Georg
18.06.11, 20:50
Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Köcherfliegen (Trichoptera)
In Deutschland sind mehr als 300 Arten (http://www.trichoptera-rp.de/Tricho-Checkliste_Deutschland-2008.pdf) bekannt, die Unterscheidung derselben ist teilweise recht schwierig, deshalb beschränkt man sich (auch die Fachliteratur) oftmals auf Zuordnungen nach Überfamilie und Familie.
Bei der Bestimmung von Köcherfliegen und deren Larven spielt das Habitat eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn man einen Imago oder Larven-Fund anhand nachfolgender Kriterien bestimmen möchte.
Die Imagines lassen sich anhand von einigen Bestimmungsmerkmalen recht gut auseinander halten. Hierfür benötigt man folgende Merkmale:
Größe von Körper und Flügel
Form der Geschlechtsorgane
Spornzahl oder Spornformel
Mundwerkzeuge
Augen
Flügel
Färbung und Behaarung der Flügel
Fühler
Einen Bestimmungsschlüssel für Imagines findet man z.B. hier: Fliegenfischerseite von Jürgen Gaul (http://www.jgaul.de/index3.htm). Zur Übersicht der familiären Zuordnung von Imagines habe ich mal eine Tabelle gebastelt:
Überfamilien:
Familien:
Flügelspannweite d. Imago i. mm
Habitat: Fließgewässer
Habitat: Stillgewässer
Rhyacophiloidea
Rhyacophilidae
8 - 37
X
Glossosomatidae
8 – 20
X
Hydroptilidae
3 – 9
X
X
Hydropsychoidea
Philipotamidae
11 – 29
X
Psychomyidae
8 – 18
X
X
Ecnomidae
9 – 13
X
X
Polycentropidae
10 – 30
X
X
Hydropsychiadae
13 – 37
X
Limnephiloidea
Brachycentridae
12 – 26
X
Phyrganeidae
18 – 68
X
Lepidostomatidae
11 – 22
X
Limnephilidae
11 – 58
X
X
Goeridae
13 – 23
X
Beraeidae
8 – 13
X
Sericostomatidae
20 – 33
X
Odontoceridae
24 – 40
X
Leptoceridae
10 – 30
X
X
Molannidae
16 – 31
X
X
Thremmatidae
12 - 13
X
Ich hoffe, es ist noch nicht zu unübersichtlich, denn es geht noch weiter! :ärger:
Will man nun Larven-Funde exakt differenzieren, was vermutlich häufiger vorkommt, wird man um einen Bestimmungsschlüssel (z.B. n. Wichard, Stresemann (http://www.gw-forum.de/showthread.php?273-Buchtipp-E.-Stresemann-Exkursionsfauna-von-Deutschland) oder Brohmer) nicht herumkommen. Eine weitere interessante PDF zu diesem Thema findet man hier: Larvaltaxometrie der Trichoptera in Fließgewässern (http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2009/1956/pdf/pitsch_thomas.pdf)
Für eine grobe Zuordnung der Familie geht es aber auch ohne. Hier kommen zunächst Unterscheidungen der 2 Larventypen nach dem Habitus zum tragen:
Annulipalpia - Campodeide Larven:1868
Zu den Überfamilien Rhyacophiloidae und Hydropsychoidea gehörend ist ihr Kopf
nach vorn gerichtet, Kopf und abgeflachter Körper bilden eine fast gerade Linie.
Die campodeiden Larven leben frei oder in verschieden geformten transportablen
oder ortsfesten Köchern, auch die netzspinnenden Arten gehören zu diesen Typen.
Integripalpia – Eruciforme Larven:1867
Zur Überfamilie Limnephiloidea gehörend weist sie einen walzenförmigen, raupenähnlichen Körper mit nach unten gerichtetem Kopf auf. Diese Überfamilie baut Köcher aus diversen Materialien, hier können Pflanzenteile, Holzstücke, Sand, Kiesel, Muschel- und Schneckenschalen oder Seidengespinste verbaut werden.
1871Um schon mal eine grobe familiäre Einschätzung anhand des Fundortes Fließgewässer durchführen zu können, sollten wir mal schauen, welche Familien welches Habitat bevorzugen:
Hydropsychoidea bauen in direkter Strömung ihre Netze.
Glossosomatidae und Goeridae bauen ihre Köcher auf den Steinen des Bachbettes und leben im Schutz der strömungsfreien Grenzschicht der Steine.
Limnephilidae bevorzugen strömungsgeschützte Totwasserbereiche hinter und unter überströmten Steinen.
