfen. Die 2000er-Grenze wurde heute (wie jedes Jahr) überschritten. In den letzen drei Jahren wurden somit über 6500 Tiere transportiert.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  5. #35
    GW-Forum Team Avatar von Georg
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Mattes, meinen tiefsten Respekt für Euch beide.

  6. #36
    GW-Forum Team
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    Avatar von Mattes
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Helmuth, Albert und Georg,

    hättet ihr keinen Deut anders gehandhabt. Kenne euch zu gut. Also, gut ist mit Lobhudelei (Ja, Thomas, mit einem "d").
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  7. #37
    Helmuth
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Zitat Zitat von Mattes Beitrag anzeigen
    Helmuth, Albert und Georg,

    hättet ihr keinen Deut anders gehandhabt. Kenne euch zu gut. Also, gut ist mit Lobhudelei (Ja, Thomas, mit einem "d").
    Nix Lobhudelei!

    Weißt Du, da rennen hunderte von Leuten an regelmäßig vertrocknenden Fischen und Kaulquappen vorbei und schauen den Tieren völlig ungerührt beim Vertrocknen zu.

    Eine Mutter mit ihrem Sohn sind die Einzigen, die versuchen unzählige Tiere mit Eimern ins Wasser zu bringen.

    Mattes, ich weiß schon von was ich hier schreibe und bin der Letzte der sich mit Lob überschlägt.

    VG Helmuth

  8. #38
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Am Samstag werden die Strecken geschlossen. Die Wanderung ist abgeschlossen. Schon jetzt fahre ich teils für 1 Tier die Strecken ab. Werde in den kommenden Tagen die Zahlen bearbeiten und hier präsentieren.

    Man soll es nicht glauben, aber wir werden bei unserer Tätigkeit wahrgenommen. Hatte gestern einen sehr netten und überraschenden Fund im Eimer.

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    Habe die Bärchen allerdings nicht auf der anderen Straßenseite sich selbst überlassen, sondern ohne behördliche Genehmigung eingesackt und aus ihrem bisherigen Habitat entführt.


    Und ohne Deppen ging es auch dieses Jahr wieder nicht. Da hat jemand das mit den Eimer an der Strecke wieder vollkommen missverstanden.

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    5 neue Eimer zum leeren.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


  9. #39
    GW-Forum Team Avatar von Thomas
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Zu Bild 2:

    Hier handelt es sich vermutlich um eine nicht komplett durchdachte Sachspende eines ebenfalls Natur-/Amphibienbegeisterten aus dem Kreis.
    ~~~

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
    (Aphorismus von G.C. Lichtenberg)


    Gruß Thomas

  10. #40
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    AW: Das Amphibienjahr 2012

    Abschlussbericht:

    Alle Zahlen beziehen sich nur auf meine eigene Sammeltätigkeit. Da ich 4-5 Tage in der Woche, also von 7 Tagen gesammelt habe, ergibt sich daraus in etwa 65% des gesamten Ergebnisses. Will man sich also das totale Ergebnis vor Augen führen, muss man in etwa ein Drittel aufschlagen.


    Wilmessee:

    Artenverteilung

    Arten Anzahl nur Hinweg = % Anzahl Hin und Rück
    Erdkröten 983 81,92 1121
    Grasfrösche 55 4,58 83
    Grünfrösche 0 0 0
    Teichmolch 33 2,75 33
    Bergmolch 129 10,75 129


    Insgesamt wurden somit in diesem Jahr "nur" 1366 Tiere transportiert. Im Vergleich zum letzten Jahr wesentlich weniger. Kann aber daran liegen, dass die Hauptwanderung in einen Zeitraum gefallen ist, der von jemanden anderem bewältigt wurde. Da können schon mal 500 Tiere an einem Tag durchrutschen.

    Geschlechterverteilung Molche:

    Art Anzahl = %
    Teichmolch gesamt 33 20,37
    Bergmolch gesamt 129 79,63
    Teichmolch - Männchen 16 48,48
    Teichmolch - Weibchen 17 51,52
    Bergmolch - Männchen 57 44,19
    Bergmolch - Weibchen 72 55,81


    Holländer See:


    Arten Anzahl nur Hinweg = % Anzahl Hin und Rück
    Erdkröten 602 96,78 734
    Grasfrösche 6 0,96 6
    Grünfrösche 0 0 0
    Teichmolch 1 0,16 1
    Bergmolch 13 2,09 13

    Von mir wurden am Holländer See 754 Tiere über die Straße gebracht. Von meiner Kollegin wurden mir weitere 299 Tiere gemeldet. Macht zusammen: 1068 Tiere.