Rhyacophilidae krallen sich im Sediment des Bachbettes fest und sichern sich zusätzlich mittels eines Seidenfadens gegen das Abtreiben.
Zur einfachen Unterscheidung kann bei der köchertragenden Trichoptera, auch die Köcherform zur Bestimmung herangezogen werden:
Familie:
Köcherform:
Material:
Habitat:
Fließgewässer
Habitat:
Stillgewässer
Brachycentridae
zylindrisch, selten viereckig
Sand, Pflanzenteile
X
Phryganeidae
zylindrisch, schraubenförmig angeordnet
Pflanzenteile
X
Lepidostomatidae
zylindrisch-konisch, manchmal viereckig
feiner Sand,
bzw. Pflanzenteile
X
Limnephilidae
zylindrisch
Sand, Kiesel, Pflanzenteile
X
X
Goeridae
zylindrisch-gerade,
flügelartig verbreitert
feiner Sand mit seitlichen „Stabilisierungs-steinchen“
X
Beraeidae
konisch, stark gebogen, glatte Oberfläche
Sand
X
Siricostomatidae
glatte Oberfläche, konisch gebogen
feiner Sand
X
Odontoceridae
konisch gebogen, hinten wenig verschmälert
Sand
X
Leptoceridae
konisch, stark gebogen
feiner Sand, Pflanzenteile
X
X
Molannidae
röhrenförmig oder schildförmig verbreitert
feiner Sand
X
X
Thremmatidae
mützenartig
feiner Sand
X
Glossosomatidae
schildkrötenpanzerartig
Kiesel, Sand
X
Will man nun noch die Familien der nicht köchertragenden Trichoptera auseinander dröseln, bleibt nur noch eine gute Lupe bzw. ein Mikroskop und die Differenzierung nach den oben genannten Bestimmungsschlüsseln, allerdings sei hier gesagt, dass es gerade bei den Larven immer recht schwierig sein wird, eine exakte Zuordnung durchzuführen, Überlappungen der Merkmale bei köcherlosen Trichoptera oder habitatsabhängige Varianten von Köchern sind nicht ungewöhnlich und machen uns die Sache nicht leichter.
Zum Schluss noch einen Link-Tip: Trichoptera-RP-die Köcherfliegenseite von P. J. Neu (http://www.trichoptera-rp.de/html/terminologie_imagines.html)
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Köcherfliegen (Trichoptera)
In Deutschland sind mehr als 300 Arten (http://www.trichoptera-rp.de/Tricho-Checkliste_Deutschland-2008.pdf) bekannt, die Unterscheidung derselben ist teilweise recht schwierig, deshalb beschränkt man sich (auch die Fachliteratur) oftmals auf Zuordnungen nach Überfamilie und Familie.
Bei der Bestimmung von Köcherfliegen und deren Larven spielt das Habitat eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn man einen Imago oder Larven-Fund anhand nachfolgender Kriterien bestimmen möchte.
Die Imagines lassen sich anhand von einigen Bestimmungsmerkmalen recht gut auseinander halten. Hierfür benötigt man folgende Merkmale:
Größe von Körper und Flügel
Form der Geschlechtsorgane
Spornzahl oder Spornformel
Mundwerkzeuge
Augen
Flügel
Färbung und Behaarung der Flügel
Fühler
Einen Bestimmungsschlüssel für Imagines findet man z.B. hier: Fliegenfischerseite von Jürgen Gaul (http://www.jgaul.de/index3.htm). Zur Übersicht der familiären Zuordnung von Imagines habe ich mal eine Tabelle gebastelt:
Überfamilien:
Familien:
Flügelspannweite d. Imago i. mm
Habitat: Fließgewässer
Habitat: Stillgewässer
Rhyacophiloidea
Rhyacophilidae
8 - 37
X
Glossosomatidae
8 – 20
X
Hydroptilidae
3 – 9
X
X
Hydropsychoidea
Philipotamidae
11 – 29
X
Psychomyidae
8 – 18
X
X
Ecnomidae
9 – 13
X
X
Polycentropidae
10 – 30
X
X
Hydropsychiadae
13 – 37
X
Limnephiloidea
Brachycentridae
12 – 26
X
Phyrganeidae
18 – 68
X
Lepidostomatidae
11 – 22
X
Limnephilidae
11 – 58
X
X
Goeridae
13 – 23
X
Beraeidae
8 – 13
X
Sericostomatidae
20 – 33
X
Odontoceridae
24 – 40
X
Leptoceridae
10 – 30
X
X
Molannidae
16 – 31
X
X
Thremmatidae
12 - 13
X
Ich hoffe, es ist noch nicht zu unübersichtlich, denn es geht noch weiter! :ärger:
Will man nun Larven-Funde exakt differenzieren, was vermutlich häufiger vorkommt, wird man um einen Bestimmungsschlüssel (z.B. n. Wichard, Stresemann (http://www.gw-forum.de/showthread.php?273-Buchtipp-E.-Stresemann-Exkursionsfauna-von-Deutschland) oder Brohmer) nicht herumkommen. Eine weitere interessante PDF zu diesem Thema findet man hier: Larvaltaxometrie der Trichoptera in Fließgewässern (http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2009/1956/pdf/pitsch_thomas.pdf)
Für eine grobe Zuordnung der Familie geht es aber auch ohne. Hier kommen zunächst Unterscheidungen der 2 Larventypen nach dem Habitus zum tragen:
Annulipalpia - Campodeide Larven:1868
Zu den Überfamilien Rhyacophiloidae und Hydropsychoidea gehörend ist ihr Kopf
nach vorn gerichtet, Kopf und abgeflachter Körper bilden eine fast gerade Linie.