    Für das erste Jahr ein grandioser Schnitt. Niemand hatte mit dieser Menge gerechnet.

    Die festgestellte Quote der mit der Chromomykose befallenen Tiere unter den Erdkröten wurde wie folgt festgestellt: In einem bestimmten Zeitfenster wurden von 386 Erdkröten 27 Tiere vorgefunden, die mit dem Schwärzepilz befallen waren. Dies entspricht 6,9 %. Am Wilmessee wurden dagegen nur 3 befallene Tiere insgesamt gefunden.

    An beiden See zusammen konnten somit 2434 Tiere vor einem eventuellen Straßentod bewahrt werden.

    Zum Vergleich die vergangenen drei Jahre:

    2010 2069
    2011 2285
    2012 2434

    Macht insgesamt 6788 Tiere in drei Jahren.

    Für das kommende Jahr muss sich allerdings etwas ändern. Da für mich jede Strecke 29 KM Fahrt bedeuten und diese Strecke zwei Mal täglich befahren werden musste, ergeben sich daraus 33 Fahrten a 29 KM = 957 gefahrene KMs. Bei den steigenden Spritpreisen ein teures und in Zukunft kaum leistbares Vergnügen. Die Ökobilanz je Kröte sieht so betrachtet verheerend aus. Das Ganze muss durch lokale Helfer besser unterstützt werden.

    Die kleine Senke in Achterhoek:

    Zur Artenfeststellung wurde um eine 300 qm2 große Wasserfläche (Auskiesung nach Eigenbedarfsrecht) ein 7 Meter langer Fangzaun aufgestellt.Das Ergebnis für das Monitoring zur Artenfeststellung der kleinen Senke in Achterhoek sieht wie folgt aus:

    Bergmolch Teichmolch Erdkröte Grasfrosch Grünfrosch
    Männlich Weiblich Männlich Weiblich
    28.02. 3 1
    29.02. 2 1 1
    01.03. 3
    02.03. 2 1 2
    04.03. 2 1 1
    05.03. 2 1
    11.03. 3 4 1 1
    12.03. 2
    13.03. 1 3 4
    15.03. 1 2
    16.03. 1 1 5 1
    22.03. 7
    summe 15 15 1 1 26 1 1

    Auch im Achterhoek ist wie fast überall ein starker Rückgang des Teichmolches zugunsten des Bergmolches zu verzeichnen. Allerdings dominiert hier ausnahmsweise mal nicht die Erdkröte das Geschehen, sondern der Bergmolch.

    Die Verteilung in Zahlen:

    Art Anzahl %
    Bergmolch 30 50
    Teichmolch 2 3,33
    Erdkröte 26 43,33
    Grasfrosch 1 1,67
    Grünfrosch 1 1,67
    Summen 60

    Erschreckend hoch war die Infektionsrate der Erdkröte mit der Chromomykose. Hier waren mehr als 50 % der Tiere befallen.


    Bleiben die Zahlen aus meinem Kellerschacht:

    BM Männchen BM Weibchen TM Männchen TM Weibchen
    23.02. 1 3
    24.02. 1 5 1
    26.02. 2 2
    28.02. 3 2
    29.02. 1 1
    02.03. 1 1
    04.03. 1 1
    05.03. 2
    12.03. 2
    Summen 1 5 18 6
    % 3,3 16,7 60 20

    Auf mir unerklärliche Weise widerspricht das Ergebnis der Fänge im Kellerschacht allen anderen Statistiken im Umkreis. Nirgends sonst wurde ein solch hoher Anteil an Teichmolchen festgestellt. Der Teichmolch hat hier gegenüber Bergmolch einen Anteil von 80 zu 20 %. Möglicherweise spielt das Habitat eine große Rolle. Während alle anderen Fangstellen eher umwaldet sind, oder Wälder in unmittelbarer Nähe angrenzen, umgibt das "Habitat" Kellerschacht ein Naturgarten mit vielen Unterschlüpfen, die aber fast keine Nadelholzpopulation aufweist.

    Für die kommenden Jahre wurde mir nun vom Amt eine Dauergenehmigung für das Einfangen von Amphibien zugesagt. Ziel wird es sein alle Kleinstgewässer im Achterhoek genau unter die Lupe zu nehmen.
    Gruß vom Mattes

    Zuhause ist da, wo das Land platt ist, Kühe und Pappeln rumstehn, der Nebel wabbert und Diebels getrunken wird.


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