Die campodeiden Larven leben frei oder in verschieden geformten transportablen
oder ortsfesten Köchern, auch die netzspinnenden Arten gehören zu diesen Typen.
Integripalpia – Eruciforme Larven:1867
Zur Überfamilie Limnephiloidea gehörend weist sie einen walzenförmigen, raupenähnlichen Körper mit nach unten gerichtetem Kopf auf. Diese Überfamilie baut Köcher aus diversen Materialien, hier können Pflanzenteile, Holzstücke, Sand, Kiesel, Muschel- und Schneckenschalen oder Seidengespinste verbaut werden.
1871Um schon mal eine grobe familiäre Einschätzung anhand des Fundortes Fließgewässer durchführen zu können, sollten wir mal schauen, welche Familien welches Habitat bevorzugen:
Hydropsychoidea bauen in direkter Strömung ihre Netze.
Glossosomatidae und Goeridae bauen ihre Köcher auf den Steinen des Bachbettes und leben im Schutz der strömungsfreien Grenzschicht der Steine.
Limnephilidae bevorzugen strömungsgeschützte Totwasserbereiche hinter und unter überströmten Steinen.
Rhyacophilidae krallen sich im Sediment des Bachbettes fest und sichern sich zusätzlich mittels eines Seidenfadens gegen das Abtreiben.
Zur einfachen Unterscheidung kann bei der köchertragenden Trichoptera, auch die Köcherform zur Bestimmung herangezogen werden:
Familie:
Köcherform:
Material:
Habitat:
Fließgewässer
Habitat:
Stillgewässer
Brachycentridae
zylindrisch, selten viereckig
Sand, Pflanzenteile
X
Phryganeidae
zylindrisch, schraubenförmig angeordnet
Pflanzenteile
X
Lepidostomatidae
zylindrisch-konisch, manchmal viereckig
feiner Sand,
bzw. Pflanzenteile
X
Limnephilidae
zylindrisch
Sand, Kiesel, Pflanzenteile
X
X
Goeridae
zylindrisch-gerade,
flügelartig verbreitert
feiner Sand mit seitlichen „Stabilisierungs-steinchen“
X
Beraeidae
konisch, stark gebogen, glatte Oberfläche
Sand
X
Siricostomatidae
glatte Oberfläche, konisch gebogen
feiner Sand
X
Odontoceridae
konisch gebogen, hinten wenig verschmälert
Sand
X
Leptoceridae
konisch, stark gebogen
feiner Sand, Pflanzenteile
X
X
Molannidae
röhrenförmig oder schildförmig verbreitert
feiner Sand
X
X
Thremmatidae
mützenartig
feiner Sand
X
Glossosomatidae
schildkrötenpanzerartig
Kiesel, Sand
X
Will man nun noch die Familien der nicht köchertragenden Trichoptera auseinander dröseln, bleibt nur noch eine gute Lupe bzw. ein Mikroskop und die Differenzierung nach den oben genannten Bestimmungsschlüsseln, allerdings sei hier gesagt, dass es gerade bei den Larven immer recht schwierig sein wird, eine exakte Zuordnung durchzuführen, Überlappungen der Merkmale bei köcherlosen Trichoptera oder habitatsabhängige Varianten von Köchern sind nicht ungewöhnlich und machen uns die Sache nicht leichter.
Zum Schluss noch einen Link-Tip: Trichoptera-RP-die Köcherfliegenseite von P. J. Neu (http://www.trichoptera-rp.de/html/terminologie_imagines.html)